Dünn, dünner, zu dünn

Im Freundeskreis, beim Müttertreff oder im Mutter-Kind-Café, überall wo ich auf Mütter treffe, begegnet mir auch dieses leidige Thema. Abnehmen nach der Schwangerschaft. Aber nicht nur da trifft man die “abnehmende-Gesellschaft”. Überall trifft man Weight watchers, light Produkte und Diätempfehlungen. Alles schreit nach dünner, schlanker. Doch wer legt fest, dass Frau schlank sein muss? Und wann ist Frau schlank genug? Ich frage mich, was ist den ein oder zwei Kilos mehr als, was eigentlich? Idealgewicht? Wunschgewicht? Am meisten beschäftigt mich natürlich der ganze Abnahmewahn postpartum. Denn die paar Kilos, die Frau noch mehr drauf hat, sind gar nicht so schlecht angelegt. In stressigen Zeiten, wenn das Baby krank ist, der eigene Körper mehr braucht, greift der Körper auf die Reserve zurück. Schlecht wenn dann keine da ist. Folgende Situation kann man sich doch gut vorstellen. Das Baby, sagen wir ca. ein 3/4 Jahr alt, wird krank. Es verweigert nun sämtliche Beikost. Muss also wieder voll gestillt werden. Das allein ist bei einem so großen und mobilen Kind schon viel “Arbeit”. Nun wird zusätzlich die Mutter vom Kind angesteckt. Muss nun sich und das Baby versorgen und wieder gesund werden. Gut, wenn da der Körper eine kleine Reserve hat. Die Situation trat bei uns letztes Wochenende ein. Nur, ich habe keine kleine Reserve. Hinzu kam, Appetitlosigkeit, da irgendwas mit Magen-Darm. Nach dem ich halbwegs wieder hergestellt war, bekam ich Angst. Angst, wenn ich in den Spiegel schaue. Ich schäme mich fast für meinen Körper. Auch der große Mann sorgt sich. Beobachtet das ich esse. Das tu ich. Gut und eigentlich ständig. Ich wäre selig über ein/zwei Kilos mehr, über ein bisschen Reserve. Gerade als Mutter. Wer weiß den schon, wann die nächste Durststrecke kommt. Gespräche mit Bekannten, die so laufen will man erst recht nicht hören und führen.

Sie:”Stillen Sie noch?”
Ich:”Ja, nicht voll. Aber doch den Großteil.”
Sie:”Sie müssen aber schon auf sich aufpassen.”
“…”

Äh danke. Weiß ich selber. Und ich kann es nicht mehr hören. Dieses “ich hab noch ein kleines Bäuchlein zuviel”-Gerede. Seit froh darüber. Denn mit zu wenig lebt es sich auch nicht gut.

Was mich beschäftigt: mein Körper

In den letzten Tagen denke ich immer wieder über meinen Körper nach. Meinen neuen Körper einer Mutter. Deutlich sind die Zeichen der ersten Schwangerschaft zu sehen. Auf dem Bauch. Sie Stören mich nicht, die Kinderzeichnungen. Warum also drüber nachdenken? Vielleicht weil jetzt der Sommer kommt? Badesaison? Bikinizeit? Oder weil wir am Wochenende Besuch hatten, von einer lieben Freundin, die auch ein Kind erwartet. Das Danach auch ein Thema war? Ich weiß es nicht. Die Gedanken Kreisen immer wieder um den Körper. Wie er sich verändert hat. Vor allem aber, wie ich es finde.

Er ist nicht mehr straff. Wird es auch nie wieder sein. Der Bauch. Zu viel Haut. Der Bauchnabel ist größer, weicher irgendwie. Die Schwangerschaftsstreifen schrumpeln ein bisschen zusammen. Sichtbar. Leicht silbrig. Die Bauchmuskeln sind noch nicht ganz geschlossen. Es fehlt noch ein kleiner Spalt. Eine Raute. Wie die Fontanelle meines Sohnes. Etwas größer noch. Ein kleines Bäuchlein ist nun da. Mit all der Haut. Fühlt sich an, wie ein Hefeteig. Ein guter Hefeteig. Schön aufgegangen. So wie es gewünscht wird. Ganz weich. Luftig. Nicht nur der Bauch ist anders. Neu. Auch die Brüste. Größer. Voller. Schwer mit Milch. Mal prall und schmerzend. Mal weich und leer. Abhängig von Tageszeit und Hunger. Die Arme sind wieder stramm. Kräftig. Ab und an auch Muskelkater. Nicht nur in den Armen. Im Rücken. Vom Tragen, Halten, Kuscheln. Die Schultern manchmal schwer. Die Last der Verantwortung drückt. Die Füße schmerzen am Abend. Das Gewicht, das diese tragen, größer.

Veränderungen. Ich finde sie schön. Auch meinen neuen Körper. Schön. Richtig. Wie er sein soll. Fühle mich wohl. Und bin stolz. Unendlich stolz auf ihn. Was er vollbracht hat und immer noch vollbringt. Ein Wunder. Das größte Wunder des Lebens. Neues Leben gedeihen lassen. Weiter wachsen und ernähren. Unwichtig sind irgendwelche Schönheitsideale. Völliger Quatsch in meinen Augen. Eine Mutter ist schön. Sie hat es vollbracht, ein neues Menschlein zu gebären. Ein Kind, Geschenk des Lebens. Darauf kann jede Mutter stolz sein. So auch auf ihren Körper. Egal, ob dieser nun ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt. Egal, wie straff oder weich der Bauch nun ist. Egal, wo Schwangerschaftsstreifen sind. Ich bin stolz. Fühle mich schön. Kann so auch Bikinis tragen. Verberge ihn nicht. Stelle ihn nicht zur Schau. Bin so wie immer. Und freue mich auf die schöne Zeit mit meinem Sohn.