Der erste Schnee am ersten Dezember

Das Hühnergehege liegt verlassen. Das Gemecker der Hühner klingt mir schon durch den Garten entgegen. Boaaaaag boaaag klingen die lang gezogenen Klagegackerer. Ja, die Hühner finden Schnee völlig überflüssig und doof. Was ich mir da bloß über Nacht hab einfallen lassen. Was das jetzt bitte soll. So schallt es mir beim Hühnerstall öffnen ins Ohr. Ja, mal ganz ehrlich, die Hühner beschweren sich so, als müssten sie jetzt Schnee schippen gehen. Als ob die das machen würden. Das wissen ja alle Kinder, bei Petterson und Findus hab ich noch kein Huhn mit Schneeschippe gesehen. Nein, die Hühner bleiben heute im Stall. Dabei könnten sie auch in die Voliere gehen, wo kein Krümmel Schnee liegt.

Verwaistes Hühnergehege und der Riegel ist auch fest gefroren.

Ganz anders finden es natürlich die Kinder und der Hund, dass jetzt pünktlich zum 1. Dezember auch bei uns der Schnee angekommen ist. Kaum aus der Haustür raus schießt der Hund los und flitzte durch den Garten. Hier hin und dort hin und da könnte man ja auch noch schnell, ach ne dadrüber ist doch besser. Mir wird ganz schwindelig beim zu gucken. Und so drehen wir dann eine besonders schöne große Runde. Auf den meisten Wegen sind wir die Ersten die da lang laufen. Wir treffen nur eine Hundefreundin mit Besitzer, ansonsten ist alles still und weiß und eingehüllt in den weichen kalten Wintermantel. Und dann ist es einfach da dieses Winter- und Weihnachtsgefühl, die Lust auf erstes Plätzchen backen, vorlesen und Schlitten fahren, Punsch und Lebkuchen und über Haupt alles was so dazu gehört. Aber erst mal sitze ich wieder drinnen und schau einfach zu, wie die Schneeflocken weiter fallen.

Schneewinter

Einen Schnee reichen Winter haben sich die Kinder gewünscht. Aktuell können sie sich nicht beklagen. Schon vor Weihnachten lag eine Woche lang Schnee. Nun liegt auch wieder Schnee und am Sonntag gab es noch einmal gut 10 cm Neuschnee. Jeden Nachmittag geht es dann raus hinters Haus. Ein Stück den Weg hinauf, um dann fröhlich wieder runter zu rutschen. Bob, Schlitten und Porutscher, alles was rutscht kommt zum Einsatz. Es wird gejuchzt und gejauchzt, Vollbremsungen hingelegt und die Fussgänger, die sich den Weg mit wilden Schlittenfahrern teilen müssen, sehen grosszügig drüber hinweg. Gönnen der Jugend diesen Spaß, wissend das es wahrscheinlich in Kürze wieder vorbei sein wird. Den nicht nur die Jugend setzt sich dann auf den Schlitten, nein auch der ein oder andere Erwachsene saust mit breitem fröhlichen Lachen den Berg hinab, nur um kurz darauf noch einmal hoch zu stapfen, der Spaß ist zu groß, um nur einmal zufahren oder ihn gar gänzlich für die Kinder zu reservieren.

Den ganzen Nachmittag verbringen die Kinder draußen, kommen heim wenn es dunkel wird mit geröteten Wangen und großem Hunger. Die Kälte fühlt sich mit Schnee nicht so kalt an. Alles liegt unter einer weißen, weichen Decke. Die Geräusche werden geschluckt. Es ist still und friedlich und sauber. Ja, so ist der Winter mit Schnee auf dem Land.

Abendliches Bild aus der Terrassentür. Der Garten sieht so schön ordentlich aus.

Im Dunkeln mit Taschenlampe geht es am Morgen hinaus. Die Gummistiefel versinken bis über die Knöchel im Neuschnee. Die Kaninchen kommen schnell an gehoppelt. Welche Leckereien bringe ich diesmal vorbei? Karottenschalen, Salatblätter und Fenchelgrün bringen etwas Abwechslung in das Heueinerlei, wenn das frische Grün unter einer dicken Schneedecke verborgen ist.

Die Hühner kuscheln sich noch auf ihre Stangen. Im Dunkeln steckt da keines den Kopf unterm Federkleid hervor. Überhaupt fragen sie sich, was das schon wieder soll, dieses Weiße da draußen. In die Voliere gehen sie wenig, bleiben lieber im Stall, weiß man doch nie, wann die nächste Lawine vom Dach herunterrutscht und alle mit großem Gegacker durcheinander fliegen. Der Hühnergarten liegt ganz und gar unberührt da. Nur meine Fussspuren führen einmal vom Tor bis zur Voliere und zurück. Dafür verbringen die Hühner wieder etwas mehr Zeit im Legenest und es können wieder ein paar mehr Eier ins Körbchen gelegt werden. Nein, die Hühner finden den Schnee ganz und gar unmöglich. Schlimmer finden ihn wohl nur ihre männlichen Kollegen. Die dürfen in einem extra Stall mit mobilem Zaun über die Wiese wandern. Doch bei Schnee hopsen sie von der Leiter, schnell unter den Stall, fressen ein paar Körner und dann nichts wie rauf auf das alte Legenestdach. Dort liegt kein Schnee. Dort drängen sich 9 Hähne zusammen und harren aus bis sie am Abend wieder in den Stall gehen, weil es dunkel wird.

Mehr Spaß am Schnee hat da der Hund. Fröhlich jagt er durch den Schnee. Hier hin und da hin und überschlägt sich fast vor Freude. Nach dem Bad im Schnee sieht der schwarze Hund gar nicht mehr so schwarz aus. Der Schnee bleibt fröhlich im Fell hängen. Zum auftauen muss er dann erstmal im unteren Klo warten, bevor es dann in “die gute Stube” geht. Ja, auch so ist das Leben auf dem Land mit Schnee.

Schneebälle an Hundefüßen. Kein Gericht auf einer Speisekarte, sondern lästige Begleiterscheinung des Schnees.

tierisches Glück

Oft sind es die winzigsten Kleinigkeiten die manchmal großes Glück bedeuten. In den letzten Tagen gab es davon einige. Eigentlich täglich und es ist fast banal darüber zu berichten und doch bedeuten mir diese kleinen Momente sehr viel. Minuten, gar Sekunden bloß, die im Alltag eigentlich unter gehen. Doch wenn ich sie mir bewusst mache und hier aufschreibe, gibt es eine kleine Glückssammlung und glücklich Sein wer will das nicht?

Täglich zwei Mal füttere ich unsere Häschen, ja eigentlich Kaninchen. Nun wächst und gedeiht es in der Natur überall und die drei Hoppler bekommen frischestes Futter. Am herrlichsten ist es, wenn ich ihnen frische Äste in einen Lochziegel stecke und sie sich dann nach den leckersten Blättchen recken und strecken. Da bleib ich natürlich immer einen Moment sitzen und schaue den kleinen Mümmelmännern (und der einen Mümmelfrau) gerne zu.

Dieser Moment war so lang, wie die Ampel rot. Jedes Mal wenn wir in die Stadt laufen und bei unserem Lieblingsdönerladen vorbei kommen, wird der Hund gestreichelt. Snoopy muss natürlich draußen warten, ich glaube es gäbe einen ordentlichen Aufstand beim Gesundheitsamt, wenn der Hund im Laden wäre…, naja isser nich und so bereitet er wahrscheinlich vielen Menschen Freude. Zumindest dem Septembermädchen, und ich stelle mir einfach vor, dass auch andere Menschen gerne eine Streicheleinheit spenden. Aber eben nur so lange die Fußgängerampel rot ist. Sobald sie grün wird verabschiedet sich das Septembermädchen wieder. Und ich freue mich über diesen kleinen Moment.

Und dann sind da unsere sieben Küken. Mehr muss ich vielleicht gar nicht sagen. Es wuselt nur so in unserem extra Abteil im Hühnerstall. Sieben Eier hat unsere Henne ausgebrütet und sieben Küken sind geschlüpft. Inzwischen sind sie schon eine Woche alt und entwickeln sich prächtig. Wer schlechte Laune hat, geht einfach in den Hühnerstall. Das funktioniert ganz bestimmt. Denn wenn man dies kleinen wuscheligen Knäule da rum wuseln sieht muss man einfach Lächeln. Ja Tierkinder gehen immer. Jetzt heißt es nur Daumen drücken, dass die Henne – Hahn – Quote gut ist.

Und so kann ich mir an unterschiedlichen Stellen eine Portion Glück abholen. Glück to go, könnte man fast sagen. Wobei ich meistens lieber sitzen bleibe und beim Gucken die Zeit vergesse, außer bei der roten Ampel natürlich.

SonnenTag

So ein herrliches Wetter! Eigentlich zwar viel zu warm für diese Zeit im Jahr, doch ganz ehrlich, ich freu mich darüber. Denn es macht es uns leichter raus zu gehen und der Seele die nötige Portion Natur zukommen zulassen. In diesen Tagen brauchen wir davon eigentlich noch mal mehr. Und so waren wir nicht nur am Samstag sondern auch am Sonntag draußen auf unserem Lebensort. Genießen, auftanken und ein bisschen werkeln. Die Zeit wird immer weniger, durch die kürzer werdenden Tage. Das merken wir deutlich. Und so fahren wir kurz vorm Mittag raus. Es gibt wieder leckeres aus einem Topf. Diesmal Linsen, dazu eine Portion Nudeln, die wir fertig gekocht mitnehmen. Der Tisch in der Sonne, das Feuer prasselt im Herd, herrlich. Der Herzensmann baut mit den Kindern die automatische Hühnerklappe ein und ich verbrenne noch ein paar Brombeeren, vielleicht werden wir ihnen irgendwann Herr. Und dann ist die Zeit auch schon wieder um. Sonnenstrahlen gefangen haben wir bestimmt extra viele.

Küken-Kino und andere Hühnergeschichten

Vor einer Woche war es so weit. Das erste Küken ist geschlüpft. Inzwischen sind es sechs quietschfidele lustige kleine puschelige Küken. Der ein oder andere Leser wird jetzt verwundert denken, schon wieder? Da war doch neulich erst was. Ja. War. Und nach dem hier die Natur fröhlich ihren Lauf gezeigt hat, gab es gar keine Küken mehr. Die Raben hatten ein kleines Festmahl und wir unser Wohnzimmer wieder für uns. Doch unsere Hennen gaben nicht auf. In der Zwischenzeit hatte eine andere Henne angefangen zu brüten. Auch sie auf unbefruchteten Eiern, denn wo kein Hahn auch keine Küken. Irgendwann lies ich mich doch erweichen und konnte von Freunden befruchtete Eier bekommen. Und nun gibt es eine Überdosis an zuckersüßer Niedlichkeit in unserem Garten. Tierbabys halt.

Unsere Henne, Kiwi, ist eine hervorragende Glucke. Inzwischen geht sie mit ihren Küken auch schon raus in den Auslauf. Den haben wir Rabensicher präpariert, mit Netz und Gitter und allem was mir so einfiel. Noch einmal dieses Drama brauch ich nicht. Doch inzwischen beschleicht mich eine andere Ahnung. Rein mathematisch muss man damit rechnen, dass bei Küken die Hälfte Hähne werden. Doch ob nur die Hälfte der Küken Hähne sind bin ich mir gar nicht so sicher. In den nächsten Tagen werden wir es genauer sehen. Ich hoffe ja schon, dass wir wenigstens 2 Hennen dabei haben. Ein Hahn reicht uns ja schon. Naja, da wird es vielleicht Hühnerfrikassee geben, dass haben sich zumindest die Kinder gewünscht.

Und während im Gluckenstall die Küken schlüpfen, denkt sich im Hühnerstall noch eine Henne, dass sie doch mal brüten könnte. Also ehrlich, ich brauch das ja nicht nochmal und Platz hab ich auch nicht für noch eine Glucke. Eier legen wäre mir da doch viel lieber. Die Eierversorgung bei fünf Hühnern, wovon zwei nicht legen aus oben beschriebenen Gründen und zwei langsam alt werden, lässt zu wünschen übrig. Und so wird die Henne wohl oder übel zwei Tage in einem Pappkarton in Arrest genommen. Dass soll gegen Brütigkeit helfen. Ob Brütigkeit ein anerkanntes Wort ist, weiß ich nicht. Ist aber auch egal. Ich geh jetzt erstmal Küken gucken.

Kükenparty im Wohnzimmer

Seit Dienstag nach Ostern haben wir eine brütende Henne gehabt. Eigentlich dauert eine Brut bei Hühnern 21 Tage und so wussten wir, dass es letzte Woche soweit gewesen sein müsste. Dienstag vor einer Woche waren wir ganz aufgeregt. Wir lauschten am Stall, ob wir schon ein Piepsen hören konnten. Ich hielt unserer Henne das Futter vor den Schnabel und sonst ließen wir sie in Ruhe. Doch es blieb still. Auch die nächsten Tage blieb es noch still. Doch die Hoffnung war noch nicht gestorben, denn ich hatte am Samstag nach Ostern noch weitere vier Eier drunter gelegt und vielleicht synchronisieren sich die Eier? Wir hatten ja keine Ahnung. Es war ja unsere erste Brut. Jeden Tag schauten wir rein, versorgten die Henne und lauschten. Meine Geduld wurde sehr geprüft. Und dann war plötzlich alles noch viel aufregender. Denn Freitag vor einer Woche kamen wir abends von unserem Lebensort wieder. Es war schon etwas spät und wir mussten noch Abendessen. Doch als erstes schaute ich bei unserer Henne nach. Sie saß wie immer auf dem Nest. Doch irgendwas war anders. Dann sah ich die kaputte Eierschale neben dem Nest liegen und wusste ein Küken ist geschlüpft. Was für eine Freude! Ich fütterte die Henne noch mal und dann sah ich es erst. Es lag ganz matt auf dem Stallboden in der Streu und piepste verzweifelt. Oh nein! Was mach ich nun. Es kam von selber nicht wieder in das Nest. Und ohne die wärmende Henne würde es erfrieren. Ich versuchte es unter unsere Henne zu schieben. Doch die Glucke verteidigte ihr Nest gut und pickte nach mir. Keine Chance, das war klar. So nahm ich das kleine Ding in meine Hände und schützte es. Dann ab in die Wohnung. Wie sollen wir es nun wärmen? Und das die ganze Nacht? Und wie warm braucht ein Küken es überhaupt? Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf.

Unser erstes Küken unter der Rotlichtlampe

Ja, darauf war ich nicht vorbereitet. Ich habe in die Natur vertraut und naiv gedacht, die Glucke brütet die Eier aus und versorgt dann ihre Küken ganz wunderbar. Doch so ist Natur nicht unbedingt. Nicht nur. Sicher ist Natur auch wunderschön und bisweilen auch romantisch. Aber eben nicht nur. Wie wir auch an den kommenden Tagen noch erleben werden. Doch zurück zu Freitag Abend mit unserem frisch geschlüpften Küken in der Küche. Ja denn da saß ich dann erstmal. Auf dem Küchenfussboden mit der Rotlichtlampe in der Hand. Das Küken in einem kleinen Schuhkarton. Langsam erholte es sich und mit der zunehmenden Wärme wurde es lebendiger und flatterte unbeholfen herum. Es lebte. Der Herzensmann kochte nebenbei Essen und wir wechselten uns ab, mit Lampe halten und Essen und die Kinder koordinieren und weitere Lösungen finden. Und wie der Zufall wollte hatten wir eine Woche vorher von Bekannten einen Brutautomat geschenkt bekommen. Diesen holten wir nun aus der Garage, schalteten ihn an und probierten aus wie wir Temperatur und Luftfeuchtigkeit einstellen können. Dann setzten wir das Küken hinein und brachten die Kinder ins Bett.

Während ich das gute Nacht Lied sang kam mir die Idee, das Küken doch noch mal unter die Glucke zuschieben. Ich wollte es probieren. Denn ich hatte ja noch die Hoffnung, dass aus den weiteren neun Eiern auch noch Küken schlüpfen. Und so probierte ich es an dem Freitagabend spät noch mal. Es war schon dunkel, die Glucke schlief bereits und das Küken schlüpfte ganz selbstverständlich unter ihren Bauch. Nun blieb also zu hoffen, dass sich unsere Glucke gut um das Küken kümmern würde und noch weitere Küken schlüpfen.

Ein Zettel den der Dezemberjunge lesen kann, damit die Kinder am nächsten Morgen keinen Schreck bekommen.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung von Freitag Abend zu Sonntag früh. Inzwischen wussten wir das ein weiteres Küken geschlüpft sein muss. Wir haben noch mehr kaputte Eierschalen gesehen. Doch das Küken noch nicht. Am späten Vormittag wollte ich die Eierschalen entfernen und nach sehen. Da fand ich ein lebendiges und ein totes Küken. Warum wissen wir nicht. Als ich das tote Küken und die Eierschalen entfernen wollte pickte unsere Henne heftig nach unserem gesunden Küken. Das konnte ich nicht akzeptieren. Ich wollte das eine gerettete Küken lebend wissen. Ob aus den anderen acht Eiern noch etwas werden würde wussten wir nicht. So quartierte ich unser Küken im Wohnzimmer ein. Von einer Bekannten konnte ich Wärmeplatte und -Lampe ausleihen. Nun hatten wir also ein Küken im Wohnzimmer.

Goldie unser Küken im Wohnzimmer

Doch unser Küken blieb alleine. Aus den restlichen acht Eiern ist bis Dienstag Morgen kein Küken geschlüpft. Dann habe ich beschlossen mich auf die Suche nach Küken zu begeben. Denn ein Küken alleine geht für mich gar nicht. Doch es ist gar nicht so einfach drei Tage alte Küken zu finden. Doch ich hatte Glück und konnte sie am Mittwoch abholen. Und so haben wir zu unserem Küken noch zwei weitere gekauft. So wohnen in unserem Wohnzimmer nun drei Küken. Das ist ein Gepiepse…

Unsere drei Küken – Goldie, Nora und Krawallo

Verrückte Hühner!

Seit gut zwei Jahren leben wir nun mit unseren Hühnern zusammen und was soll ich sagen. Nie wieder ohne! Ja, wer einmal Hühnern verfallen ist, wird wohl immer Hühner haben. Natürlich, wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen, das sei vorausgesetzt. Wir jeden falls sind froh, unsere Hühner zu haben. Denn Hühner sind vielleicht manchmal etwas blöd, ja wirklich, aber sie haben auch jedes einzelne ihren eigenen Charakter und den können sie bei uns voll ausleben. Und das bietet uns immer wieder lustige Geschichten und Erlebnisse.

Besonders zwei Hühner der Familie Anders stechen da in den letzten Tagen her raus. Moment. Da muss ich noch kurz was erklären. Unsere Hühner haben Namen. Das ist nicht weiter besonders. Doch drei von unseren Hühnern haben auch einen Nachnamen. Die Familie Anders. Das kam so. Nach dem uns letzten Sommer im Urlaub zwei Hühner verlassen hatten, durften drei neue einziehen. Als diese ankamen wurden die Namen gewählt. Und als der Dezemberjunge sein Huhn taufte war es sich nicht gleich ganz sicher. So kam der Vorname und als ich nachfragte ob er diesen wirklich wählen möchte, da er erst einen anderen schon lange ausgesucht hatte, sagte er Anders sie soll anders heißen. Nun ja und dann kam eins zum andern und nun heißen unsere drei „neuen“ Hühner eben alle mit Nachnamen Anders. Aber genutzt wird er nur bei Roberta Anders. Die Henne, die zur Zeit brütet. Die nächsten Tage dürfte es soweit sein und wir könnten das erste piepsen hören.

Aber davon später mehr, nun zu unseren wirklich verrückten Hühnern. Zum einen ist da Kiwi. Kiwi heißt Kiwi weil sie aussieht wie ein Kiwi, also der Vogel, ihr fehlen genetisch bedingt die Schwanzfedern. Und als der Name festgelegt war, fiel uns auf wie passend er ist, denn sie ist ein Grünleger und legt grüne Eier. Eine Sache passt jedoch weder so richtig zum Huhn, noch zum Kiwi, denn Kiwi fliegt ganz gerne mal über den Zaun. Das jeden Tag mehrmals raus und wieder rein. So wie es ihr eben passt. Und so kam es irgendwann um Weihnachten, dass sie ihre Eier nicht brav ins Legenest legte sondern an einem wunderschönen Platz unter einem Strauch bei uns im Garten. Irgendwann bekam ich das dann raus und fand ein volles Nest.

versteckte Hühnereier – da war vor Silvester mal kurz Ostern

Doch inzwischen hat sie bemerkt, dass wir die Eier immer finden und mit nehmen. Sie hat danach noch weitere Plätze ausprobiert, doch das Legenest im Stall akzeptiert sie nun auch. Doch nicht nur beim Legen und der Taggestaltung legt sie wert auf ihre Freiheit. Nein, auch bei der Wahl des Schlafplatzes legt sie wert darauf mitsprechen zu können. So sind ihr die Sitzstangen im Stall nicht immer recht. Das wäre zu einfach und entspricht überhaupt nicht den Ansprüchen eines freien Huhns jeden Abend das selbe Schlafgemach zu wählen. Nein, unter freiem Himmel muss es sein. Aber nicht gut versteckt in einem Gebüsch. Als weißes Huhn muss man unter freiem Himmel auch gut sichtbar sein. Das Stalldach kommt da gerade recht. Allerdings geht mir diese Willensbekundung zu weit. Ich bin da ja wirklich auch eine Hühner -Spaß – Bremse. Ich setze sie an den Abenden nämlich einfach selber in den Stall.

Hoch hinaus zur Guten Nacht.

Etwas eigenwillige Schlafentscheidungen traf allerdings noch ein anderes Huhn die letzten Abende. Auch sie gehört der Familie Anders an und ist bis dato nicht durch irgendwelche verrückten Charaktereigenschaften aufgefallen, sondern eher durch ihre ruhige und ausgleichende Art, ebenso wie ihre gute durchgehende Legebereitschaft. Es handelt sich um unsere Sperber Henne Sara-Lina. Eines Abends, es war schon etwas spät geworden, wollte ich die Hühner einsperren. Die letzte Abendstunde durften alle im ganzen Garten rum scharren und scharwenzeln. Tja und dann kamen wir zum Stall und wollten zu machen, da fiel mir auf, dass ein Huhn fehlt. Der Herzensmann und ich suchten in unserem Garten und in den Nachbarsgärten. Wir schauten in Büsche und Sträucher ob wir irgendwo ihr gesprenkeltes Federkleid entdeckten. Nichts. Wir riefen ihren Namen und lauschten ob wir ein gackern hörten. Nichts. Und so gingen wir mit drei Hühnern im Legestall ins Bett. Hoffnungsvoll und neugierig, woher und das unser Huhn wieder auftaucht.

Am nächsten Morgen machte ich die Versorgungsrunde. Doch Sara-Lina war noch nicht im Garten unterwegs obwohl die Sonne schon etwas höher stand. So lies ich erstmal die drei Hennen raus und fütterte sie. Doch es tat sich noch nichts. Auch als ich den Gluckenstall öffnete und nach unserer fleißigen Brüterin schaute tat sich nichts. Doch als ich dann wieder Richtung Haus ging hörte ich es gurren und Sara-Lina kroch aus dem Komposter raus. Ich schüttelte innerlich den Kopf und schaute später am Tag hinein. Da hatte doch auch Kiwi ein Ei noch dazu gelegt. Verrückte Hühner!

Zwei Eier im fast leeren Komposter… auch der scheint ganz gemütlich zu sein

Drei Nächte verbrachte Sara-Lina in unserem Komposter. An einem Abend habe ich sie mit dem Blitz ein bisschen geärgert. Nun ist sie wieder in den Stall umgezogen. Und damit sind fürs erste ein paar Hühnergeschichten erzählt. Die nächsten kommen aber bald. Denn wenn hier in den nächsten Tagen kleine Küken schlüpfen gibt es sicher wieder einiges zu berichten.

Sara-Lina im Komposter – Gute Nacht

Hoffen und Warten auf Nachwuchs

Ich bin aufgeregt. Wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Oder gespannt wie ein Flitzebogen. Warum? Eine unserer Hennen ist brütig. Seit ein paar Tagen sitzt sie regelmäßig im Nest und giftet uns an, wenn wir die Eier entwenden wollen. Das ist nicht neu für uns. Als wir vor gut zwei Jahren unsere Hühner bekamen, wurde bereits im Herbst eine unserer Hennen brütig und mit ihr keimte der Wunsch nach eigenen Küken in Naturbrut. Ein Traum! Im kommenden Frühjahr, also letztes Jahr, beobachtete ich unsere Hennen sehr genau. Würde wieder eine Henne brütig werden? Ich versuchte auch verschiedene Tipps aus dem www, um Hennen zum Brüten zu animieren. Funktioniert hat es nicht. Die vorsorglich besorgten Bruteier einer Freundin – also deren Hühner – blieben ungenutzt. Der Traum der eigenen Küken wanderte wieder in die hinteren Ecken des Hirns. Und nun einfach so, weil die Natur es möchte, ist unsere Henne brütig. Die ersten Tage war ich noch skeptisch. Ist sie wirklich brütig? Die Hoffnung keimte wieder und nachdem ich mir wirklich sicher war, schrieb ich meiner Freundin, ob sie mir wohl wieder ein paar Eier geben könnte?

Eindeutig brütig – unsere Maranhenne Roberta

Ein Tag noch Ostern keine so gute Idee. Sie hat keine Eier da und es legen bei ihr aktuell nicht so viele Hennen. Aber sie könnte mir welche sammeln. Hm, das wäre zwar möglich, aber die Frage ist, wie lange sitzt unsere Henne wirklich? Oder merkt sie irgendwann, das die Eier nicht befruchtet sind, die unsere Hennen legen und hört auf zu brüten? Fragen über Fragen in meinem Kopf. Alle ausgelöst von dieser verrückten Hoffnung auf eigene Küken. Wäre das nicht herrlich, ein paar kleine gelbe flauschige Küken über unsere Wiese spazieren zusehen? Doch wo bekomme ich jetzt noch Bruteier her. Und das auch noch zügig, ich will keinen Tag vergeuden.

Zehn Bruteier – die Hoffnung auf gelbe flauschige Küken

Über eine weitere Freundin bekomme ich zwei Kontakte. Okay, dann mal da melden, vielleicht hat einer von denen Bruteier so spontan abzugeben. Immer wieder schaue ich auf mein Handy. Verrückt! Wirklich, ich muss verrückt sein. Doch das Bild der kleinen gelben Küken in meinem Kopf, haben einfach einen riesigen Reiz. Und so freue ich mich wie Bolle, als die Nachricht auf dem Handy blinkt. Es gibt Bruteier und ich kann sie noch heute abholen! Und so schiebe ich am Nachmittag unserer sich aufplusternden Henne zehn Eier untern Po. Nun heißt es warten und hoffen. Und unsere Henne gut versorgen. Drückt uns die Daumen. Ich werde berichten.

Unsere aufgeplusterte Henne, der es gar nicht behagt, dass ich da rumwurschtel

Zwischen Himmel und Erde

Es ist ein herrlicher Urlaubstag. Der Himmel ist blau. Es geht eine leichte Brise. Wir fahren mit den Rädern bis ins sechs Kilometer entfernte Wieck a. D. Der Weg führt uns erst durch Born, am Hafen vorbei. Wir bewundern die kleinen mit Reed gedeckten Häuser. Dann führt uns der Weg zwischen Birken und Entwäserungsgräben entlang. Es ist idyllisch. Ich fühle mich wie bei Madita. Das Septembermädchen und ich summen Idas Sommerlied. In Wieck fahren wir bis zum Hafen, denn wir wollen die Zeesboote sehen. Schon im Borner Hafen konnten wir sie über den Bodden fahren sehen. Dann machen wir uns wieder auf den Rückweg. Es gibt noch einen Kuchenstopp. Mit neuer Energie fährt der Dezemberjunge auch gleich viel schneller. Langsam kommt Wind auf. Das Septembermädchen ist müde und ihr ist eisbatzenkalt. Hinten auf dem Fahrradsitz ohne Bewegung wird es nun frisch. Wir unterhalten uns, dass wir direkt eine warme Dusche nehmen, wenn wir auf dem Campingplatz sind und was wir zum Abendbrot machen. Zwischen all diese Unterhaltungsgedanken schleichen sich bei mir plötzlich Gedanken an die Hühner. Wie es ihnen wohl geht? Ob unsere Hausmitbewohner zurecht kommen? Ach, na klar, denke ich. Sonst hätten wir schon längst etwas von ihnen gehört. Dann sehen wir die Kites auf dem Bodden. Das Septembermädchen und ich sind da. Die Männer sind noch zum Kaffee kaufen abgebogen. So gehen wir zum Duschen. Das Septembermädchen genießt das warme Wasser. Die Haare werden auch gewaschen und dann unter dem Handföhn bei den Klos trocken gepustet. Während wir das Abendessen vorbereiten, kommen die Männer zurück. Wir essen wie immer später und dann bring ich das Septembermädchen ins Bett. Der Dezemberjunge geht noch duschen. Zwischen durch werfe ich ein Blick auf mein Telefon. Akku-Ladung 3%. Na dann, Gute Nacht.

Am nächsten Morgen schaut der Herzensmann auf mein Handy. Der Akku hat über Nacht weitere 2% eingebüßt. Oh! Sagt er. Eine Nachricht von unserer Hausmitbewohnerin. Ich soll sie mal anrufen. Sofort springt das Gedankenkarussell an. Doch eigentlich ist mir schon klar was passiert ist. Zuerst muss mein Telefon ein bisschen frühstücken. Und wir auch. Gemütlich essen wir Müsli und Croissant mit Heidelbeermarmelade. Die Kinder machen Quatsch wie immer. Der Dezemberjunge braucht eine Weile am Morgen bis er richtig wach ist. Davor gibt es oft Geknatsche und Zankerei. Kaum sind sie fertig mit Essen dampfen sie ab, zum Spielplatz und zur “Kinderalamation”. Die “Kinderalamation” ist ein großes weißes Zelt, mit Stiften, Spielen und Tobi. Damit den Kindern nicht langweilig wird, sagen sie. Die Kinder. Der Herzensmann verlängert unsere Übernachtung hier. Und so sitze ich plötzlich alleine da. Dann kann ich doch mal telefonieren.

Es klingelt. Dann ein “Hallo?” Ich melde mich und dann sprudelt es los. Es tut ihr leid. Sie weiß auch nicht was passiert ist. Und dann erfahre ich, wie es so war mit den Hühnern. Dass sie den Hühnerstall sauber gemacht hat. Am nächsten Morgen keine Eier drin, aber die Hühner normal versorgt waren. Am späten Nachmittag hat sie die Hühner im Auslauf gesehen. Durch gezählt hat sie jetzt nicht. Aber das würde ich auch nicht machen. Am Abend beim Einsperren liegen zwei Hühner tot im Stall. Keine Spuren. Nichts. Einfach tot. Es tut ihr so leid. Sie weiß nicht, was passiert ist. Ich beruhige sie. Frage nach, welche Hühner es waren. Sie beschreibt sie. Es sind die der Kinder. Ich beruhige sie noch ein mal. Der Schilderung nach hätte es mir genauso passieren können. Sie kann nichts dafür. Sie soll sich keine Sorgen mehr machen. Ja, es ist ein unglaublich blödes Gefühl, wenn Tiere sterben während die Besitzer nicht da sind. Ich hätte auch nichts anders gemacht. Wir verabschieden uns. Sie hat hoffentlich nun ein leichtere Herz nach dieser ganzen Geschichte. Ich nehm die ganze Sache sehr gelassen. Ja, es ist schade. Doch was soll ich jetzt machen. Trübsal blasen? Nein. Ich weiß, das unsere Hühner ein schönes Leben gehabt haben. Länger als eine normale Legehenne.

Beim Mittag erzähle ich es den Kindern. Der Dezemberjunge vergräbt kurz sein Gesicht. Das Septembermädchen wird ganz still. Sie klettert auf meinen Schoß. Ich erzähle auch, dass wir neue Hühner für sie kaufen können. Das klingt gut, für den Dezemberjungen. Und wir können vom Strand zwei besonders schöne etwas größere Steine sammeln. Die können wir anmalen und den Namen drauf schreiben. Das findet der Dezemberjunge klasse. Das Septembermädchen sitzt nach wie vor still auf meinem Schoß. Leise frage ich sie, bist du grad ganz traurig? Sie nickt. Wir kuscheln gemeinsam. Dann klingelt das Telefon des Herzensmannes. Der Kite-Kurs findet statt. Es ist genug Wind. Die Kinder sind ganz Ohr und flitzen mit ihm zum Bodden. Dort beobachten sie ihn, dann zwitschern sie ab zur Kinderalamation, ach inzwischen sagen die zwei auch Kinderanimation.

Ausblick

Seit gestern haben wir einen neuen Ausblick aus der Küchentüre. Endlich haben wir den Hühnerstall-Umzug geschafft und gemacht. Letzten Sommer kam irgendwann unsere Nachbarin zu uns, sie könne dem Geruch nicht mehr ertragen und ob worden Stall nicht in einer anderen Ecke des Gartens aufstellen können. Puh. In dem Moment war ich ganz schön bedient. Der Stall ist sehr schwer und war an der vorigen Stelle quasi eingepasst. Nun ja, wenn wir die Hühner behalten wollten müssten wir irgendeinen Weg finden. Und so haben wir relativ spontan, mit großartiger Unterstützung unserer Hausmitbewohner den Stall am Samstag umgezogen. Ein paar Sachen hatte ich schon vorbereitet, aber den Großteil haben wir gestern gemacht. Es stehen auch noch einige Feinarbeiten am Zaun aus. Doch die Hühner bleiben schon mal drinnen. Das ist die Hauptsache.

Und ich freue mich inzwischen richtig über den neuen Platz der Hühner. Denn aus der Küchentüre kann ich sie nun gut beobachten. Das macht ziemlich viel her, wie ich finde. Und es spart Arbeit bzw Weg. Wenn ich abends zu machen möchte, brauch ich nur schauen, ob sie schon alle drin sind.

Die Arbeit hat sich also gelohnt! Nun hoffe ich nur, dass es keine weiteren “Beschwerden” gibt.