Schnullerlos

Vor drei Wochen kam der kleine Mann zu mir. Er hatte seinen Schnuller in der Hand. “Mama in die Mülltonne. Schnuller in die Mülltonne meisen.” Ich war überrascht. Kurz vorher hatte er ihn ins Bett gebracht, so wie es sich gehört. Denn der Schnuller war nur zum Einschlafen da. Allerdings hatte er, in den Wochen davor, den Schnuller immer wieder aus dem Bett geholt. Irgendwann war ich dann genervt. Immer wieder gab es kleine Diskussionen darüber. Immer wieder Theater das er den Schnuller tagsüber ins Bett bringen und dort lassen soll. Also kam irgendwann ein “der Schnuller kommt ins Bett oder er ist weg und dann schmeißen wir ihn in die Mülltonne”. Tja, und nun wollte der kleine Mann dem Schnuller in die Mülltonne werfen. Ich war da noch etwas skeptisch. Denn ich ahnte was für ein Theater das dann geben würde. Und ich wusste nicht, ob ich die Nerven für solche Sonderfälle hatte. Aber er bestand darauf. Also gingen wir zur Mülltonne und er schmiss ihn hinein. Was genau das bedeutete merkte er erst am Abend. Der Schnuller war weg. Ein riesen Geschrei. Bis irgendwann die Erschöpfung siegte. Ich ahnte, dass wir dieses Geschrei noch eine Weile ertragen müssten. Stellte mich drauf ein. Am nächsten Abend ging es wieder los. Doch nach recht kurzer Zeit hörte er auf, drehte sich um und schlief ein. Die folgenden Tage wurde noch gefragt, aber nicht mehr geschrien. Und ganz schnell war der Schnuller kein Thema mehr. Ich bin stolz auf ihn. So toll und einfach hat er es gemacht. Ja der erste Abend war hart. Für uns alle. Aber dann schwuppdiwupp ist er vergessen. So gut wie. Neulich kam der kleine Mann: “Mama mir neuen Schnuller kaufen. Im Baumarkt!” Ich guckte nicht schlecht und konnte gelassen antworten: “Im Baumarkt gibt es keine Schnuller. Da können wir keinen kaufen.” Damit war das auch geklärt. 

Bachelorettätätääääää

Ja nun ist es geschafft. Ganz offiziell. Die letzte Amtshandlung heut Morgen. Kurz nach zehn bekam ich gesagt: “Sie haben es bestanden!” Nun darf ich mich Bachelorette nennen. 

Und nun? Werde ich gefragt. Nichts. Ein großes fettes Nichts. Zu allererst ausruhen, ankommen und sacken lassen. Das ganze letzte Jahr mit allen Höhen und Tiefen, war doch so einiges was hier passiert ist. Und dann fang ich mal an drüber nach zudenken. Ideen gibt es zu Hauf. Mal sehen welche wirklich umgesetzt werde muss und möchte. Langweilig wird es mir hier auf jeden Fall nicht. Die Beeren sind reif, die Kinder machen Quatsch und Urlaub gibt es auch zu planen. Und schwups ist September und der nächste Geburtstag steht ins Haus. 

Aber jetzt werden die Beine hoch gelegt und heut Abend gibt’s vielleicht ein prickelndes Getränk. Aber alleine anstoßen macht auch keinen Spaß. Warum? Das hat mit Arbeit und Geschäftsreise und so zu tun. 

Glückliche Sonntagsmomente

*Es hupt und zischt und pfeift. Schwarz steigt der Ruß und Dampf auf. Langsam rollt sie auf uns zu. Voller Staunen ist der kleine Mann. Sicher auf Papas Arm. Neugierig und überwältigt, ängstlich und doch voller Freude. Seine eigene Emma musste natürlich mit. Die kleine Lok soll die große Emma kennen lernen. Er fragt nach Jim. Lukas haben wir schnell entdeckt. Ein Glück, auch Jim ist in der Lok. Dann geht es los. Gebannt schaut er aus dem Fenster. Sieht den Rauch und Dampf. Nochmal fahren. Immer nochmal.  

     

*Gestern waren wir schon einmal da. Haben Kirschen gepflückt gemeinsam mit zwei anderen Familien. Heute ist alles ruhig. Wir wissen, dass wir hier sein dürfen. Der kleine Mann erkennt die Rutsche. Wir machen eine Mittagspause. Essen Kirschen, Wurst und Brötchen. Genießen die besondere Aussicht auf die Alb. Unten durchs Tal dampft die Lok. Aufregung und Traurigkeit. Doch wir fahren nochmal. Können wir beruhigen. Emma hat uns nicht vergessen. Noch ein Stückchen laufen bis zur nächsten Station.  

   *Auch zurück ist es aufregend. Im Bahnhof wir hin und her rangiert. Wir finden Platz im Wagon direkt hinter der Lok. Müde sind wir nun. Laut ist es auch. Zischen und Pfeiffen. Dann rollt es und wird leiser. Bergab nach Hause. An der nächsten Station eine Überraschung. Nachbarn steigen zu. Die Tochter ist ein gern gesehener Gast und Spielkamerad für den kleinen Mann. Im Bahnhof mag der kleine Mann sich von der Lok kaum trennen. Wir warten bis sie rangiert hat. Dann dürfen die Männer noch zu Lukas und Jim in die Lok. Selbst der Ofen wird kurz auf gemacht. Dann dauert es nicht mehr lange. Noch einmal nach legen und schon geht’s los. Das Septembermädchen ist inzwischen eingeschlafen.  

 *Zu Hause gibt es Eierkuchen. Der kleine Mann hilft mit. Teig rühren und beobachten wie alles geht. Irgendwann lässt er mich allein weiter backen. Will lieber raus in den Garten. Dort passieren die nächsten spannenden Sachen. Der Lieblingsnachbar bringt eine Überraschung. Doch bevor dort weiter gebastelt wird, gibt es Eierkuchen mit Marmelade.  

 *Gestern wurden Kirschen geerntet. Nun heißt es verarbeiten. Mit dem Dampfentsafter mache ich das erste Mal Saft. Bald duftet es nach Kirschen in der Wohnung. Vier Liter sind es jetzt. Dunkelrot und süß.  

 

*Während dessen wird im Garten ein Spielhaus gebastelt. Ein großer Karton auf einer Palette. Mit einer Plane wetterfest gemacht. Tür und Fenster hinein geschnitten. Selig. Die Kinder. Schon lange habe ich mir vorgenommen eins zu bauen. Aus alten Paletten war der Plan. Nun wird der Karton erst einmal kaputt gespielt.  

 

Gemeinsam

Gestern. Nach dem Mittag. Ich war noch kurz in der Küche Scherben beseitigen. Die Kinder hatte ich schon Schlaffertig gemacht. Sie durften noch solange in ihrem Zimmer spielen. Ich puzzelte am Staubsuger rum, der nicht so wollte wie ich. Ich merkte, wie bei mir der Frust wuchs. Dann hörte ich ein Kichern und Lachen. Bei dem Geräusch stahl sich auch mir ein Lächeln aufs Gesicht. Leise legte ich den Staubsauger weg. Spielte Mäuschen. Die zwei spielten zusammen. Sie rannten und robbten im Zimmer hin und her. Sie kicherten selig. Glücklich sich zu haben. 

Heute Morgen. Eigentlich wollte ich gerade die Kinder zusammen trommeln. Start klar machen um zur Tagesmutter zu fahren. Da ich danach direkt einkaufen wollte, setzte ich mich noch kurz ins Kinderzimmer und tippte die Einkaufsliste. Beide spielten irgendwie vor sich hin. Dann kam der kleine Mann und setzte sich mit zu mir. Schwups war auch das Septembermädchen da. Auch sie wollte mit hoch. Zog sich schon an den Spielzeugkisten hoch. Da stand sie nun. Und fing an auf der Kiste zu trommeln. Ganz schnell war auch der kleine Mann neben ihr. Zog sich eine eigene Kiste raus und dann ging es los. Ein kleines Percussionkonzert nur für mich. Zwischen durch seliges Grinsen auf den Kindergesichtern.  

   

Spielregeln 

Wir sind im Garten. Die Nachbarskinder und ihre Freunde auch. Sie spielen Ball und diskutieren über die Spielregeln. Es kommen Fragen auf. “Spielen wir alle zusammen?” “Oder gegen einander?” “Wir spielen alle in einem Team, gegen einander!” Klare Ansage. Vom Herzensmann kommt nur: “Kenn ich irgendwo her.” Ja manche Menschen passen die Spielregeln aus der Kinderzeit nicht an. Dann läuft es auf Arbeit auch noch so. Zum Glück ist das beim Herzensmann auch Geschichte. 

Das größte Lob

Mal wieder. Es ist zwölf ich möchte den kleinen Mann von der Tagesmutter abholen. Er sträubt sich. Nein, er möchte nicht nach Hause. Möchte lieber bei der Tagesmutter bleiben. Bei ihr Essen. Na gut. Heute passt es bei ihr. Mir soll es recht sein. Es ist Trubel bei der Tagesmutter. Eine Freundin ist noch da. Die Kinder. Der älteste Sohn kommt von der Schule. Die Tagesmutter backt Eierkuchen. Damit der mittlere Sohn vom Kindergarten abgeholt werden kann, übernehme ich die Küche. Die jüngste Tochter sitzt neben dem Herd auf der Arbeitsfläche. Jetzt möchte auch der kleine Mann oben sitzen. Das Septembermädchen krabbelt über den Boden. Der älteste Sohn steht auf dem Hocker und schaut zu. Das Tagesmädchen möchte auch mit hoch schauen. Doch es ist einfach kein Platz. So wuselt sie auch unten in der Küche rum. Zwischen Eierkuchen wenden und den Erzählungen des ältesten Sohnes, habe ich ein Auge auf das Tagesmädchen und das Septembermädchen. Immer mal muss ich das Septembermädchen vom Ofen weg nehmen in dem die Eierkuchen warm gehalten werden. Das Tagesmädchen wird regelmäßig erinnert, dass da ja noch ein Baby rum krabbelt und sie vorsichtig machen muss. Irgendwann pule ich dem Septembermädchen Taschentuchreste aus dem Mund. Der älteste Sohn sagt überrascht: “Du bist ja so gut wie Mama!” Ich staune und freue mich über dieses Lob. Denn man sagt ja immer Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit. 

Wieder zu Hause 

Eine schöne Wochen liegt hinter uns. Freie Tage zum Entspannen. Familienzeit. Zeit mit Freunden. Urlaub. 

Nun sind wir wieder zu Hause. Ein Gefühl. Ankommen. Kurze Momente von Wehmut und Traurigkeit beim kleinen Mann werden durch die Nachbarskinder verscheucht. Vertrautes beruhigt. Schnelles Einschlafen beim Septembermädchen, anders als die letzten Tage. Abendliche Ruhe. Ich freue mich wieder auf das eigene Bett. Spätestens hier bin ich wirklich zu Hause. Doch ich merkte es bereits beim Fahren. Ein Gefühl. Eines was ich bisher nur hatte, wenn wir auf einer bestimmten Straße zu meinem Elternhaus heimfuhren. Bereits bei den familiären Urlauben und auch jetzt noch überkommt mich an einer bestimmten Stelle ein “zu Hause”-Gefühl. Als wir heute wieder nach Hause fuhren war es auch da. Merkwürdig vertraut und doch neu. Es macht mich glücklich. Wieder zu Hause. 

Waldoase

Eine angenehme Kühle empfängt mich. Ich lausche den Geräuschen. Vögel zwitschern, die Kuhglocken bimmeln, ein Flugzeug, eine Familie kommt vorbei. Dann wieder natürliche Stille. Eine Oase. Die ersten richtigen Sommertage erleben wir. Ich mag mich vor Wärme kaum bewegen. Ein kleines Menschlein vor dem Bauch. Auch sie leidet unter der Wärme. Muss sich noch dran gewöhnen. Die kühle Waldluft streicht sanft über die Haut. Die Luft ist frisch. Ein kurzer Moment Sein.