Der kleine Mann und unsere Nachbarn

Es ist eine kleine Liebesgeschichte oder so was ähnliches. Ich könnte es ganz kurz machen. Beide Seiten mögen einander sehr. Aber so richtig trifft das nicht den Kern der Sache. Es ist mehr als nur mögen. Es ist auch mehr als der “Großfamilienersatz”. Es ist Freundschaft, auch wenn das bei einem Kind von noch nicht mal 1 1/2 Jahren mir wahrscheinlich keiner glaubt.

Unsere Nachbarn sind eine fünfköpfige Familie. Mit Mama, Papa, zwei Söhnen und der Oma. Die Söhne sind so 13 und 10 Jahre alt. Die Beziehung begann schon früh, denn das Interesse der beiden Nachbarsjungs für den kleinen Mann war von Anfang an da. Sie waren immer neugierig über neue Entwicklungsschritte und kamen uns im Garten besuchen, wenn ich mit dem kleinen Mann draußen war. Als dann die ersten Interaktionen möglich waren fingen sie auch zeitig an mit ihm zu spielen. Erst noch etwas unsicher und unbeholfen, mit der Zeit immer sicherer. So war der Vertrauensgrundstein schon einmal gelegt. Seit dieses Jahr die Gartensaison begonnen hat, ist die Beziehung noch deutlich gewachsen. Einen großen Einfluss hat natürlich die größere Selbständigkeit des kleinen Mannes. Seit er anfing mit Laufen und sprechen, merken wir erst sein Interesse und seine Begeisterung für die Nachbarn. Sind wir im Garten muss ich nicht lange warten und er stiefelt zu unseren Nachbarn hinüber. Im Zaun ist ein kleines Gartentürchen, was eigentlich immer offen steht. So ist es ganz leicht da hin zu kommen. Im Nachbargarten ist auch alles viel spannender und besser als bei uns. Zum Einen gibt es viel mehr zum Entdecken. Der Nachbar-Papa ist ein Bastler und Tüftler und im Garten steht so manch spannendes herum. Dann gibt es da ein Trampolin, Bälle im Überfluss und einen Gartenteich mit Wasserlauf. Um mal nur die offensichtlichen Attraktionen zu nennen. Aber auch Dinge wie der Sandkasten und Kreide scheinen bei Nachbars besser zu sein. Zum Anderen sind meist irgendwelche Spielkameraden da. Neben den Jungs auch gerne der Papa, die Mama oder die Oma, die vom kleinen Mann sehr süß “Moma” genannt wird. Wenn das Wetter schön ist sind auch gerne noch ein paar Freunde da und so ist eigentlich immer irgendwas los. Im Gegensatz zu uns. Denn bei uns gibt es eigentlich nur die Mama zum Spielen, am Wochenende auch den Papa, aber die hat man ja sonst auch. Der Garten ist zwar groß, aber es gibt “nur” den Sandkasten, Kreide und einen Ball. Na gut, seit dem Wochenende auch das “Atu”. Wir haben sein BobbyCar aus dem Keller geholt, dass sich zum Glück großer Beliebtheit erfreut. Aber das war es auch schon. Und somit sind wir weit abgeschlagen neben Nachbarsgarten.

Inzwischen haben sich so einige schöne Begebenheiten um und mit den Nachbars zugetragen. Es kommt zum Beispiel vor, dass der kleine Mann relativ bald nach dem Aufstehen oder beim Frühstück “Mimi” und “Ainun” sagt. Das sind seine Variationen der Namen des jüngeren Sohnes und des Papas. Damit will er uns klar machen, dass er doch bitte gleich mal rüber spielen gehen möchte. Das es meistens noch nicht mal acht ist, spielt dabei keine Rolle.
Eine weiteres sehr nettes Bild sah ich dann gestern. Wir waren im Garten und ich hab irgendwas gemacht. Ich wusste der kleine Mann ist bei Nachbars unterwegs die Standardrunde erkunden und schauen ob noch alles da ist. Irgendwann schaute ich, was er da so treibt. Da sah ich ihn vor der Haustür sitzen und mit seiner Schaufel gegen die Tür klopfen. Denn es war keiner im Garten, aber er wollte gerne mit jemandem spielen. Und bis zur Klingel schafft er es ja noch nicht.
Wenn der kleine Mann in den Nachbargarten geht, hat er immer die gleiche erste Standardrunde. Dann wird erstmal geschaut, ob noch alles da ist. Welcher Ball wo rum liegt und ganz wichtig, ob im Gartenschrank noch die Kreide und der ganze andere Kruscht da ist.
Sehr lustig war auch, als wir vor ein paar Wochen Samstagmorgen die obligatorische Kehrwoche machten. Ich kehrte ganz vorbildlich auf dem Fußweg und der kleine Mann lief ihn hoch und runter, immer in meinem Blickfeld. Irgendwann kletterte er die Treppe zu Nachbars hoch und tippelte in den Garten. Als ich fröhliches Lachen hörte, musste ich natürlich schauen, was da so lustig ist. Da saß er vor dem Haus und winkte und lachte. Denn aus den Fenstern schaute die komplette Nachbarsfamilie.

Ich finde es toll, wie beide Seiten gerne miteinander zusammen sind. Wie sie voneinander lernen und Spaß haben. Und deswegen möchte ich an dieser Stelle “Danke” sagen. Danke für eine so tolle Nachbarschaft.

Regenbogensommer

Vor ein paar Tagen las ich bei Frau Kirschkernzeit von der Regenbogenwimpelkette. Eine ganz besondere war und ist es. Angefertigt von fleißigen nicht mehr ganz so kleinen Kinderhänden. Nämlich die ihres einen Sohnes. Und in dem Moment hat es mich gepackt. So schlicht und einfach ist sie die Wimpelkette und doch hat sie den ganz besonderen Regenbogenzauber. Schnell war mir klar, so eine brauchen wir hier auch.

Schon vor einer ganzen Weile wollte ich meine erste Wimpelkette starten. Doch mehr als zwei zurecht geschnittene Wimpel sind bis jetzt noch nicht daraus geworden. Schnell sind sie wieder in die Stoffkiste gewandert. Und mit ihnen die Idee, Lust und Muse. Denn die braucht es dazu. Auch wenn Wimpelketten etwas sehr einfaches und schnelles sind. Manchmal reicht es nicht einmal dafür. Dann sind andere Sachen wichtiger. Drängen sich in den Vordergrund. Lassen keinen Raum für anderes. So ist aus der ersten Wimpelkette nichts geworden und irgendwie war es noch nicht die richtige Zeit für uns und die Wimpel. Denn seit dem habe ich keinen erneuten Versuch gestartet. Zwar habe ich hier und da von tollen Wimpelketten gelesen. Sie auf Fotos bestaunt. So auch ab und zu überlegt. Aber es sollte der Regenbogenzauber sein, der mich in den Bann zieht und mich antreibt.

So stiefelte ich gestern nach der Vorlesung noch eine Runde durch die Stadt. Zum Bastelladen Filz kaufen und in das Kaufhaus, wo es hier die Grundausstattung an Nähutensilien gibt. Unterwegs noch schnell zum Bäcker und dann flott nach Hause. Eigentlich wollte ich ja noch ein bisschen an den Schreibtisch bevor ich den kleinen Mann abholen musste. Doch irgendwie war die Lust zum Basteln, Nähen und Schneiden größer und die Zeit auch nicht mehr ganz so reichlich. So schnitt ich die ersten Filzwimpel zu. Genoss die sommerlichen Temperaturen auf unserer Terrasse. Schnell und einfach ging es von der Hand. Schon waren alle Wimpel zurecht geschnitten. Und als dann der kleine Mann seinen Mittagsschlaf hielt, zog es mich wieder zu den Wimpeln, zu Nadel und Faden. Denn wenn schon einfach, dann auch richtig. So sollte es auch eine von Hand genähte Wimpelkette werden. Dieses kleine bisschen mehr Zeit wollte ich dann doch investieren. Aber auch das ging erstaunlich schnell. Ohne Hast und Eile stichelte ich so vor mich hin, ließ meine Gedanken nebenbei kreisen und schon war ein Wimpel nach dem Anderen an seinem Platz.

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Nun kann der Regenbogensommer kommen. Und wer weiß? Vielleicht mit noch viel mehr Regenbögen auf die eine oder andere Art.

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Ach ja und Puh

… Inhalte, die trotz stunden-, tage-, ach bald wochenlanger Reherhe nicht gefunden werden wollen

… Die Erkältung, die mich nach einer halben Woche Alltag schon wieder nervt

… Wäscheberge die trotz körbeweiser Wäscherei nicht weniger werden wollen

… Der grippale Infekt des Herzensmannes, der ihn k.o. macht und mir auch am Wochenende keine Pause gönnt

… Hochschulkram, der erledigt werden muss und die Zeit fehlt

… Abgabetermine, die näher rücken und mir Stress bereiten

… Ein kleiner Mann, der viel Aufmerksamkeit und meine Nähe braucht, am Liebsten nur auf meinem Arm sein möchte (11kg oder so sind ganz schön schwer mit der Zeit)

Und noch viel mehr, was mich gerade nervt. Mir Kraft entzieht, wo nur noch wenig da ist. Da fragt man sich wieso, weshalb, warum. Und immer wieder wie. Wie wird das im September mit zwei kleinen Würmern.

Doch zwischendrin und unverhofft gibt es schöne Sachen.

:Ein Jungpflanzenmarkt, bei dem man aus dem vollen schöpfen kann und sich zurück halten muss, da der Garten eigentlich schon voll geplant ist.

:Der Besuch der Schwester und ihres Freundes, nach dem im Garten unverhofft doch noch mehr Platz für Gemüse geschaffen ist.

:Sonne, Wind nur ohne Meer aber es fühlt sich an wie am Meer

:Der kleine Mann, der sich freut und lacht, wenn er die Nachbarsjungs sieht, wenn er den Puppenwagen vom Kinderzimmer durch den Flur in die Küche schiebt.

:Pflanzkartoffeln, die extra für uns doch noch geliefert werden.

Viele Dinge über die ich mich freuen kann, dankbar bin. Ich muss sie mir nur bewusst machen. Mich nicht von den nicht so tollen Sachen blenden lassen. Die Augen öffnen und dankbar sein. Dankbar dafür, dass es immer so viel Schönes gibt. Dass es eigentlich nie ein Tag gibt, an dem ich mich nicht über irgendetwas freue, an dem ich nicht lache. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht dankbar dafür bin, dass der kleine Mann bei uns ist. Keinen, an dem ich nicht erneut staune über das Wunder des Lebens.

Nur manchmal fühlt sich alles so unendlich schwer und unglaublich viel an. Manchmal ist die Erschöpfung so groß, das sie am Morgen immer noch da ist, sich nicht weg schlafen lässt. Dann fühlen sich die Tage nicht so leicht und glänzend an, wie die Perlen an einer Perlenkette. Eher wie riesige Felsbrocken, die auf meinem Rücken verteilt wurden. Doch auch Felsbrocken haben schöne Seiten. Man kann auf sie raufklettern und die Aussicht genießen. Nur ist manchmal der Aufstieg echt mühsam. Doch es lohnt sich immer wieder. Und so werden wir auch diese Tage bewältigen. Heute lockt schon ein Aussichtspunkt. Ein Abend in der Sonne auf der Terrasse mit der ersten Salaternte auf dem Teller. Man muss nur die Augen von den Füßen und dem steinigen Weg heben und die Aussicht genießen.

Mein Sommersemestermontag

Seit dem Sommersemester ist Montags immer der Putztag. Vorher haben wir oft am Wochenende sauber gemacht oder ich habe es schon vorher, also Freitags versucht. Aber so richtig gut hat das immer nie geklappt und wir waren immer unzufrieden. Entweder war es noch ein zusätzlicher To-Do-Punkt am Wohenende, wo wir eigentlich noch so viel anderes machen wollen. Dann ließen wir es auch öfter mal ausfallen… Naja insgesamt war das richtige (also mit wischen usw.) Saubermachen immer ein Thema bei uns.

Da passt es im Sommersemester ganz wunderbar, dass ich Montags erst spät (11:30) Vorlesung habe. Der kleine Mann verlässt meistens schon mit dem Herzensmann das Haus. Wenn nicht, bringe ich ihn spätestens um neun zur Tagesmutter. Genug Zeit also einmal ordentlich durch die Wohnung zu fegen und alles wieder schön zu machen. Dann wird gesaugt und geputzt, gewischt und geschrubbt was das Zeug hält. Bis alles wieder gemütlich ist.

Dann düse ich in die Hochschule, lerne fleißig bis 13:00. Und habe noch eine Stunde Mittagspause danach. Na, meistens ist sie kürzer, da ich mich noch mit Kommilitonen verquatsche. Um zwei hole ich den kleinen Mann wieder ab und es beginnt unsere gemeinsame Zeit. Der Nachmittag gehört ihm. Wir machen kleine Ausflüge, gehen auf den Spielplatz oder werkeln im Garten. Die momentane Lieblingsbeschäftigung: Gießen. Am Liebsten mit der großen Gießkanne.

So war mein Tag auch heute. Eigentlich. Neben dem vormittäglichen Putzen stand auch noch Einkaufen und Wäsche waschen auf dem Programm. Also war der Plan alles zügig ab zu arbeiten. Der kleine Mann beschloss heut Morgen erst mal auszuschlafen. So brachte ich ihn zur Tagesmutter und konnte anschließend den Einkauf erledigen. Montagmorgen gegen 9:30 ist das ganz erträglich. So blieb mir zwar nicht mehr so viel Zeit für den Rest, aber eine gute Organisation ist alles. Plan: Wäsche in die Waschmaschine, sauber machen, Wäsche aufhängen und ab in die Hochschule. So ähnlich lief es dann auch. Zu Anfang. Die Wäsche war in der Waschmaschine. Nur diese wollte nicht waschen. Sie zeigte mir nur die ganze Zeit an, dass das Demoprogramm laufen würde. Ich wollte aber kein Demoprogramm, ich wollte gewaschene Wäsche. Ich klickte mich durch das Hilfemenü und suchte und suchte. Ich schaltete die Maschine aus und wieder an. Nichts half. Immer war da dieses blöde Demoprogramm. Kurz vor der völligen Entnervtheit beschloss ich erst ins Internet zu schauen und notfalls dann beim Service anzurufen. Dem Internet sei dank, ich kann wieder waschen. Ich fand ganz schnell was ich suchte. Eine Tastenkombination, auf die ich selber nie gekommen wäre. Der kleine Mann hatte beim Rumspielen die Demogeschichte aktiviert. Nur mit dem Deaktivieren hat es etwas gedauert. Ja, mit Kindern kann man was erleben. So blieb für die eigentliche Montagsaufgabe nur noch wenig Zeit. Aber irgendwie hat es dann doch noch gepasst. Wie meistens.