Baby-Jäckchen

Vor einiger Zeit, es war Winter. Ziemlich kalt. Der kleine Mann wuchs rasant. Plötzlich passten nur noch zwei kuschelige Pullover und in den Tiefen der großen Klamottenkisten konnte ich nichts brauchbares finden. So war der Entschluss schnell gefasst. Ein neues Jäckchen musste her. Gestrickt. Natürlich. Aus schöner Merinowolle extra fine. Schön kuschelig warm und weich. Nur das Beste. Versteht sich. Doch nun gab es ein Problem. Wie sollte sie aussehen. Welches Muster passt zu meinem kleinen Babyjungen? Einfach muss es auch sein. Nichts aufwändiges. Sollte ja auch schnell gehen. So suchte ich im Internet auf meiner Lieblingsseite, auf verschiedenen Blogs, in Büchern und Heften. Doch nichts wollte mir so richtig gefallen. Nichts schien zu passen. Die Wolle, schon griffbereit, lag nun so vor sich hin im Regal. Erinnerte mich immer wieder an das fehlende Strickmuster. Wir hangelten uns mit den zwei Pullovern durch die Tage.

Auf unser Kleidungsproblem aufmerksam geworden, bekamen wir ein tolles Päckchen mit einer Fleecejacke drin, von meiner lieben Mutti. Die Situation entspannte sich etwas. Die Tage wurden zwischendurch ein wenig wärmer. Den Frühling konnte man erahnen. Das Projekt ‘Babyjäckchen’ rutschte auf der To-Do-Liste etwas nach unten. Andere Dinge wurden wichtiger.
Doch die Wolle lag da. Erinnerte mich wieder und wieder an ihre Bestimmung. Petrolblau. Kräftig. Sattes Petrolblau. Für einen Jungen der kräftige Farben braucht genau das Richtige. Und dann lief es mir über den Weg. Das Muster. Auf Kirschkernzeit entdeckte ich es. Ein Jäckchen an dem süßen Babykind. Im Perlmuster. Zwei Rechts, zwei links. Ganz einfach. Ein Strickmuster wurde auch schnell gefunden. Wenn das Muster erstmal geklärt ist.

Seit einer kleinen Weile ist sie nun fertig. Noch etwas zu groß. Ich hab sie in der Größe 74/80 gestrickt. Da kann er noch etwas hineinwachsen. Sie steht ihm ausgezeichnet. Seine neue Jacke. Es hat sich gelohnt. Denn wie heißt es so schön: “Gut Ding will Weile haben.”

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Gesprächsfetzen

Im Kaufhaus.

Ich: “Haben Sie hier ein Kunden-WC?”
Sie: “Ja, natürlich.” schaut sich suchend im Raum um “Wollen Sie stillen?”
Ich: “Nein, er muss mal aufs Klo.”
Sie: “Ach, ich dachte der ist noch so klein.”
Ich: ???

Hä? Ja, er ist vier Monate alt. Und? Der muss trotzdem aufs Klo. Was rein geht muss schließlich auch wieder raus. Zumindest zum Teil. Ich habe es aus Zeitgründen (der kleine Mann musste dringend) und aus persönlichen Gründen unterlassen, die Frau auf zu klären. Ich finde Windelfrei super. Keine Frage. Aber das ständige erklären und teilweise rechtfertigen nervt und ist anstrengend. Also erkläre und erzähle ich es nicht jedem, sondern nehme es als gegeben und selbstverständlich hin. Auch die schrägen Blicke, die ich ernte, wenn ich den kleinen Mann draußen an einem Baum/Busch/etc. abhalte nerven. Ein Kind muss nunmal aus Klo. Öfters als Erwachsene. Außerdem kann es noch nicht so lange anhalten, wenn es muss. Ist schließlich keine Quälerei, wenn man sich erleichtert, oder?

4 – Monats – Geburtstag

Mit vier Monaten ist der kleine Mann schon ganz schön groß. Kein richtiges Baby mehr. Das habe ich festgestellt, als ich das neue Nachbarskind kennengelernt habe. Das ist Anfang März geboren. In diesem vierten Lebensmonat hat sich wieder viel getan. Wir haben die erste große Reise gemacht, die er wunderbar gemeistert hat. Mit allem drum und dran. Lange Autofahren, in anderen Wohnungen schlafen, viele, wirklich viele neue Gesichter sehen. Ständig. Das hat er alles mit einer Seelenruhe mitgemacht und neugierig alles Neue entdeckt. Mit großen Augen genau beobachtet.

Auch seine motorische Entwicklung macht weiter große Fortschritte. Hier hab ich schon von seinem großen Fortschritt geschrieben. Außerdem greift er jetzt gezielt. Spielt inzwischen richtig schön mit diversem Spielzeug. Er führt es auch immer direkt zum Mund. Alles muss genauestens erkundet werden. Er ist immer noch der Strahlemann. Lacht gerne und viel. Ist zufrieden mit sich und seiner Welt. Er bleibt inzwischen auch noch länger wach. Schlafen ist ja langweilig. Es gibt viel zu viel zu sehen und zu lernen. Vor allem wenn wir im Garten sind, gibt es keine Pause.

Ich bin schon gespannt, was der kleine Mann als nächstes entdeckt und kann. Den seit vorgestern hat er wieder einen Schub. Ein fleißiger kleiner Mensch bist du.

Rum und num

Nun war es heute so weit. In den letzten Tagen hat er es immer wieder versucht. Bis heute erfolglos. Der kleine Mann hat sich gedreht. Vom Bauch auf den Rücken. Wieder zurück und noch einmal. Nun geht es los, mit der Mobilität. Bald wird nichts mehr vor ihm sicher sein.
Die vergangene Woche brauchte er sehr viel Nähe. Wollte viel trinken und nuckeln. Ist tagsüber nur beim Stillen eingeschlafen und konnte unter keinen Umständen weggelegt werden. Ich habe richtig gemerkt, wie irgendwas in ihm wieder arbeitete. Aber ich hatte dann doch nicht mit einer so schnellen Wende gerechnet. Irgendwie immer darauf gewartet und doch überrascht, als es heute soweit war. Die Frühlingssonne, das neu erwachende Leben überall, hat ihm den letzten Schubser gegeben.

Was mich beschäftigt: mein Körper

In den letzten Tagen denke ich immer wieder über meinen Körper nach. Meinen neuen Körper einer Mutter. Deutlich sind die Zeichen der ersten Schwangerschaft zu sehen. Auf dem Bauch. Sie Stören mich nicht, die Kinderzeichnungen. Warum also drüber nachdenken? Vielleicht weil jetzt der Sommer kommt? Badesaison? Bikinizeit? Oder weil wir am Wochenende Besuch hatten, von einer lieben Freundin, die auch ein Kind erwartet. Das Danach auch ein Thema war? Ich weiß es nicht. Die Gedanken Kreisen immer wieder um den Körper. Wie er sich verändert hat. Vor allem aber, wie ich es finde.

Er ist nicht mehr straff. Wird es auch nie wieder sein. Der Bauch. Zu viel Haut. Der Bauchnabel ist größer, weicher irgendwie. Die Schwangerschaftsstreifen schrumpeln ein bisschen zusammen. Sichtbar. Leicht silbrig. Die Bauchmuskeln sind noch nicht ganz geschlossen. Es fehlt noch ein kleiner Spalt. Eine Raute. Wie die Fontanelle meines Sohnes. Etwas größer noch. Ein kleines Bäuchlein ist nun da. Mit all der Haut. Fühlt sich an, wie ein Hefeteig. Ein guter Hefeteig. Schön aufgegangen. So wie es gewünscht wird. Ganz weich. Luftig. Nicht nur der Bauch ist anders. Neu. Auch die Brüste. Größer. Voller. Schwer mit Milch. Mal prall und schmerzend. Mal weich und leer. Abhängig von Tageszeit und Hunger. Die Arme sind wieder stramm. Kräftig. Ab und an auch Muskelkater. Nicht nur in den Armen. Im Rücken. Vom Tragen, Halten, Kuscheln. Die Schultern manchmal schwer. Die Last der Verantwortung drückt. Die Füße schmerzen am Abend. Das Gewicht, das diese tragen, größer.

Veränderungen. Ich finde sie schön. Auch meinen neuen Körper. Schön. Richtig. Wie er sein soll. Fühle mich wohl. Und bin stolz. Unendlich stolz auf ihn. Was er vollbracht hat und immer noch vollbringt. Ein Wunder. Das größte Wunder des Lebens. Neues Leben gedeihen lassen. Weiter wachsen und ernähren. Unwichtig sind irgendwelche Schönheitsideale. Völliger Quatsch in meinen Augen. Eine Mutter ist schön. Sie hat es vollbracht, ein neues Menschlein zu gebären. Ein Kind, Geschenk des Lebens. Darauf kann jede Mutter stolz sein. So auch auf ihren Körper. Egal, ob dieser nun ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt. Egal, wie straff oder weich der Bauch nun ist. Egal, wo Schwangerschaftsstreifen sind. Ich bin stolz. Fühle mich schön. Kann so auch Bikinis tragen. Verberge ihn nicht. Stelle ihn nicht zur Schau. Bin so wie immer. Und freue mich auf die schöne Zeit mit meinem Sohn.

berührt: Kindergespräch

“Hannes, guck mal!”
“Ja, was?”
“Guck mal, wie ein Rucksack vorne!”
“Ja da ist ein Baby drin. Die müssen das, wenn sie noch nicht laufen können.”

Situation: ich bin mit dem kleinen Mann spazieren. Bei der schönen Frühlingssonne spielen auch überall Kinder. Von allen werde ich mit einer Mischung aus Faszination und freudiger Begeisterung angesehen, wenn sie entdecken, dass ich den kleinen Mann in der Manduca vor mir her trage. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich die leuchtenden Kinderaugen sehe.

berührt: tiriliereliere

Singen? Ja, Singen! Musik! Tut so gut. In allen Lebenslagen. Es ist befreiend. Entspannt in angespannten, verfahrenen Situationen. Macht gute Laune. Musik bietet so vieles. Für jeden Moment gibt es die richtigen Lieder. Man kann sich gehen lassen. In melancholischen Liedern, seine Unlust richtig genießen. Freudig durch die Gegend tanzen, mit einem quietschenden Baby auf dem Arm. Sich entspannt zurück lehnen und den Klängen lauschen, den Melodien. Wie sie sich hin ziehen und entspinnen. Die Bilder dazu im Kopf arbeiten Lassen. Träumen. Wütend stampfen. Frust abbauen. Mit harten Rhythmen, lautem Getöse. Auch das ist möglich und noch viel mehr. Befreien durch zuhören das Eine. Befreien durch selber machen das Andere. Für mich viel Schönere. Ob einfache selbst gesponnene Melodien summen, ein Instrument zum Klingen bringen oder höchst Anspruchsvolle Chormusik singen. Egal und doch ganz unterschiedlich in seiner Wirkung auf mich.
Summend und singend gehe ich jeden Tag durchs Leben. Es ist meine Motivation. Wenn ich schlecht drauf bin. Est mal kurz suhlen in traurigen, lustlosen Melodien. Die sich dann aufschwingen, zu fröhlichen, Mut machenden Weisen. Mich so befreien aus meinem Loch. Es hilft mir, wenn ich keine Lust habe. Das Baby quengelig und mal wieder alles Sch***e ist. Nicht nur Hilfe, sondern auch Ausdruck meiner Befindlichkeit. Geht es mir gut, wird geträllert und tiriliert.
Hilft das Summen und allein singen nicht mehr. Braucht es eine größere Ausdrucksform. Her mit dem Instrument. Her mit lauteren, kraftvolleren Tönen. Auch mal quietschen und quatschen. Schief und krumm darf es klingen. Je nach Lust und Laune. Auch hier kann ich mich wunderbar abreagieren. Angestaute Energien raus in die Musik entlassen. Kraftvoll umsetzen, alles geben.
Die beste Wirkung auf mich, meinen Körper und Geist/Seele hat gemeinsames musizieren. In größeren Gruppen. Chor oder Orchester muss es schon sein. Anspruchsvoll auch. Da kann ich mich verlieren. In den Tönen, dem Klang, der Gemeinschaft. Egal was vorher war. Wie anstrengend der Tag. Ob ich müde und kaputt bin. Im Chor singen, bringt mich wieder zum Leben. Ich kann mich fallen lassen. Alles vergessen. Einfach nur Sein. Kraft tanken. Die Musik mich berühren lassen. Tief innen im Herzen.

Windelfrei!

Seit ein paar Tagen ist es nun so weit. Tagsüber ist der kleine Mann Windelfrei! Ich habe mich getraut. Mit dieser Hose fast kein Problem. Nur wenn wir spazieren gehen mache ich ihm zur Sicherheit noch eine Windel um. Noch ist es zu kalt, um ihn draußen ab zuhalten. Doch bald kommt der Frühling und es wird wärmer. Dann kann ich auch die weglassen.

Jetzt geht alles wunderbar schnell. Pannen gab es noch keine. Aus dem einfachen Grund: ich halte ihn ab, wenn ich denke er muss. Überlege nicht lange rum. Scheue die Arbeit nicht mehr ihn aus und ein zu packen. Denn es ist keine! Knöpfe auf. Abhalten. Knöpfe wieder zu. Fertig! Wenn er dann doch nicht Musste, kein Problem. Weiter spielen. Welt entdecken. Kein langes Windel aus, Windel wieder an. Oder doch noch etwas warten? Er könnte ja dann eventuell in den nächsten fünf Minuten. Also noch warten. Nach einer Weile und erneutem “Falsch” abhalten: Anziehen, wieder gemütlich machen. Kurze Zeit danach war a) die Windel nass oder b) er musste und ich bin mit ihm wieder los getigert. So lief es vorher oft ab. Das war mir manchmal auch zuviel und ich lies ihn in die Windel pullern. Vor allem wenn ich irgendwas machen wollte. Einfache und simple Dinge wie Mittagessen vorbereiten und essen.

Der kleine Mann freut sich über die neue Bewegungsfreiheit. Nun wurschtelt er auch auf seiner Spieldecke im Wohnzimmer gemütlich vor sich hin. Das hat er so ausgiebig und mit Freude bis jetzt nur auf dem Wickeltisch gemacht. Fröhliche Quietscher stößt er dabei aus. Plaudert vor sich hin. Erzählt lange Geschichten. Ganz zufrieden mit sich und seiner kleinen Welt, die immer größer wird

der kleine Mann auf dem "Klo"Der kleine Mann auf dem “Klo”