Bei dir

Es ist halb zehn abends. Du hast schon eine Weile geschlafen. Vom Husten wirst du unruhig. Du weinst und kannst dich nicht beruhigen. Du stehst im Bett, drückst dich durch, weist uns zurück. Inzwischen kennen wir solche Situationen. Da sein. Warten. Zuhören. Ganz in diesem Moment. Ganz bei dir. 

Leise Summe ich eine Melodie. Für mich. Für dich. Du nimmst meine Hand, ziehst mich mit. Auf meinen Arm. “In die Trage!” Dann sind es nur noch du und ich. Wir. Die Welt da draußen ist egal. Du schmiegst dich an mich. Dein Kopf klemmt unter meinem Kinn. Deine Beine reichen mir längst bis zu den Knien. In diesem Moment werden wir wieder Eins. Für einen Moment bist du wieder mein kleines Baby. So zart. So bedürftig. So geborgen. 

Ein kurzer Moment. Du tankst voll auf. Dann willst du wieder in dein Bett. 

Du weißt, du darfst immer wieder mein Baby werden, egal wie groß du schon bist. Und ich sauge sie ein, diese kleinen Momente. Kostbar sind sie nun. 

“Mama ich will auch Schwimmflügel”

In den Osterferien war ich zum ersten Mal alleine mit beiden Kindern im Schwimmbad. Nach dem ich mit dem Septembermädchen alleine war, das Schwimmbad und alles kennen gelernt hatte und es so entspannt war, konnte ich mir auch vorstellen mit beiden Kindern schwimmen zu gehen. Hin zu kommt natürlich, dass beide Kinder nun etwas größer sind als während der letzten Freibadsaison. In der habe ich Anfragen auf gemeinsame Freibadbesuche immer abgelehnt. Mir war es einfach zu viel. Viele Menschen, viele Eindrücke für mich und die Kinder und dann auf zwei Kleinkinder aufpassen. Lieber habe ich unser Planschbecken raus geholt und mich gemütlich daneben gesetzt. So konnte ich meine Reserven eher auftanken, als gänzlich leer gesaugt und überlastet aus dem Freibad zu kommen. 

Natürlich war das Hallenbad in den Ferien nicht ganz leer wie bei unserem letzten Besuch. Aber trotzdem so, dass ich entspannt genug war. Und so wurde es auch ein schönes Erlebnis. Als erstes bin ich mit beiden Kindern zum Nichtschwimmerbecken an die Treppe gegangen. So standen wir dann da. Ich im 80 cm tiefen Wasser  und die Kinder auf ihrer ausgewählten Treppenstufe. Vorsichtig tastete sich der Dezemberjunge bis zur untersten Stufe. Dann war es ihm doch eher ungemütlich und er wollte lieber ins Kinderbecken. Als das Septembermädchen das hörte, hatte sie auch keine Lust mehr an der Treppe zu sein. Also gingen wir zum Kinderbecken. Dort trafen wir dann zufällig einen Kindergartenfreund des Dezemberjungen und so spielten beide erstmal Blauwal, später Pirat und allerlei andere Spiele. Sie sprangen durch das Wasser legten sich hin und hatten ihre wahre Freude. Auch das Septembermädchen fühlte sich wieder pudelwohl. Diesmal angelte sie sich verschiedenste Spielzeuge der anderen Kinder und probierte nach Herzenslust aus. Immer wieder “schwammen” Babys in Schwimmreifen mit Sitzvorichtung vorbei (Kennt Ihr die? Diese Dinger hab ich selber noch nie gesehen und musste innerlich mehrmals meine Hand an den Kopfschlagen, wobei ich das nicht wegen der Eltern, sondern wegen der Industrie/Wirtschaft mache, die mit solchen Produkten Ängste unterstützen und mal ehrlich, wie sieht den so ein Ding mit Kind drin aus. Die Kinder sind darin nur noch Puppen. Na Danke!). Neugierig wie Kinder sind Fragen natürlich beide was das ist. Auch der Kindergartenfreund hat Schwimmflügel an und so kommt irgendwann die Frage nach dem Warum? 

Warum haben die anderen Kinder Schwimmflügel?

Erstmal konnte ich die Frage mit, “weil die Mamas/Papas das möchten”, befriedigend beantworten. Doch das Thema war noch nicht vom Tisch. Kurz bevor wir gehen wollten, kam der Dezemberjunge ganz stolz mit einem Paar Schwimmflügel am Arm vorbei geschwommen (im 30 cm tiefen Wasser). Er hatte sie sich von einem Jungen ausgeliehen, der sie gerade nicht brauchte. So lies ich ihn ein paar Runden damit ziehen. Dann gab er sie wieder ab, denn es war Zeit für uns nach Hause zu gehen. 

Das Thema Schwimmflügel wird uns, trotz unserer elterlichen Klarheit, weiter beschäftigen. Wir müssen klare Antworten für unsere Kinder und Mitmenschen finden. Die unterschiedlichen Charaktere der Kinder (oder das Alter) erfordern, dass wir uns ganz darauf einlassen und schauen, wie es auch dem Kind damit geht. Wir sind immer umgeben von Schwimmhilfen, wenn wir schwimmen gehen. Selbst wenn im Schwimmbad selber keine Spielsachen Angeboten werden. Das wir ganz alleine im Schwimmbad sind wird eher selten vorkommen. Doch wie gehe ich damit um? An diesem Tag war ein Ausprobieren dran. Wie fühlt sich das an? Drückt es am Arm? Kann ich mich damit noch so bewegen wie ich das möchte? Es kommt, wie so oft, immer auf die Situation an. Eine richtige Antwort auf die Frage des Dezemberjungen ‘Warum ich nicht?’, werde ich nun suchen, so dass es für ihn auch ersichtlich wird. 

Wie erklärt ihr es Euren Kindern? Und wie geht ihr damit um, wenn sie die Schwimmhilfen ausprobieren wollen?

Frei-Schwimmer

Seit dem wunderbaren und inspirierenden Kinder in Bewegung Kongress kommen immer wieder Fragen zum freien Schwimmen lernen auf. Viele Eltern haben für sich beschlossen diesen Weg zu gehen und probieren nun diese Möglichkeit im Rahmen des Familienschwimmens aus. Auch ich werde nun regelmäßig mit beiden oder mit einem Kind schwimmen gehen. Um meine Erlebnisse und Erfahrungen mit anderen Eltern, also Euch, teilen zu können habe ich nun einen neue Kategorie ins Leben gerufen. Frei-Schwimmer. Hier könnt Ihr Berichte von Schwimmbad Besuchen lesen. Wie ging es mir als “unfrei-Schwimmer”, welche Fragen und Bedenken kommen auf. Aber vor allem wie erlebe ich die Kinder, welche Wege gehen sie und was ändert sich bei mir durch diese Erfahrungen. Ich freue mich sehr, wenn Ihr eure Erfahrungen und Erlebnisse in den Kommentaren hinterlasst und teilt. So können wir uns austauschen, Mut machen und den Weg ebnen für weitere Frei-Schwimmer. Hier habe ich bereits von meinem ersten Besuch mit dem Septembermädchen berichtet. 

Dankbarkeit durch kleine Rituale

“Wo wart ihr?”, fragt der Dezemberjunge unsere Nachbarin. “Ostergeschenke besorgen.”, antwortet sie. “Für uns?”, fragt der Dezemberjunge zurück. 

Kinder lernen sehr schnell, wo und wann sie etwas geschenkt bekommen. Ob es die Scheibe Wurst, der Traubenzucker oder ein Stück Laugengebäck ist, Kinder merken es sich und fordern es beim nächsten Mal wieder ein. Auch zu den Festen im Jahreslauf gibt es Geschenke. Ob groß oder klein ist ganz egal. Seit Tagen hören wir: “Der Osterhase bringt auch Schokolade!” Ganz selbstverständlich und mit einer großen Gewissheit kommt es aus dem Kindermund. 

Ja, der Osterhase bringt auch Schokolade. Warum wir Ostern feiern und warum der Osterhase, Eier und Schokolade bringt ist für viele nicht klar. Das es eine Vermischung von verschiedenen Festen ist. Das wir, als christlich geprägte Gesellschaft, die Auferstehung Jesu feiern. Der Sieg über den Tod. Was das mit Eiern und Hasen zu tun hat? Diese sind übernommen aus den Ritualen Frühlings- und Fruchtbarkeitsfesten, die vor der Christianisierung gefeiert wurden. Damals wurde aus Dankbarkeit für die Natur gefeiert. Das nach einem langen Winter die Natur wieder erwacht und sie die Menschen mit einer Fülle an Nahrungsmitteln beschenkt. 

Dankbarkeit. 

Ein großes Wort. Doch wie kann Dankbarkeit vorgelebt werden. Besonders an solch besonderen Tagen? Reicht ein kleines Wort? Aber an wenn richte ich mein “Danke”, wenn der Osterhase die Geschenke bringt und meistens nicht zu sehen ist? Wir haben dafür ein Osterhasenhäuschen gebaut und ihm Löwenzahn und Möhre als Dank und zur Stärkung hingelegt.  

    
 Beide Kinder konnten gut mithelfen, Material sammeln, Äste abschneiden und Blumen pflücken. Es ist eine gute Beschäftigung um das Warten ein bisschen zu verkürzen. Und Beide waren sich einig, dass sich der Osterhase darüber freuen wird und sich gut Stärken kann. Danke sagen, auf Osterhasenart. 

“Manchmal wünsche ich mir normal zu sein.”

Ich sitze mit dem Dezemberjunge auf dem Sofa im Kinderzimmer. Er ist zur Ruhe gekommen und hat sich auf meinem Schoß eng an mich gekuschelt. Auch Max und Puppi sitzen auf seinem Schoß und geben ihm Halt. Es ist bereits nach acht Uhr abends. Wir haben einen aufregenden und anstrengenden langen Tag hinter uns. Ins Bett gehen geht so nun noch nicht. Erst einmal lesen wir ein bisschen Geschichte. Dann kuscheln wir noch ein wenig. Ich frage, ob er etwas Schönes heute erlebt hat. Er schüttelt den Kopf. Ich frage weiter, ob er etwas Anstrengendes erlebt hat. Wieder schüttelt er den Kopf. Auf die Frage nach etwas Lautem, antwortet er mit einem Lächeln und Kopf nicken. Er erzählt, wo er es als laut empfunden hat. Darauf hin erzähle ich ihm, dass es auch für mich sehr laut war. Außerdem, dass er sich gut geschützt hat, durch leises Summen und auf meinem Schoß halt suchen. Wir unterhalten uns noch weiter. Doch dieser kleine Moment des Wahrnehmen und Annehmen seiner ganz persönlichen Empfindungen war sehr wichtig. 

Der Dezemberjunge hat noch keinen Namen dafür. Er weiß noch nicht, dass er an dieser Stelle anders empfindet als viele andere Menschen. Und vielleicht ist es möglich für Hochsensible Menschen, ohne das Gefühl des Anders-Seins aufzuwachsen?  

Erst vor kurzem stand ich mit dem Herzensmann in der Küche. Irgendeine Situation hat mich überrollt. Ich weiß nicht mehr was, aber ich erinnere mich sehr gut an meine Worte. “Manchmal wünsche ich mir normal zu sein. Nicht immer alles so stark zu empfinden und wahrzunehmen. Manchmal wünsche ich mir ich wäre nicht so.” Dieser Wunsch nach einem Normalsein habe ich schon sehr lange. Je nach Lebenssituation ist er mal stärker oder schwächer bis gar nicht vorhanden. Und ich merke sehr deutlich, seit ich einen Namen für mein “Anders-Sein” habe, kommt der Wunsch immer seltener hoch. Ich kann mich und meine Besonderheit besser annehmen seit ich weiß, dass es die Hochsensibilität gibt. Seit ich weiß, dass ich hochsensibel bin, kann ich viel besser sagen: “so bin ich” und deutlich besser für mich sorgen. Meine Grenzen sind meine ganz persönlichen Grenzen. Diese muss ich berücksichtigen und ich habe kein komisches Gefühl mehr dabei, wenn ich zum Beispiel mich deutlich eher von einem sozialen Event (egal wie groß oder klein) verabschiede. 

Ich kann mich, Dank des Wissens über die Hochsensibilität, besser annehmen und besser für mich sorgen. Ich konnte heute sehen, wie der Dezemberjunge für sich sorgt, in einer Situation die erstmal für ihn ausweglos erschien. Wir saßen da in einem vollen, lautem Café und er musste auf uns warten. Er konnte nicht ohne uns wieder gehen. Eine Ecke in der es ruhiger war, gab es auch nicht. Also suchte er Sicherheit auf meinem Schoß und summte leise für sich, um das Stimmengewirr aus zublenden.

In unserem Gespräch habe ich ihm gezeigt, dass das genau richtig war. Das nicht nur er es als zu laut empfunden hat und das es ganz okay ist etwas als zu laut zu empfinden. Denn das Wichtigste, was (hochsensible) Kinder erfahren sollten ist, dass sie genau richtig sind, so wie sie sind. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es gibt kein Normal und Nicht normal. Es gibt Menschen, jeden in seiner ganz besonderen Einzigartigkeit mit seinen Empfindungen und Grenzen.  Und, ich bin mir sicher, wenn Kinder das von Anfang an lernen und erfahren, dann haben sie kein Gefühl des Anders-Sein. Letztendlich sind wir alle ein kleines bisschen Anders. 

Von der lahmen Schnecke zum Techniker – wie Anderssein Alle bereichert 

  Heute beim Abholen erzählte mir die Bezugserzieherin des Dezemberjungen eine kleine Begebenheit aus dem Kinderhaus Alltag. Sie ist mit drei Kindern zum Moos sammeln für die Osternester gegangen. Unterwegs ging es dann los. Ein Kind sagte zum anderen “Du lahme Schnecke, lauf mal bisschen schneller.” Und “Mann der … Läuft immer so langsam” und und und. Das gab es schon öfters und auch ich hatte solche Situationen bereits bei meinen Elterndiensten. Der Junge, der nicht gerne so schnell läuft wie die anderen, läuft gerne und beständig und auch weite Strecken, aber in seinem Tempo. Dafür gehänselt zu werden ist nicht schön und kann Spuren hinter lassen. Nun, erzählte mir die Erzieherin, griff sie ein. Sie berichtete mir wie: Sie erzählte dem Jungen, der mit der Hänselei an fing “Weißt du warum … Nicht so schnell ist? Er ist ein Techniker. Er muss immer ganz viel nachdenken wenn er läuft und sich immer alles genau ansehen. Welche Autos lang fahren und was die machen, was die für Motoren haben und ganz viele andere Sachen.” Der Junge bekam große Augen und auch der andere Junge, der Techniker, begann zu nicken und stimmte dem zu und kam mit weiteren Dingen, die er beobachtet. Für den Moment war die Situation geklärt. Wie nachhaltig dieses “Einschreiten” der Erzieherin war, zeigt sich, an folgender Begebenheit. Die kleine Gruppe kommt wieder ins Kinderhaus zurück. Direkt geht der eine Junge zu den anderen Kindern und erzählt. “Wisst ihr was Kinder, … Ist ein Techniker. Darum läuft er nicht so schnell. Und das ist total gut. Er muss nämlich immer nachdenken.” Dabei sind seine Augen groß und leuchten und sind begeistert von dieser Erklärung. Jetzt ist es nicht mehr nur für ihn ge- und erklärt warum ein Junge langsamer läuft, sondern für alle. Und es wird von allen akzeptiert und respektiert. 

Ich bin unserer Erzieherin sehr dankbar. Den es ist der Dezemberjunge, der nicht so schnell läuft. Sie hat den Dezemberjungen genau erkannt und wahrgenommen und das für die anderen Kinder erklärt, sichtbar und verstehbar gemacht. So wird nicht auf den vermeintlichen Makel geschaut, sondern auf das, was dahinter liegt und etwas sehr wertvolles ist. So wird ein Anderssein nicht zur Last über die Zeit oder der Grund nicht dazu zugehören, sondern zu einer wertvollen Bereicherung für die gesamte Gruppe. Ich durfte auf dem Heimweg gleich eine Kostprobe von unserem Techniker bekommen. Wir gingen über die Neckarbrücke und er schaute sich sehr lange das Wasserkraftwerk an. Dann sagte er zu mir “Mama, ich möchte mir gerne mal ein Stromwerk ansehen.”

Windelfrei: “Ich geh mal kurz Pullern, Mama!”

Irgendwann in den letzten Februartagen hatte das Septembermädchen mal wieder einen wunden Po. Wir hatten noch eine Kiste Orangen. Die wurden vom Septembermädchen geliebt. Und so ist das mit dem wunden Po auch schnell erklärt. Damit dieser etwas Luft zum Ausheilen bekam, lies ich sie ohne Windel laufen. Ende Februar war es noch recht kalt. Sie hatte dann Socken, Stulpen und ein langes Wollkleid an. So waren der Po und die Oberschenkel auch beim Spielen im Sitzen bedeckt. Unser Holzfussboden im Erdgeschoss ist manchmal doch recht kalt. 

Wir werkelten dann so vor uns hin, die Kinder spielten und ich machte irgendwas im Haushalt. Da hörte ich: “Ich geh mal kurz Pullern. Warte kurz, ja?” – “Ich geh mal kurz pullern, Mama!” Das Septembermädchen hat zuerst mit Ansage das Spiel unterbrochen und dann mir Bescheid gegeben. Danach flitzte sie auf den Topf. Einen Augenblick später verkündete sie “Hab epullert!” und weiter ging es mit dem Spiel. Tja, und ich staunte. Bis dahin ging alles außer Standardsituationen wieder in die Windel. Oft fragte ich sie beim Wickeln, ob sie ohne Windel unterwegs sein möchte. “Nein”, war immer die Antwort. Sie wollte auch keine Stoffwindeln tragen, sondern die Wegwerfwindeln. Ich habe immer ihre Wahl akzeptiert. Auch wenn es mir mit Stoff viel lieber gewesen wäre. Ja, und nun das. Einfach mal selbständig ist sie auf den Topf gegangen. An diesem ersten Nachmittag gab es auch keinen Unfall. So beschloss ich: sie läuft zu Hause mit nacktem Po. Und das klappte die nächsten Tage wunderbar. Zu Hause ohne, unterwegs mit Windel.  

 Dann folgte eine Krankheitswoche. In dieser hat sie dann wieder eine Windel angezogen. Auf ihren Wunsch. Irgendwann kam sie dann wieder und fragte: “Darf ich mit nackigem Po rumflitzen?” Und so ist sie dann wieder zu Hause ohne Windel unterwegs gewesen. Es klappte sehr gut. Ab und zu gab es matürlich den ein oder anderen Unfall. Meistens war sie dann nicht schnell genug, aber schon auf dem Weg. Und sie ärgerte sich dann sehr, wenn es nicht klappte. Nach ungefähr einer Woche wollte sie dann gar keine Windel mehr anziehen, wenn wir raus gingen. Also probierten wir es ganz ohne. Es klappte meist super. Und so haben wir nun kein Windelkind mehr. “Ich bin ja kein Baby mehr, Mama. Ich hab ja keine Windel.”, sagte das Septembermädchen gestern zu mir. 

“Wir sind Fische”

“Wir schwimmen Mama. Wir sind Fische.”, sagte das Septembermädchen heute Vormittag zu mir. Wir liegen auf dem Bauch im flachen Wasser. Die Arme sind aufgestützt. Die Beine und der Körper lassen sich vom Auftrieb tragen. Langsam bewegen wir uns vor und zurück. Oder wir drehen uns um. Spüren wie das Wasser sich auf dem Rücken liegend oder sitzend anfühlt.  

 Es ist unglaublich leicht und entspannend. Nur wir zwei. Das Wasser ist Badewannen warm. Ich beobachte und liege im Wasser. Das Septembermädchen kann ganz entspannt und in Ruhe alles anschauen. Sie läuft mehrmals rein und raus aus dem flachen Becken. Sie spürt, wie das Wasser langsam tiefer wird. Sie geht in die Hocke und lacht. Ihre Badehose ist nass geworden. Sie setzt sich. Dann entdeckt sie die Schlange. Sie hält die kleinen Löcher zu oder ihre Hand in den starken Wasserstrahl. Klettert auf sie drauf und wieder runter. Immer und immer wieder.

    
    
   
Überhaupt geht es die ganze Zeit zwischen den Elementen Luft und Wasser hin und her.  Ob beim aufstehen und wieder hinsetzen. Oder sie klettert aus dem Becken und kommt wieder hinein gelaufen. Sie steigt die Treppe hinauf und wieder hinunter. Sie spritzt und lacht und entdeckt. Ganz bei sich auf ihre Art und Weise. 

Und ich liege da und beobachte. Beobachte sie in ihrem ungezwungenen Spiel. Beobachte sie, wie sie ganz frei und ohne jegliche Angst das Wasser entdeckt, sich treiben lässt und alles aufsaugt. Und ich beobachte mich, denn auch ich spüre und lerne und entdecke neu. Ich nehme den Auftrieb wahr. Lasse meine Beime und Arme tragen. Ich liege auf dem Bauch und spüre wie sich mein Körper hebt und senkt mit jedem Atemzug. Langsam. Auch ich spüre den Unterschied zwischen Luft und Wasser ganz deutlich und gehe die Treppe noch ein Mal. Und frage mich, ob ich mein Verhältnis zu Wasser ändern kann. Vielleicht. Freier werden. Den Weg gemeinsam mit den Kindern gehen und neu entdecken, was eigentlich so einfach von Anfang an erscheint.  

 
Morgen beginnt der Kinder in Bewegung Kongress bei dem es auch um das freie Schwimmen lernen geht. Ich bin schon sehr gespannt auf die Bilder und die Interviews. 

Der kleine Mann und der Dezemberjunge

Manchmal merkt man, dass etwas nicht mehr passt. Wie ein Mantel, der nicht mehr zum Stil passt, zu weit oder zu eng geworden ist. So geht es mir schon lange mit dem “kleinen Mann”. Denn klein ist er mit seinen 4 Jahren nicht mehr, dass darf ich jeden Tag in Gesprächen und Handlungen feststellen. Und so rumort es seit einer Weile in mir herum. Welcher Name könnte (länger) passen? Und kann ich einen Namen überhaupt ablegen wie einen zu klein gewordenen Mantel? 

Manchmal schon. Dann wen es überhaupt nicht mehr passt und man sich nicht mehr wohlfühlt dabei. Und so habe ich einen neuen Namen, natürlich nur hier auf dem Blog. Der kleine Mann wird zum Dezemberjunge. Das passt für mich sehr gut und natürlich auch zum Septembermädchen.  

Der Dezemberjunge beim Staubsaugen

Auf dem Weg zu einem liebevollen und respektvollen Miteinander

Am Wochenende habe ich ein kleines Büchlein gelesen. “Der Appell des Dalai Lama an die Welt” heißt es. Ein Interview in Buchform. Darin beschreibt der Dalai Lama seinen Ansatz für eine säkulare Ethik. Franz Alt fragt an einer Stelle: “Was sind die Grundlagen der säkularen Ethik?”

Dalai Lama: Achtsamkeit, Bildung, Respekt, Toleranz, Führsorge und Gewaltlosigkeit. 

Werte, die ich auch vertrete und meinen Kindern mit geben möchte. Doch wie kann man Respekt, Toleranz und Führsorge lernen?

Die Antwort ist simpel, doch nicht immer einfach: In dem unsere Kinder es erleben. Gehen wir respektvoll, tolerant und führsorglich mit ihnen um, werden sie es auch tun. 

Doch es ist nicht verbreitet einem Baby Kompetenzen zu zu gestehen. Es ist nicht verbreitet, dass Babys wissen und signalisieren was für sie gut und wichtig ist. Es ist nicht verbreitet Kleinkinder als vollwertige Menschen an zusehen, sie zu respektieren und sie sich selber sein zu lassen. Immer wieder sehe und erlebe ich, wie Kinder nicht Kinder sein dürfen, die Welt nicht auf ihre Weise entdecken dürfen und eigene Erfahrungen sammeln können. 

Doch wie können wir einen anderen Weg einschlagen? 

Wenn wir in Beziehung gehen zu unserem Kind, aber auch zu anderen Menschen und zu uns selbst. Wenn wir uns annehmen, wenn wir unsere Kinder annehmen wie sie sind. Wir dürfen alle Sein, in einem liebevollen und respektvollen Miteinander. Beginnen wir bei uns und unseren Kindern und es wird sich weiter und weiter ausbreiten. 

Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt zu sehen wünschen. – Mahatma Gandhi

In Beziehung zu leben geht nicht gleich von Heut auf Morgen. Es ist ein Prozess. Am Anfang mit kleinen Schritten und Stück für Stück gelingt es immer besser.  

 Mir hat letztes Jahr der große “Beziehung statt Erziehung“-Kongress geholfen. Viele Experten geben in Interviews Tipps und öffnen neue Wege. Am Freitag ist es soweit, denn der Kongress läuft noch einmal und es gibt noch neue Interviews dazu. Katharina hat zehn Menschen befragt, wie Ihnen der Kongress geholfen hat. Ich bin eine von ihnen! Mein Interview könnt Ihr auch im Rahmen des Kongresses sehen. Ich bin schon ganz gespannt.