Zwischen Walnüssen und Äpfeln

Ja, zwischen Walnüssen und Äpfeln kann ich baden. Oder zumindest meine Tage mit ihnen verbringen. Denn ganz im Zeichen der Ernte stehen die letzten Tage und auch die kommenden werden zum Teil von ihnen bestimmt.

Am Wochenende konnten wir einen Teil unserer Äpfel zum Pressen bringen. Zweierlei Saft haben wir gemacht. Einen reinen Apfelsaft aus zwei Sorten gemischt und einen Apfel-Birnen Saft. Denn irgendwie lagen dann doch einige Birnen im Gras. Und schmecken tun sie im Saft ganz hervorragend. So zum Essen sind sie nichts. Gepresst wurde bei Freunden, die wiederum einen Freund mit einer mobilen Presse haben, der seine Presse bei ihnen im Hof aufgebaut hat. Da ist Mitarbeit gefordert (Perfekt!) und man weiß ganz genau welche Äpfel in der eigenen Safttüte drin sind (nochmal Perfekt!). Und da ich das ganze uneingeschränkt empfehlen kann mache ich hier auch gerne Werbung. Auch wenn die “Mostbar” eigentlich nur im Raum Nürnberg unterwegs ist. Aber wer weiß denn schon wer hier alles so mit liest.

Heute gab es dann noch mal eine schöne Presserei. Dies mal mit weniger Saft, dafür mit um so mehr Händen. Der Kindergarten vom Septembermädchen war bei uns auf dem Lebensort und gemeinsam haben wir Apfelsaft gepresst. Vom Apfel bis zum Saft, dass war für die kleinen sehr spannend. Hand angelegt werden musste natürlich auch. Vom Apfel aufsammeln, waschen, häckseln bis zum pressen konnten die Kinder und Erzieher alles mit machen. Und dann kam das große kosten. Da haben ganz schnell alle ihre Becher gebracht. Und der Saft hat geschmeckt! Leckerst. Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob der Saft abgekocht wurde oder Rohköstlich ist. Und wenn mensch dann noch vorher ordentlich mit angepackt hat, ist so ein Saft sagenhaft köstlich.

Und wo bleiben da die Walnüsse bei so viel Apfel und Saft? Die liegen noch zum trocken. Teilweise fallen sie auch erst vom Baum. Und so bin ich regelmäßig dabei sie zu sammeln. Mein Sammlerherz macht Purzelbäume noch und nöcher. Was für eine Freude so schöne Walnüsse auf zulesen. Als Sammler kann Mensch auch nicht genug bekommen. Es könnten ja schlechte Zeiten kommen. Zu den zwei Stiegen auf dem Foto haben sich nun schon drei weitere gesellt. Ich glaube es ist dann doch genug. Nur der Sammler in mir ruft “Wintervorrat” und so bücke ich mich auch für die nächste und die nächste Nuss.

Kindergarten Klappe die 2.? – Oder warum übergeben übergriffig ist

Vor den Faschingsferien ging es los. Wenn ich die Kinder ins Kinderhaus bringe, ist das nicht immer so schön. Das Septembermädchen schreit und klammert sich an mich. Oder sie ist unendlich traurig und möchte nicht, dass ich gehe. Sieht sie mich, weil ich zwischen durch noch mal da bin wegen einem Termin, bricht sie zusammen. Ohne mich geht nicht. Also nehme ich sie wieder mit nach Hause. Ein schreiendes Kind dort zu lassen mache ich nicht. Besonders dann nicht, wenn sie klar formuliert, dass sie bei mir sein möchte. 

Sie ging bis dahin gerne in das Kinderhaus. Sie kennt sich aus. Sie hat Freunde gefunden. Sie fühlte sich wohl. So war zumindest mein Eindruck und ich bin nun ratlos. Ich weiß nicht, was der Auslöser ist. Ich weiß nicht, warum nun gerade der Wechsel kommt. Zu Hause spielt sie. Sie ist sehr kooperativ. Es gibt ein paar kleine fast unscheinbare Veränderungen. Sie möchte nun wieder mit mir aufs Klo gehen. Okay, das ist etwas nervig, denn eigentlich kann sie sich die Hose selber runter ziehen. Aber gut. Je nach Situation komme ich mit, oder ich erkläre ihr, dass es nicht geht, weil ich zum Beispiel gerade koche. Dann ist dies für sie meistens auch okay. Eine andere Situation, die wir so vorher nicht hatten, ist Folgende: Sie ruft mich und ich antworte nicht prompt sondern etwas später. Also innerhalb von drei bis fünf Minuten. Was eigentlich in Ordnung war bis dato. Sie fängt dann sehr stark an zu weinen, ist traurig oder lässt den Kopf betrübt auf die Brust sinken. So finde ich sie dann. Sie fühlt sich alleine, nein allein gelassen. Während der Spielphasen, fragt sie auch regelmäßig, wo ich bin. Für mich eigentlich klar, sie braucht wieder mehr Sicherheit. 

Die gebe ich ihr gerne. So ist für mich eines der wichtigsten Dinge in dieser Situation, auf das Septembermädchen hören. Das klingt nun ganz logisch und als das Selbstverständlichste der Welt. Ist es jedoch nicht. Und auch ich musste das für mich noch mal klar machen. Die schwierigen Situationen sind ja nicht die kleinen Momente zu Hause. In denen sind wir im Gespräch. Das Septembermädchen und ich und können so gestärkt aus diesen Situationen gehen. Ganz anders die Momente im Kinderhaus. Dort bin ich nicht mehr mit dem Septembermädchen alleine. Dort spüre ich nun ‘Erwartungen’ und meine ganz eigenen inneren Glaubenssätze. So habe ich die letzte Woche versucht, das Septembermädchen zu überreden da zu bleiben. Den Vorschlag der Erzieherin, das ich ihr das Kind (welches sich an mich klammert und weint) nun übergeben soll, habe ich ein Mal sehr widerstrebend angenommen. Beim Abholen habe ich direkt erklärt, dass ich das so nicht wieder machen werde. Ja, diese Situationen sind sehr unschön. War eine etwas zustimmende Reaktion. Doch für mich steckt da mehr als nur unschön dahinter. 

Denn was passiert eigentlich mit ‘dem Kind’? Es wird übergeben. Richtig. Ein junger Mensch wird zum Objekt gemacht. Ich kann nur etwas übergeben. Einen Menschen nicht. Ein Mensch übergibt sich im Zweifel selber. Das ist auch eine eher unschöne Situation. Der Mensch wird also zum Objekt, verliert dadurch so ziemlich alles. Hin zu kommt, das der junge Mensch sich äußert und seine persönlichen Bedürfnisse kundtut. Diese werden übergangen und beim jungen Menschen kommt an, es ist egal was du möchtest, ich mach was mir passt. Jeder der das so liest, möchte sicher nicht tauschen. Wer möchte schon gerne ein Übergabeobjekt sein. Doch es kommt noch mehr oben drauf. Die Person, der ich am meisten vertraue  (meistens bringen sehr vertraute Personen die jungen Menschen in den Kindergarten) nimmt mich nicht ernst. In einem Moment, in dem es mir wirklich nicht gut geht. Kann ich so einer Person weiterhin vertrauen? Puh. Alles in allem eine schwierige Situation. Und ein Vorschlag, der meiner Meinung nach, nicht wirklich hilft, auch wenn er häufig praktiziert wird. 

Wie es weiter geht? Mal sehen. Für mich ist klar, so das es für mich und vor allem für das Septembermädchen passt. 

Übergangszeit 

Noch ein Mal genießen wir die Sonnenstrahlen. Wir wissen, dass es bald, sehr bald anders wird. Und so sind wir viel draußen.  Der Dezemberjunge stromert mit den KinderhausKindern durch den Wald und möchte am liebsten gar nicht nach Hause. Er ist dort in seinem Element. Draussen. In der Natur. Das Septembermädchen fragt nun jeden Tag, darf ich auch? – Bald. Nur noch Wochen sind es nun. Sie freut sich. So wird es nicht nur draußen in der Natur anders. Auch hier bei uns. Und ich merke, das ist gut. Auch ich möchte Wandel. Möchte weiter gehen in eine neue Zeit. Eine Zeit mit mehr Raum für Meins. Zeit für Entfaltung und gelebte Träume. Und so sitze ich erstmal da, und gehe die ersten kleinen Schritte in der Übergangszeit. Schaue auf Immobilienportalen, Karten und in Zeitungen. Freue mich über kleine Funken, die zeigen es könnte bald so weit sein. Wahrscheinlich nicht ganz so bald wie der Winter oder der Kindergartenbeginn für das Septembermädchen. Aber bald. 

Und so ändert sich auch hier auf dem Blog vielleicht etwas. In der letzten Zeit habe ich wenig Lust gehabt zu schreiben. Über was? Die kleinen Alltäglichkeiten, sind doch immer wieder das Gleiche. Sie festzuhalten in Schrift mir zu wenig. Ich möchte sie lieber genießen. Ganz den Moment auskosten. Da sein. 

In meinem Kopf beginnt sich der Gedankenkreis zu weiten. Die Themen, Beziehung leben, schulfrei?, und so weiter, sind weder fertig bearbeitet, noch für uns immer sonnenklar. Doch in meinem Kopf beginnt sich der Focus zuverschieben. Mein Bedürfnis darüber zu schreiben wird kleiner. Vielleicht auch ein Zeichen von Angekommen sein. So wie es (meistens) ist, ist es gut. Nun ist für Neues Raum. Ob ich hier darüber schreiben werde? Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob und wie all das in meinem Kopf und in meinem Herzen zu dieser Seite passt. Vielleicht ist es bald Zeit weiter zu gehen. 

Übergangszeit. Mann weiss, es wird sich etwas ändern. Doch wie und wann, und was genau? Das ist noch sehr im Nebel. Ich bin gespannt wann die Sonne ihre ersten Strahlen durch sickern lässt. Und halte Euch hier auf dem laufenden. 

Da mich die Themen schulfrei, unerzogen, Beziehung statt Erziehung, kindergartenfrei und so weiter natürlich weiter interessieren teile ich auf der Facebook-Seite regelmäßig Artikel dazu. Also gerne einfach abonnieren und “gefällt mir” drücken, dann gibt es von dort immer mal ein Input. Und neue Artikel von mir seht ihr dort auch gleich 🙂

Von der lahmen Schnecke zum Techniker – wie Anderssein Alle bereichert 

  Heute beim Abholen erzählte mir die Bezugserzieherin des Dezemberjungen eine kleine Begebenheit aus dem Kinderhaus Alltag. Sie ist mit drei Kindern zum Moos sammeln für die Osternester gegangen. Unterwegs ging es dann los. Ein Kind sagte zum anderen “Du lahme Schnecke, lauf mal bisschen schneller.” Und “Mann der … Läuft immer so langsam” und und und. Das gab es schon öfters und auch ich hatte solche Situationen bereits bei meinen Elterndiensten. Der Junge, der nicht gerne so schnell läuft wie die anderen, läuft gerne und beständig und auch weite Strecken, aber in seinem Tempo. Dafür gehänselt zu werden ist nicht schön und kann Spuren hinter lassen. Nun, erzählte mir die Erzieherin, griff sie ein. Sie berichtete mir wie: Sie erzählte dem Jungen, der mit der Hänselei an fing “Weißt du warum … Nicht so schnell ist? Er ist ein Techniker. Er muss immer ganz viel nachdenken wenn er läuft und sich immer alles genau ansehen. Welche Autos lang fahren und was die machen, was die für Motoren haben und ganz viele andere Sachen.” Der Junge bekam große Augen und auch der andere Junge, der Techniker, begann zu nicken und stimmte dem zu und kam mit weiteren Dingen, die er beobachtet. Für den Moment war die Situation geklärt. Wie nachhaltig dieses “Einschreiten” der Erzieherin war, zeigt sich, an folgender Begebenheit. Die kleine Gruppe kommt wieder ins Kinderhaus zurück. Direkt geht der eine Junge zu den anderen Kindern und erzählt. “Wisst ihr was Kinder, … Ist ein Techniker. Darum läuft er nicht so schnell. Und das ist total gut. Er muss nämlich immer nachdenken.” Dabei sind seine Augen groß und leuchten und sind begeistert von dieser Erklärung. Jetzt ist es nicht mehr nur für ihn ge- und erklärt warum ein Junge langsamer läuft, sondern für alle. Und es wird von allen akzeptiert und respektiert. 

Ich bin unserer Erzieherin sehr dankbar. Den es ist der Dezemberjunge, der nicht so schnell läuft. Sie hat den Dezemberjungen genau erkannt und wahrgenommen und das für die anderen Kinder erklärt, sichtbar und verstehbar gemacht. So wird nicht auf den vermeintlichen Makel geschaut, sondern auf das, was dahinter liegt und etwas sehr wertvolles ist. So wird ein Anderssein nicht zur Last über die Zeit oder der Grund nicht dazu zugehören, sondern zu einer wertvollen Bereicherung für die gesamte Gruppe. Ich durfte auf dem Heimweg gleich eine Kostprobe von unserem Techniker bekommen. Wir gingen über die Neckarbrücke und er schaute sich sehr lange das Wasserkraftwerk an. Dann sagte er zu mir “Mama, ich möchte mir gerne mal ein Stromwerk ansehen.”

Wenn Kinder nicht mehr mit machen

Kinder wollen kooperieren, heißt es überall. Ob es der “Erziehungspapst” Jesper Juul schreibt und erzählt, oder im “unerzogen”-Konzept geschrieben steht oder bei “Mit Kinder wachsen”, alle sind sich darin einig: Kinder wollen mit machen. 

Bei uns gibt es relativ viel Freiheit, viel Vertrauen und sehr viel Liebe. Gute Grundlagen für ein gutes Miteinander. Drei Regeln zum gemeinsamen Spiel gibt es schon. 1. Hauen, Beißen, Treten sind Tabu 2. Wenn einer “nein” sagt, weint oder irgendwie anders Unbehagen bekundet ist Schluss und 3. Spielsachen werden nicht aus der Hand gerissen, sondern es wird gefragt. Einfach. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 

Am Nachmittag sind wir zur Zeit meistens zu Hause. Große Unternehmungen wären zu viel für den kleinen Mann und das Wetter lässt uns den Garten genießen. Die Kinder spielen und ich wurschtle vor mich hin. Doch immerwieder gibt es Gestreite und Gezanke. Der kleine Mann reist Spielzeuge aus der Hand, brüllt das Septembermädchen an und haut auch mal zu. Wenn ich dann auf unsere wenigen aber klaren Regeln bestehe ist die Reaktion unterschiedlich. Oft werde auch ich getreten, gehauen oder sonst wie malträtiert. Das zeichnet jetzt ein denkbar schlechtes Bild vom kleinen Mann. Jedoch ist er nicht immer so. Es entspricht nicht seinem Naturell. Warum verhält er sich dann so?

Kinder kooperieren. Ja, aber irgendwann ist auch genug. Besonders, wenn sie wissen, dass sie zu Hause so sein dürfen wie sie sind. Also geliebt werden, bedingungslos. Und so ist es auch beim kleinen Mann. Im Kindergarten ist er ganz wunderbar. Er macht gut mit, hört zu, fragt nach und immer wieder höre ich von den Erzieherinnen und Eltern was für tolle Kinder das sind. Zu Hause braucht er dann mehr Freiraum und kommt schneller an seine Grenzen. Denn er hat ja schon viel kooperiert. Vielleicht nicht bei und mit mir, aber im Kindergarten. 

Und das ist der wichtige Punkt für mich. Unsere Kinder sind schon lange nicht mehr nur mit uns zusammen. Sie sind oft viel außer Haus, erleben eine Menge und dann brauchen sie einen sicheren Hafen. Einen Ort, an dem sie “sein” können, ohne Erwartungen, ohne Ansprüche. Nur Liebe, Vertrauen und Freiraum. Das dürfen wir Ihnen geben. Nicht immer einfach, aber wertvoll und wichtig. 

Eingepackt in den Lebensrucksack der Kinder – Lebensweisheit

Als wir heute kurz vor neun in den Kindergarten kamen, waren alle Kinder schon im Garten. Sie saßen an Tischen und bastelten oder malten. Ein paar Kinder spielten an den Schaukeln. Während der kleine Mann so langsam ankam, wurde am Nachbartisch schon fleißig diskutiert und philosophiert. “Ich bin der Lebensbestimmer!” tönt es laut von einem der zwei bis vier jährigen Kinder. Darauf hin selbstverständlich ein anderes Kind: “Nein, ich bin der Lebensbestimmer.” So ging es eine Weile hin und her. Dann mischte sich die Erzieherin ein. “Jeder ist ein Lebensbestimmer. Das eine Kind ist Lebensbestimmer über sein Leben und das andere Kind über das eigene Leben. Ich bin auch Lebensbestimmer über mein Leben.”

Dieses Gespräch ging mir lange im Kopf rum. Nicht weil ich dem nicht zustimme. Sondern, weil ich es besonders finde, dass Kindern diese Weisheit bereits im Kindergarten mit gegeben wird. Das sie so stark gemacht werden, für ihren ganz eigenen Weg. Und nicht angepasst an ein System, was scheinbar zu “Erfolg” führt. Eine Weisheit, die ich auch unseren Kindern mit geben möchte. Das sie ihr Leben leben dürfen so wie sie es wollen. Das es keine Vorgaben gibt, was man wie machen soll oder das andere für ihr Leben verantwortlich sind.  Sondern, dass sie die Verantwortung tragen und das sie immer auf sich hören sollen. Dann werden sie zufrieden sein. Eine Vorraussetzung für ein glückliches, erfülltes Leben. 

Und wer will das nicht?

Kindergarten-Klappe die 2.

Ein Satz den ich nicht oft gehört habe, aber der unterschwellig mit Klang. Ein Satz, der mir in diesem Artikel bei 2KindChaos in den Kopf sprang.

“Da müssen sie halt durch!” 

Frida schreibt über ihre Erfahrungen zum Thema Kindergarten. Darüber, dass Kinder in der Eingewöhnungsphase auch mal schreien gelassen werden. Darüber, dass sie als einzige Mama länger bei ihrer Tochter im Kindergarten blieb. Darüber, dass sie diese “Da müssen sie halt durch”-Haltung nicht für sich akzeptieren kann. 

Und auch mir ging es so. Wie die Sache mit dem Kindergarten und dem kleinen Mann so lief, habe ich hier schon beschrieben. Für mich aber auch immerwieder erstaunlich, die Reaktionen von anderen Familien, wenn ich unsere Geschichte erzählt habe. Denn, wie ich in dem ersten Artikel schon schrieb, immer kamen ähnliche Antworten. “Die müssen da durch. Das ist heftig am Anfang. Die passen sich schon an.” Aber mir geht es da genauso wie Frida, ich will diese Anpassungsleistung von meinem Kind nicht. Nicht so extrem. Und so habe ich mich auf die Suche gemacht. 

Auf die Suche nach einem anderen Kindergarten. Einer in dem der kleine Mann akzeptiert wird wie er ist. Einer in dem er freier ist. Einem in dem auch wir als Familie Willkommen sind. So einen habe ich gefunden. 

Eine Elterninitiative mit viel Mitarbeit der Eltern. Erzieherinnen (ich mag dieses Wort überhaupt nicht) die authentisch sind. Ein Konzept zu dem ich “ja” sagen kann. Eine Geinschaft, die gelebt wird. 

Heute waren wir zum zweiten Mal Schnuppern und am 15. Juli geht es dann los. Ich bin gespannt, wie dieser Kindergarten auf unser Leben wirkt, wie er uns beeinflusst. Werden wir dort ankommen? Oder wird sich alles wiederholen? Und ich frage mich, ob “kindergartenfrei” vielleicht doch eine gute Alternative wäre. Der kleine Mann ist nun seit sechs Wochen zu Hause. Seit wir aus unserem Urlaub wieder da sind, habe ich das Gefühl, dass er unseren beschaulichen Alltag ganz gut findet. Er spielt viel freier und selbständiger. Ich muss nicht mehr neben ihm sitzen beim Spielen, sondern kann ganz selbstverständlich meine Aufgaben erledigen und er werkelt in der Wohnung/im Garten rum. So wie es das Septembermädchen schon sehr viel länger macht. Außerdem fragt er nicht. Er fragt nicht nach seinem alten Kindergarten, über den sowieso nur sehr selten gesprochen wird. Aber er fragt auch nicht nach dem neuen Kindergarten. Und wir gestalten unsere Tage so wie es unserem Rhythmus entspricht. Ohne täglich ein Anziehchaos zu haben, denn wir müssen pünktlich irgendwo sein. Ohne Mittags mit dem Septembermädchen auf die Uhr zu schauen, wann sie wie schlafen sollte, damit es mit der Abholzeit auch passt. Ohne diese Momente in denen wir uns tagtäglich wieder aneinander gewöhnen müssen. Denn es dauert immer eine Weile, das Ankommen im Kindergarten und wieder zu Hause. 

Tja, wie unser Weg weiter geht? Wer weiß. Erstmal genieße ich die gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Dann schauen wir was der Kindergarten bringt. Und dann? wer weiß das schon.

“Ich geb das dann an die Leiterin weiter”

Wieder ein Kongress. Wieder Online. Wieder geht es ums Kind. Und man stellt schnell fest alles hängt mit einander zusammen. Der “Beziehung statt Erziehung” Kongress ist wieder ein wunderbarer Input. Ich picke mir hier und da etwas raus. Schaue mir die Interviews komplett an oder spule vor. So wie es mir passt. Gestern Abend gab es mehrere wunderbare Interviews. Eins davon war das Gespräch mit Hans-Joachim Maaz. Es war wunderbar anregend, informativ und bestärkend. Er sagte unter anderem, das aus psychoanalytischer Sicht Kinder unter drei bei der leiblichen Mutter sein sollen, dann können sie sich am Besten entwickeln. Aussagen wie diese und andere bestärken mich ungemein. Mein Bauch sagt mir das Gleiche und es tut gut es auch von anderen zu hören. Aus diesem Grund ist das Septembermädchen auch wieder zu Hause. Seit Anfang Mai machen wir alles gemeinsam. Ich vermisse es nicht sie jeden Morgen weg zu bringen. Ich habe sie gerne um mich. 

Nicht immer ist alles einfach. Wir lernen noch. Zum Beispiel mein regelmäßiger Putztag. Das Septembermädchen putzt gerne mit. Auch das ist kein Problem. Sie holt sich selbständig einen Lappen und macht ihn nass. Was?! Nass?! Woher hat sie das Wasser? Ich ahne es schnell und finde es nicht mehr ganz so toll, dass sie mir hilft. Sie tapst zum Klo, taucht tief ein und schon hat sie ihren Wischlappen nass gemacht. Also schnell alles halbwegs in Ordnung bringen, Klotür wieder zu und weiter geht’s. Aufräumen, Staubsaugen und auch Bad und Klo sind bald gemacht. Das Wetter ist schön und so kann ich sie in den Garten entlassen, während ich noch schnell wische. Es geht also. Heute haben wir das ganze dann mit zwei Kindern getestet. Auch das geht. 

Zurück zu dem Interview gestern Abend. Eine schöne Formulierung war auch “Kindergärten, die zu pädagogisch sind”. Gleich hatte ich unseren im Kopf. Noch. Denn wir haben einen Neuen gefunden. Ab Juli wird es also wieder spannend. Wird sich etwas ändern? Wie werden wir uns da einfinden? Fragen. Doch ich bin entspannt. Ich habe ein gutes Gefühl und nur das zählt. Bis dahin ist der kleine Mann viel zu Hause. Im Moment sind Kindergartenferien, danach fahren wir in den Urlaub und dann sind es nur noch zwei Wochen. Den Kindergarten vermisst er nicht. Er sagt gerade jeden Morgen, “Ich will nicht in Kindergarten gehen!” Das freie Kinderhaus, wo er ab Juli hin gehen darf, erwähnt er allerdings oft.

Ja, und das beste Beispiel wie Beziehung nicht geht, liefert mir auch unser alter Kindergarten. Beim abgeben der Abmeldung meint die Bezugserzieherin vom kleinen Mann nur: “Ich geb das dann an die Leiterin weiter.” Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 

Schreien, Brüllen, Heulen

Oder wie ein Nachmittag nach dem Kindergarten bei uns aussieht. 

Der kleine Mann geht nun bald drei Monate in den Kindergarten. Seit dem haben wir uns viel mit diversen Themen rund um das Thema Kindergarten, Bildung, Pädagogik und Schule beschäftigt. Der eine Grund, warum ich mit dem Kindergarten nicht so zu frieden bin, ist der Kindergarten an sich. Aber auch das Verhalten am Nachmittag vom kleinen Mann und die Reaktionen von anderen Familien, wenn ich darüber geredet habe, haben mich sehr stutzig und nachdenklich gemacht. 

Natürlich ist nicht jeder Nachmittag gleich, aber es gibt ein Verhalten, dass immer da ist, wenn der kleine Mann im Kindergarten war. Sind wir alleine essen wir erstmal Mittag und mache dann eine Mittagspause. Irgendwann in dieser Phase kommt meist der erste Ausbruch. In der Regel läuft es so ab: ich bitte ihn schon mal aufs Klo zu gehen/ein Buch aus zusuchen/ sich ins Bett zu legen, er möchte irgendwas ganz anderes, ich erkläre ihm, dass nach der Mittagspause Zeit dafür ist, wir die Pause im Bett verbringen und ein Buch lesen. Entweder er flippt an diesem Punkt schon völlig aus oder erst, wenn ich ihm sage im Bett ruhig liegen zu bleiben. Das  Ausflippen sieht dann so aus, dass er brüllt, heult und schreit. Er ist dann nicht mehr ansprechbar und entwickelt die unterschiedlichsten Wünsche. Diese Ausbrüche dauern zwischen 10 Minuten und 1 Stunde. Inzwischen weiß ich, dass ich nur zu hören muss, dass er so seinen Stress abbaut. Trotzdem ist es anstrengend. Es zieht Energie und am Ende tut ihm der Hals und mir die Ohren weh. Gut ist, dass bei diesem Ausbruch das Septbermädchen Mittagsschlaf macht und ich so ganz bei ihm sein kann. 

Sind wir am Nachmittag zu Hause, spielen beide mehr oder weniger gut zusammen. Oft gibt es dann die Situationen in denen das Septembermädchen mit irgendetwas spielt und der kleine Mann es ihr aus der Hand reißt. Nichts ungewöhnliches in dem Alter, doch wir hatten und haben die Regel erst darum bitten, etwas zum Tausch anbieten und wenn alles nichts hilft, mich fragen. Das hat vor dem Kindergartenstart sehr gut funktioniert. 

Auch ein Phänomen, welches seit dem Kindergarten da ist: Es geht nichts mehr. Wenn wir raus gehen wollen, kann er sich nicht mehr anziehen. Wenn er irgendetwas aus einem anderen Zimmer braucht, muss ich mit gehen, an der Hand. Ich soll bitte wieder mit ihm aufs Klo gehen und und und. Wenn ich dann, aus welchen Gründen auch immer, einmal nicht mit gehen möchte fängt er an zu weinen, zu quengeln bis ich irgendwann genervt mit gehe. Ja, genervt, denn es ist unglaublich anstrengend. Ich weiß, warum er so reagiert und warum er diese Fürsorge braucht. Denn er verbraucht seine gesamte Energie im Kindergarten. Zu Hause muss er auftanken und wenn der Nachmittag nicht reicht, geht es nachts weiter. 

Sind wir am Nachmittag unterwegs oder haben Freunde zu Besuch ist der kleine Mann abgelenkt. Dann geht es solange gut, bis irgendetwas nicht so läuft, wie er es möchte. Ob drei einem Spaziergang jemand anderes zu erst auf die Ampel gedrückt hat, die Spielkameraden etwas anderes spielen wollen als er oder oder oder. Dann rastet er aus. Richtig. Ich versuche dann, ihn raus zunehmen, ihm eine kurze Pause zu verschaffen, doch das ist nicht so leicht, denn er will ja weiter spielen. 

Insgesamt sind es nicht unbedingt entspannte Nachmittage. Natürlich habe ich mich dann mit anderen Müttern unterhalten, denn die Frage “wie geht es den im Kindergarten?” kam regelmäßig. Von den meisten Müttern kamen dann Reaktionen wie “ja das ist genau das, was mich mit meinen Jungs immer stört” oder “ja meiner ist Nachmittags auch so fertig und geht ja nun schon länger in den Kindergarten” oder “ja die Kindergarteneingewöhnung ist heftig, bei uns war es auch sehr anstrengend. Bestimmt drei bis vier Monate lang”. Und ich frage mich dann, Warum? Warum machen alle da mit? Warum tun wir das unseren Kindern an? Wenn etwas uns so stressen würde, dann würde doch jeder Erwachsene es sich nochmal überlegen und ganz sicher etwas ändern. Doch unsere Kinder müssen da durch. Die müssen ja lernen, dass es nicht immer nur spielen und entspannt ist. Die müssen ja auch aufs Leben vorbereitet werden und was weiß ich. Müssen sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Sicher bin ich mir nur, dass ich es nicht gut finde meinem Kind und uns als Familie das an zu tun. 

Eine Geschichte aus dem Kindergarten

Der kleine Mann kommt aus dem Kindergarten. Bereits beim Abholen sah ich, dass ein Kind Geburtstag hatte. Ich schließe aus den Kerzen auf dem Tisch, dass es sechs Jahre alt geworden ist. Wissen tu ich es nicht. Letztendlich ist es für diese Geschichte egal. Zu Hause erzählt mir der kleine Mann vom Geburtstag des Jungen, vom Geburtstagslied und -kuchen. Und dann fällt der Satz: Der R. hat heute Geburtstag und hat ein neues Handy bekommen. 

What?!

Kurz fühle ich mich im falschen Film. Ich frage noch etwas nach. Ob es ein Handy ist wie Mama und Papa haben. Ja. Hat er es mit gehabt? Nein. Wozu braucht er den ein Handy? Zum Polizei anrufen. 

Alles klar, denk ich mir. Soweit sind wir nun schon. Ein weiteres Puzzle in meinem Gedankenwirrwar rund um Kindergarten, Schule, Gesellschaft, Entwicklung des Kindes. Da passt es ja gut, dass ich in “Wie Kinder heute wachsen” gerade das Kapitel zu Kinderentwicklung und Computern lese. 

Und falls ich irgendwann meine Gedanken zu dem Thema Kindergarten und Schule sortiert habe, berichte ich auch noch davon. Bis dahin gibt es wahrscheinlich nur Frühlingsplüsch.