Eingepackt in den Lebensrucksack der Kinder – Lebensweisheit

Als wir heute kurz vor neun in den Kindergarten kamen, waren alle Kinder schon im Garten. Sie saßen an Tischen und bastelten oder malten. Ein paar Kinder spielten an den Schaukeln. Während der kleine Mann so langsam ankam, wurde am Nachbartisch schon fleißig diskutiert und philosophiert. “Ich bin der Lebensbestimmer!” tönt es laut von einem der zwei bis vier jährigen Kinder. Darauf hin selbstverständlich ein anderes Kind: “Nein, ich bin der Lebensbestimmer.” So ging es eine Weile hin und her. Dann mischte sich die Erzieherin ein. “Jeder ist ein Lebensbestimmer. Das eine Kind ist Lebensbestimmer über sein Leben und das andere Kind über das eigene Leben. Ich bin auch Lebensbestimmer über mein Leben.”

Dieses Gespräch ging mir lange im Kopf rum. Nicht weil ich dem nicht zustimme. Sondern, weil ich es besonders finde, dass Kindern diese Weisheit bereits im Kindergarten mit gegeben wird. Das sie so stark gemacht werden, für ihren ganz eigenen Weg. Und nicht angepasst an ein System, was scheinbar zu “Erfolg” führt. Eine Weisheit, die ich auch unseren Kindern mit geben möchte. Das sie ihr Leben leben dürfen so wie sie es wollen. Das es keine Vorgaben gibt, was man wie machen soll oder das andere für ihr Leben verantwortlich sind.  Sondern, dass sie die Verantwortung tragen und das sie immer auf sich hören sollen. Dann werden sie zufrieden sein. Eine Vorraussetzung für ein glückliches, erfülltes Leben. 

Und wer will das nicht?

Frei-Lernen #3

Immerwieder stelle ich fest, dass der kleine Mann irgendetwas macht oder kann, was unter Bildung und Lernen fällt. Zumindest in der Wahrnehmung und Definition der meisten Menschen. Da das Thema Freilernen und sich frei bilden bei uns wichtig ist, möchte ich in dieser Rubrik, diese Momente teilen und versuchen Lernen sichtbar zu machen.  
Unser Frühstücksgespräch:

“Da ist ein O, da ist ein o und da ist ein O, Mama.” 

“Ja”

“Steht da Bio?”

“Ja, die drei Buchstaben B,i,o heißen Bio”

“Mama da steht das auch!”

“Ja”

“Da ist ein I, Mama”

“Das sieht so ähnlich aus wie ein großes I, das ist aber länger als die anderen Buchstaben. Deswegen ist es ein J.” 

“Und da steht auch ein I”

“Das sieht so aus wie ein großes I, stimmt. Aber hier ist es ein kleines L. Davor steht ja das kleine i mit dem Punkt oben drauf.”

 

DIY – Splitpants mit Latz selber nähen 

In den letzten Wochen wurde ich immer wieder auf meine selbst genähte Splitpants mit Latz angesprochen. Und meistens gefragt, wie hast du die gemacht, hast du ein Schnittmuster dazu, und ähnliches. Deswegen habe ich beschlossen hier eine Anleitung mit Schnittmuster zu schreiben. Ich hoffe alles ist soweit verständlich.  

Splitpants mit Latz, Größe 68 (circa)

  Ihr braucht Stoff für die Beine und etwas Bündchen Stoff, ausserdem 4 Druckknöpfe. 
Dann zunächst das Schnittmuster erstellen (siehe Bild unten). Die Beinlänge muss noch gerade nach unten um 10 cm verlängert werden. Wenn der Ausschnitt am Po nicht so groß und gebogen ausfällt ist auch nicht so schlimm. Bitte beachtet, dass bei dem Bild keine Nahtzugaben dabei sind, also je nach Bedarf beim Ausschneiden ein berechnen. Ich nehme meist 7 mm als Nahtzugabe.

 
Als nächstes zwei Beine ausschneiden. 

Nun die Bündchen zuschneiden. Ich habe für das Bauchbündchen 14 cm hohen x 36 cm breiten Bündchenstoff verwendet. So kann das Bündchem auch umgeschlagen werden. Die Breite könnt ihr natürlich individuell Eurem Kind anpassen. Einfach den Bauchumfang messen und 2-3 cm abziehen, dann rutscht die Hose nicht. Am Bein habe ich auch Bündchen angenäht. So rutscht die Hose nicht über die Füße und stört beim Robben oder Krabbeln nicht. Die Maße sind 8 x 14 cm. 

Nun kann die Hose schon genäht werden. Dazu erst die Beinnähte schließen. Je nach Stoffart die Ränder am Poausschnitt säumen. Dann die Hosenbeine ineinander legen (ein Bein in das andere schieben). Die “Zipfel” sollten sich ca. 6 cm überlappen (siehe Markierung auf dem Schnittmuster). Dann die Überlappung mit wenigen Heftstichen fixieren. Nun können die Bündchen angenäht werden. Auf der Vorderseite habe ich die beiden Beine noch einmal zusätzlich fixiert (siehe Bild unten).  

 Nun kann der Latz genäht werden. Den Latz auf die Maße 17 cm Breite und 35 cm Höhe zu schneiden. Dann den Stoff säumen. Zusätzlich noch zwei Stege (siehe Bild) zu schneiden und nähen. Die Stege sind zusammen genäht ca. 1 cm breit und ebenso lang wie der Latz. Dann die Stege 5-6 cm vom Rand entfernt an nähen. Die Stege helfen, die Einlage am Platz zu halten.  
 Zum Schluss müssen nur noch die Druckknöpfe angebracht werden. Fertig. Viel Spaß beim Tragen. 

Frei-Lernen #2

Immerwieder stelle ich fest, dass der kleine Mann irgendetwas macht oder kann, was unter Bildung und Lernen fällt. Zumindest in der Wahrnehmung und Definition der meisten Menschen. Da das Thema Freilernen und sich frei bilden bei uns wichtig ist, möchte ich in dieser Rubrik, diese Momente teilen und versuchen Lernen sichtbar zu machen.



Eine Aufgabe die der Schule oft zugeschrieben wird, ist die der sozialen Entwicklung. Viele Menschen sind der Ansicht, dass Kinder vor allem durch die Schule und den Kindergarten den Umgang mit anderen Menschen lernen. Also Kooperation, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Empathie und was sonst noch alles dazu gehört. Doch lernen Kinder all das nur in der Schule und im Kindergarten? Was ist mit den Menschen, mit denen wir tagtäglich Umgang haben. Sind das nicht die wirklichen Lehrer? 

Eine Episode dazu aus unserem Alltag:

Die Nachbarstochter ist vorbei gekommen. Ihr war langweilig und wollte mit unseren Kindern spielen. Der kleine Mann freute sich sehr. Sie gingen ins Kinderzimmer und der kleine Mann schlug ein Spiel vor. Doch auf “Hebamme” spielen hatte die Nachbarstochter gar keine Lust. Mit fast neun Jahren verständlich. Der kleine Mann ist gerade in einer sehr intensiven Puppen und Hebammen Phase und war dem entsprechend sehr enttäuscht, dass sie nun nicht gemeinsam spielen würden. Wir haben dann darüber geredet. Ich habe ihm erklärt, dass nicht immer jeder genau das spielen möchte was der andere vorschlägt und am Besten gemeinsam ein Spiel für alle gesucht wird. 

Eine harte Lektion war das. Für eine Weile war der kleine Mann sehr unglücklich. Und wahrscheinlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein. Bis er irgendwann sieht wie gut das geht mit der Kooperation und dem Kompromiss finden. Bis dahin wird er noch vielen Menschen begegnen und verschiedene Lehrer treffen. Es wird kleine Situationen geben, in denen es ihm ganz leicht fällt auf seinen Gegenüber zu zugehen und große Momente, in denen er seine Schwierigkeiten damit hat. 

Doch er wird es lernen. Lernen beim Leben. 

Unser Wochenende 16./17. Juli

Am Samstag sind wir nach unserem gestaffelten Frühstück (die Kinder und ich zu erst, der Herzensmann kam hinzu) auf den Markt geschlendert. Ich habe es vorher noch geschafft ein paar der wirklich dreckigen Fenster zu Putzen. So können wir wieder in den Garten raus schauen.   

 Unterwegs zum Markt rutscht das Septembermädchen am Laternenpfahl hinunter.   

 
Nach dem Mittagessen und einem kurzen Päuschen geht es los zur Geburtstagsfeier des längsten Freundes vom Herzensmann. Der Spielplatz und der Traktor mit Anhänger sind die Highlights der Kinder. 

  

Spät geht es nach Hause. Alle schlafen dann schnell ein. 

Leider nicht so lange wie erhofft. So stehe ich am Sonntag mit den Kindern auf. Der Herzensmann darf nochmal ausschlafen. Wir frühstücken auf der Terrasse. Ich fange an ein bisschen auf träumen und die Kinder toben rum. Am späten Vormittag bauen wir das Planschbecken auf.  

 Dort beschäftigen die zwei sich fast zwei Stunden relativ zufrieden. Durch die kurze Nacht sind beide müde und streiten viel. 
 

Nach dem Mittagessen backen der kleine Mann und ich gemeinsam.  

 Ich nutze am Nachmittag die Zeit um zwei Blogposts für die kommende Woche vorzubereiten. Sowas mache ich irgendwie selten. Aber es tut gut Ideen gleich um zu setzen. Danach geht es noch eine Runde in die Hängematte. 
 Am Abend dürfen der Herzensmann und ich aus gehen und mein Geburtstagsgeschenk einlösen.  

 Leider können wir nur das halbe Konzert hören, da der kleine Mann sehr unruhig ist. Aber immerhin, wir versuchen es erneut. Dann gibt es noch einen netten Plausch mit unserer Babysitterin und dann fallen wir müde ins Bett. 

Einen guten Start in die Woche. Weitere Wochenenden wie immer bei Susanne von Geborgen wachsen
 

Achterbahn im Alltag

Alles lief entspannt. Die großen Stauzonen hatten wir hinter uns gelassen. Ich fühlte mich wohl hinterm Steuer. Der Herzensmann saß neben mir und arbeitete. Ein paar Telefonate und E-Mails mussten noch abgearbeitet werden. Das Septembermädchen schlief und der kleine Mann war zufrieden, schaute aus dem Fenster und hörte Musik. Die erste von ungefähr sieben Fahrstunden lag hinter uns. Wir fuhren bei Pforzheim runter und hoch. Ein lustige Stelle auf der Autobahn. Dann durchzuckt es mich wie ein Blitz. 

Wir haben die Hochzeitsklamotten vergessen! 

Es gibt nur eine Möglichkeit: umdrehen. Wir brauchen die Anziehsachen. Wir fahren schließlich extra zu dieser Hochzeit. Also bitte auch in der richtigen Klamotte. Also gut. An der nächsten Ausfahrt runter, umdrehen und wieder rauf. Der Herzensmann hat die Idee, er lädt uns irgendwo ab, wir warten und er fährt allein die Strecke noch einmal. Gut. Es ist eh Mittagszeit, warum nicht. So warten wir an der Enz und machen uns ein paar ruhige Stunden. Die Kinder können toben und danach besser weiter fahren. 

Ausgeladen. Warteschlange. Schranke. So fühle ich mich. Entspannt. Nicht wirklich. Ich bin unruhig. So die Kinder. Sie fragen nach Papa, fragen ob wir nun in Frankreich sind. Und ich warte. Will eigentlich im Auto sitzen in Richtung Frankreich fahren. Und dann meldet sich auch noch meine Nasennebenhöhle. Nase voll im wahrsten Sinn des Wortes. 

Und dann lese ich diesen Post. Und ich denke, genauso ist es. Es gibt immer Hoch und Tiefs. Die Tiefs bzw. schwierigen Momente sind wichtig. Ein Leben ausschliesslich mit Sonnenschein geht nicht. Dann fangen wir an uns zu beklagen. Und so ist es doch auch im Leben. Dann war ich wieder im Jetzt. Wir genossen den Moment. Die Kinder spielten im Kies und kletterten in Büschen. Und wir freuten uns riesig, als der Papa wieder da war. 

 

Am Ende des Tages

Manche Tage beginnen nicht gut. So auch heute. Die Kinder wachen zeitig auf. Nur ich nicht. Müdigkeit. Halsschmerzen. Eine lange To-Do-Liste in meinem Kopf. Schlechte Kombination. Die Kinder möchten sein. Ich lasse sie. Zumindest ein Stück weit. Doch schnell bin ich genervt. Genervt von kleinen Stänkereien. Genervt von dem üblichen Nicht-Hören-Wollen. Genervt von zu wenig Zeit für uns. Genervt von zu viel Arbeit ( beim Herzensmann). 

Dann reagiere ich extrem. Schnauze die Kinder an, bin harsch und echt ätzend. Ich bekomme einen dicken Hals auf die Arbeit des Herzensmannes. Suche Schuldige, wo es nichts zu suchen und nichts zu schulden gibt. 

Am Ende des Tages sieht es meistens ganz anders aus. Die Aufgaben sind alle erledigt. Ich konnte mit beiden Kindern etwas extra Zeit verbringen. Ich hatte, dank der allerbesten Tagesmutter, die nun keine Tagesmutter mehr bei uns ist, eine Stunde ganz für mich und am Nachmittag nur das Septembermädchen. Entlastung. Kurzes Versinken in die Aufgaben. Flow. Kreativität. Ein kurzes Aufladen des Akkus. Zwischen durch noch an Kleinigkeiten gedacht, die schon ewig rum liegen. Eine nicht mehr benötigte Jacke über eBay verkauft. Befreit von wenigem, aber auch das macht es leichter. 

Am Ende des Tages blicke ich zurück und sage “Okay”. Ich akzeptiere den schlechten Start. Bin zufrieden mit dem was geschafft ist. Und ziehe einen Schlussstrich. Morgen starten wir neu. Ein neuer Tag. Ein neuer Versuch. Damit dieser gut wird, gehe ich jetzt ins Bett. 

Gute Nacht. 

Frei-Lernen #1

Immerwieder stelle ich fest, dass der kleine Mann irgendetwas macht oder kann, was unter Bildung und Lernen fällt. Zumindest in der Wahrnehmung und Definition der meisten Menschen. Da das Thema Freilernen und sich frei bilden bei uns wichtig ist, möchte ich in dieser Rubrik, diese Momente teilen und versuchen Lernen sichtbar zu machen. 

  

“Mama, ich habe eine Neun gemacht.”

Ja, sage ich, dass sieht aus wie eine neun und bin erstaunt, dass er sie nicht nur erkennt, wenn sie irgendwo steht sondern sie auch selber formen kann. Natürlich berichtige ich ihn auch noch nach meiner Bestätigung und schiebe den grünen Dinosauriermagneten an die “richtige” Stelle. So sieht eine Neun aus, kommentiere ich. Vehement schiebt der kleine Mann den Dinosaurier wieder zurück, “Nein so muss die Zahl sein!” Ja, wenn du das sagst. Es sieht auf jeden Fall wie eine Neun aus. 

Der kleine Mann ist 3 1/2 Jahre alt. 

“Ich möchte auch sowas anziehen”

Es ist Sommer. Es ist warm. Ich ziehe mir einen Rock an und bin froh über die Leichtigkeit meiner Kleidung. Der kleine Mann sieht das und fragt mich, “was hast du da an?” Ja, es ist bei mir nicht der alltägliche Anblick. Ich im Rock. Es wird mehr, aber Hosen sind mir oft doch lieber. Ich antworte ihm schlicht, “ein Rock”. “Ich möchte auch einen Rock anziehen Mama.” 

Schluck. Echt jetzt!? Das saß. Und ich dachte nach. Halte ich das aus? Kann ich damit umgehen, wenn mein Sohn einen Rock anziehen will. Erstmal wimmelte ich ihn belanglos ab. Irgendwie mit “ja wir schauen mal”. Oder so. In meinem Kopf ratterte es weiter. So frei bin ich also wirklich. Ich muss kräftig schlucken, bei diesem Wunsch. Eigentlich wollen wir doch unsere Kinder frei erziehen, ohne Gender Blabla. 

Er hat Puppen, kocht gerne, geht mit seinen Puppen in der Trage spazieren, klettert, buddelt, kehrt und putzt. Alles kein Problem. Wenn er beim Buch lesen den Wunsch äußert Hebamme werden zu wollen, ist meine Antwort immer bestätigend. “Ja, klar kannst du Hebamme werden, du kannst alles werden was du willst.” Auch lila Schuhe hat er sich schon ausgesucht. Kein Problem. Aber das Kleid bzw. der Rock?

Ich entdecke Schranken in meinem Kopf, von denen ich hoffte sie gar nicht zu haben. 

Beim Septembermädchen ist das gar kein Problem. Sie trägt Kleid und Hose bunt gemixt. Sie trägt die T-Shirts vom kleinen Mann, genauso wie zwei neue “Mädchen-T-Shirts”, die Hosen sind alle noch vom kleinen Mann. Egal. Traktor, Bagger, Fuchs und Igel. Blau, Blau und weiß, Orange, geringelt, grün und bunt. Alles zieht sie an. Auch lila und rosa. Alles eben. Und ich bin stolz auf dieses kleine Mädchen. Frech, laut, wild und unglaublich süß, so wie sie ist und sein darf. 

Ich ziehe ihr ein Kleid über den Pulli und eine Hose drunter, denn es ist frisch. Der kleine Mann kommt noch im Schlafanzug rein. “Ich will auch ein Kleid anziehen Mama.” Gut. Ich ziehe die Schublade raus und hole ein noch etwas großes Kleid vom Septembermädchen raus.  Er zieht es Freude strahlend an. Dazu sucht er sich seine Sporthose aus und eine blaue Jacke drüber. Zufrieden. Als wir auf den Markt gehen wollen, zieht er sich noch die Gummistiefel an, die Gefütterten. 

 So ziehen wir los. Und ich bin stolz. Auf meinen Sohn, der noch keine Schranken im Kopf hat. Der sein möchte und darf, wie er ist. Der ausprobiert, wie sich alles anfühlt. Der so die Welt wirklich kennen lernt. Und der meine Schranken löst und öffnet. 

Danke, mein lieber Sohn!
Ein toller Artikel zum Thema ist in der Nido vom Juni 2016.