“Warst du dann ein Mann?”

“Was gibt es heute?”

“Shepherds Pie. Das ist englisch und heißt Schafhirten Kuchen.” 

“Das ist ja lustig”

“Das kommt aus Irland. Da hab ich mal gewohnt und gearbeitet. Und da gab es dass ab und zu.” 

“Warst du dann ein Mann?”

“Ne, da war ich ne Frau. Auch Frauen arbeiten, jetzt arbeite ich ja auch. Ich kümmere mich um euch.”

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Das Gespräch mit dem kleinen Mann geht mir lange nach. Für ihn arbeiten also nur Männer. Denn genau das ist es, was er erlebt, was er sieht. Bei allen unseren Bekanntschaften arbeiten die Männer. Die Frauen vereinbaren Arbeit und Familie. Versuchen es, oder haben sich dafür entschieden zu Hause zu bleiben. Sie übernehmen gewollt oder aus Gründen den Hauptteil der Familienarbeit. Das diese oft nicht als Arbeit betrachtet wird, ist nicht korrekt. Und so war mir mein Nachsatz sehr wichtig. Ich arbeite auch. Ich fahre nicht auf Arbeit oder ins Büro. Aber ich arbeite. Und ich mag meine Arbeit. Sie bringt mich an meine Grenzen, sie fordert mich und sie bereitet mir viele unvergessliche und glückliche Momente. Und diese Anerkennung meiner tagtäglichen Aufgaben als Arbeit kommt zu allererst von mir. Auch der Herzensmann erkennt meine Leistung an, so wie ich seine Arbeit anerkenne. Und so möchte ich es auch meinen Kindern vermitteln. Für eine größere Anerkennung der Familienarbeit. 

Was mich beschäftigt: mein Körper

In den letzten Tagen denke ich immer wieder über meinen Körper nach. Meinen neuen Körper einer Mutter. Deutlich sind die Zeichen der ersten Schwangerschaft zu sehen. Auf dem Bauch. Sie Stören mich nicht, die Kinderzeichnungen. Warum also drüber nachdenken? Vielleicht weil jetzt der Sommer kommt? Badesaison? Bikinizeit? Oder weil wir am Wochenende Besuch hatten, von einer lieben Freundin, die auch ein Kind erwartet. Das Danach auch ein Thema war? Ich weiß es nicht. Die Gedanken Kreisen immer wieder um den Körper. Wie er sich verändert hat. Vor allem aber, wie ich es finde.

Er ist nicht mehr straff. Wird es auch nie wieder sein. Der Bauch. Zu viel Haut. Der Bauchnabel ist größer, weicher irgendwie. Die Schwangerschaftsstreifen schrumpeln ein bisschen zusammen. Sichtbar. Leicht silbrig. Die Bauchmuskeln sind noch nicht ganz geschlossen. Es fehlt noch ein kleiner Spalt. Eine Raute. Wie die Fontanelle meines Sohnes. Etwas größer noch. Ein kleines Bäuchlein ist nun da. Mit all der Haut. Fühlt sich an, wie ein Hefeteig. Ein guter Hefeteig. Schön aufgegangen. So wie es gewünscht wird. Ganz weich. Luftig. Nicht nur der Bauch ist anders. Neu. Auch die Brüste. Größer. Voller. Schwer mit Milch. Mal prall und schmerzend. Mal weich und leer. Abhängig von Tageszeit und Hunger. Die Arme sind wieder stramm. Kräftig. Ab und an auch Muskelkater. Nicht nur in den Armen. Im Rücken. Vom Tragen, Halten, Kuscheln. Die Schultern manchmal schwer. Die Last der Verantwortung drückt. Die Füße schmerzen am Abend. Das Gewicht, das diese tragen, größer.

Veränderungen. Ich finde sie schön. Auch meinen neuen Körper. Schön. Richtig. Wie er sein soll. Fühle mich wohl. Und bin stolz. Unendlich stolz auf ihn. Was er vollbracht hat und immer noch vollbringt. Ein Wunder. Das größte Wunder des Lebens. Neues Leben gedeihen lassen. Weiter wachsen und ernähren. Unwichtig sind irgendwelche Schönheitsideale. Völliger Quatsch in meinen Augen. Eine Mutter ist schön. Sie hat es vollbracht, ein neues Menschlein zu gebären. Ein Kind, Geschenk des Lebens. Darauf kann jede Mutter stolz sein. So auch auf ihren Körper. Egal, ob dieser nun ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt. Egal, wie straff oder weich der Bauch nun ist. Egal, wo Schwangerschaftsstreifen sind. Ich bin stolz. Fühle mich schön. Kann so auch Bikinis tragen. Verberge ihn nicht. Stelle ihn nicht zur Schau. Bin so wie immer. Und freue mich auf die schöne Zeit mit meinem Sohn.