Kleiner Baumeister 

Heute war einer von den Abenden, bei denen ich schon vorher ahne, dass sie in großem Geschrei enden werden. Für sowas fehlte mir heute die Kraft und ich hatte absolut keine Lust darauf – habe ich nie, aber manchmal ist man dann trotzdem zu festgefahren und braust mit Vollgas in das Schreikonzert. Um dieses zu vermeiden, versuchte ich mal wieder etwas Neues. Beide Kinder hatten bereits halb sechs schon so großen Hunger, dass wir direkt Abendbrot aßen. Doch den kleinen Mann anschließend waschen und ins Bett stecken wäre nicht zielführend gewesen. Außerdem merkte ich, dass er noch eine Runde Duplo spielen musste. Zum runter fahren, fast ein Allheilmittel. Also gab es heute mal etwas Besonderes: Er durfte nach dem Waschen noch spielen. Und zwar genauso lange, bis das Septembermädchen eingeschlafen war. Sie war nämlich hundemüde und konnte kaum noch die Augen offen halten. Mein Plan ging auf. Ich konnte das Septembermädchen ganz in Ruhe ins Bett bringen. Anschließend hatte der kleine Mann meine volle Aufmerksamkeit. Das hat er sichtlich genossen und mir stolz sein Gebautes gezeigt. Ein Backofen. Mit allem drum und dran. Ich bin sehr begeistert.  

Der Backofen

Unschwer ist er zu erkennen. Mit Schornstein und das Ofenloch, ein wichtiges Detail. An Details mangelt es nicht. Das Regendach, hinter dem Schornstein, ist auch sehr wichtig und auf dem nächsten Bild etwas besser zu sehen. 

   Ein weiteres wichtiges Detail sieht man auf dem nächsten Bild. Den eigentlichen Ofen und die Arbeitsfläche daneben. Auch dieses Detail ist sehr wichtig. Hier kann der Teig aus gerollt oder die Brote abgekühlt werden.  

Ja, so sieht er aus der perfekte Backofen. Woher der kleine Mann das alles weiß? Unser Nachbar – wir haben mehrere davon – hat sich einen Holzbackofen aus Lehm in den Garten gebaut. Spannend war das schon beim Bauen und die Pizza schmeckt köstlich. 

Bild des Tages: Ansporn 

 

“Wie komme ich da jetzt hoch?”

 
Viele Worte braucht es nicht zu diesem Bild. Lange dauert es nicht mehr, dann hängen da oben zwei kleine Äffchen rum. Naja, vielleicht doch noch ein Jahr. Hoffe ich. Die Vertikale ist für das Septembermädchen auf jeden Fall sehr spannend. Besser als Sand oder was es auf Spielplätzen noch so zu finden gibt. Kippen – also Zigarettenstummel – zum Beispiel, aber das ist ein anderes Thema. 

“Mama! Mag ich noch mehr alte Traktoren sehen.”

Es rattert und tuckert. Langsam kommt es näher. Ich schaue aus dem Fenster und staune. “Komm! Schnell!” rufe ich den kleinen Mann.  Auch er schaut begeistert. “Noch eina, Mama?” bittet er fragend. “Vielleicht”, kann ich nur sagen. Wissen tu ich es nicht. Doch ich habe so eine Ahnung und befrage das Orakel. Es stellt sich raus, dass meine Ahnung richtig war und im Freilichtmuseum am Rande der Alb an diesem Wochenende das jährliche Oldtimertreffen stattfindet. 

Nachdem der Regen dann doch irgendwann aufgehört hatte ging es los. Der kleine Mann freute sich wie Bolle. Schon unterwegs fuhr ein alter Unimog hinter uns her. Der kleine Mann hatte ihn selbstverständlich fest im Blick. Bereits auf dem Parkplatz hörten wir es tuckern und rattern. Wir konnten die Rauchwolken sehen. “Wie eine Lok!” entfuhr es dem kleinen Mann begeistert. “Tschuk, tschuk, tschuk die Eisenbahn” fing er an vor sich her zu singen. Doch es war einfach zu viel. Zu viel zu sehen und zu entdecken, überall Traktoren, Unimogs, Motorräder und alte Autos. Immer wieder fuhr einer los. Viele hatten kleine Schäferwagen, Wohnwagen oder andere Anhänger dran. So liefen wir eine Runde durch das Freilichtmuseum. Zwischen durch hörten wir noch einer Gruppe Akkordeonspielern zu, aßen Crêpe, erkundeten Baumhäuser, entdeckten so einige Tiere und besichtigten noch eines der alten Bauernhäuser. Schnell verging der Nachmittag. Der kleine Mann hat sich müde gelaufen und auch das Septembermädchen war nach all den Eindrücken erschöpft. Ruhig lassen wir den Sonntag nun ausklingen.  

    
    
   
 

Melonenmassaker

 
Ein kurzes Lebenszeichen aus der Sommerpause. Nur so lässt sich die Hitze aushalten. Danach noch im Pool – also Planschbecken – abwaschen. Den neuesten Quatsch ausprobieren, der große Bruder freut sich, macht mit, die Welt ist in Ordnung. Ja, so ist das inzwischen hier. Die Kleine stiftet den Großen an. Aber es geht auch noch umgekehrt. Auf jeden Fall hat sie es Faustdick hinter den Ohren. Nichts kann sie aufhalten, hat sie sich einmal was in den Kopf gesetzt. Gewusst hab ich das schon von Anfang an. Doch ich bin immer wieder von ihr überrascht.  

 So klettert sie mal eben die Leiter zum Bett vom kleinen Mann hoch. In einem Affenzahn. Jedes Mal wieder erstaunlich. Oben angekommen freut sie sich wie Bolle. Ist ja klar. Nur das runterkommen geht eben nicht. Mit dem rückwärts wieder runter hat sie es nicht so. Vorwärts, dass geht. Aber nicht aus der Höhe. Also runter angeln, unter Protest. Und was für Einen. Da meldet sie sich unverzüglich in sehr lautem Ton. Ja, sie weiss wie sie sich mitteilen muss. Sehr klar ist auch die Gestik. Da wird gelächelt und gezeigt, die Hände ausgestreckt, geschmatzt und inzwischen auch mal zur Seite geschoben oder hinterm Rücken versteckt. Ihr kann keiner was und sie sagt wo es lang geht. Ganz klar! 

Und bei allem ist sie auch noch zuckersüß. Ich genieße es gerade sehr die Zeit frei zu haben, mich ganz auf die Zwei einstellen zu können, einfach nur dabei sein, ihre Entwicklung beobachten zu dürfen. So gönne ich mir eine Pause. Ein bisschen brauch ich noch. Dann bin ich wieder da.