Warum ich mich für eine Hausgeburt entschieden habe

Alles begann vor ungefähr 2 1/2 Jahren. Ich war mit dem kleinen Mann schwanger. Am Anfang ging ich ganz normal wie fast jede Frau zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Irgendwann beschäftigte ich mich dann auch mit Geburt und ganz wichtig Geburtsort. Aber eigentlich stand für mich das Thema nie in Frage. Meine Kinder kommen zu Hause auf die Welt. Dort wo ich mich wohl fühle, geborgen bin. So machte ich mich auf die Suche nach einer Hebamme und wurde fündig. Ich fasste schon bei unserem ersten Termin Vertrauen. Wusste ganz instinktiv, das sie die Richtige (bei uns auch die einzige Hausgeburtshebamme, es musste also passen) ist. Mit ihrer entspannten unkomplizierten Art bestärkte sie mich in meiner Entscheidung und überzeugte den Herzensmann. Damals war alles nur ein Gefühl oder mein Instinkt. Heute nach der zweiten Hausgeburt kann ich vieles in klarere Worte fassen. Damals war es einfach nur ein Zweifeln, dass eine Geburt nichts im Krankenhaus zu suchen hat. Schließlich ist eine Geburt keine Krankheit. Dann schon eher ein Geburtshaus oder eine ähnliche Einrichtung. Heute weiß ich: es sind die vielen kleinen Dinge.

Angefangen bei der Umgebung. Ja, ich habe einen Kreissaal gesehen und man hat sich da viel Mühe gegeben. Aber ich habe mich nicht wohl gefühlt. Schon allein die Vorstellung mich in diesem Raum ganz zu öffnen und mein Kind zu gebären, ähm… Nein, dass könnte ich nicht.
Dann habe ich nicht eine Bezugsperson die mich kennt und der ich vertraue. Es sind je nach Situation verschiedene Personen anwesend. Alle sehen mich in einer der intimsten Situationen die es gibt. Alle sehen mich nackt. Denn das ist man während der Geburt, auch wenn man noch was an hat. Man gibt sich ganz seinem Körper hin und hilft ihm die Arbeit zu tun. Da möchte ich nicht von jedem beobachtet werden.
Ist die Geburt geschafft darf das Baby, wie von den Eltern gewünscht direkt zu den Eltern. Es wird nicht gleich die Nabelschnur abgeklemmt und sonst welche Untersuchungen gemacht. Alles zu seiner Zeit. Auch das ist je nach Krankenhaus verschieden. Und das Beste bei einer Hausgeburt. Ich bin zu Hause und kann einfach in mein Bett kriechen oder darin liegen bleiben. Ich muss weder mit Wehen irgendwohin, noch danach direkt nach Hause oder das Zimmer wechseln. Überhaupt mit Wehen irgendwohin fahren auch das kann ich mir nicht vorstellen. Zum Einen möchte ich während einer Wehe meinen Körper spüren, mich konzentrieren und meine Arbeit machen. In einem Auto? Nein, danke. Zum Anderen ging es wo beiden Kindern recht schnell. Da müsste man ja mit der ersten Wehe los fahren, um rechtzeitig dort zu sein wo man sein möchte.
Bei beiden Kindern habe ich erst im Nachhinein von zwei scheinbar gängigen Praktiken gehört. Der kleine Mann war ein Prachtkerl mit reichlich 4kg. Mir wurde erzählt, dass bei Kindern über 4kg gerne ein Kaiserschnitt gemacht wird. Rein prophylaktisch. In wie fern das stimmt weiß ich nicht. Aber ich weiß, das ich kein Kaiserschnitt haben möchte, wenn es nicht absolut notwendig ist. Das Septembermädchen war da ganz anders. Klein und zart mit 2.400g. Von einer Bekannten erfuhr ich, dass eines ihrer Zwillingsenkel in den Brutkasten musste mit 2.600g. Da wäre unser Mädchen dann wahrscheinlich auch gelandet. Und ich hätte es nicht ausgehalten.
Die meisten Kinder nehmen in den ersten Tagen ein bisschen ab. Unser Septembermädchen hatte bereits am vierten Tag 80g zugelegt. Wie das beim kleinen Mann war weiß ich nicht mehr. Aber ich habe nicht in Erinnerung, dass er sehr an Gewicht verloren hätte.
Und dann gehört zu einer Geburt meistens noch der Vater des Kindes, wenn beide das wünschen, dazu. Bei uns hat der Herzensmann bei beiden Geburten für mich eine wichtige Rolle gespielt. Er kennt mich wie kaum sonst jemand. Er hat mir den Rücken gestärkt und ich konnte seine Kraft mit nutzen. Auch er muss sich wohlfühlen. Muss wissen wo er was findet, wenn etwas gebraucht wird. Auch er muss bei einer so aktiven Rolle während der Geburt bei sich sein können.

Viele kleine erstmal unwichtige Aspekte werden zu einem großen Ganzen und geben den Ausschlag. Es gibt noch mehr Gründe und Punkte die für eine Hausgeburt sprechen. Zum Teil wissenschaftlich oder statistisch belegt. Doch diese sind für mich wichtige Punkte. Und am Ende muss jede Frau, jedes Paar selber entscheiden wo es sein Kind zur Welt bringen möchte. Und da beginnt es zum Problem zu werden. Meine Hebamme erzählte mir heute, dass in unserem Kreis 40% weniger Hebammen auf der Hebammenliste für 2015 stehen als noch in diesem Jahr. Bereits in diesem Jahr hat nicht jede Frau eine Hebamme gefunden. Von Hausgeburtshebammen ganz zu schweigen. Wenn es eine Rote Liste für bedrohte Berufe gäbe, dann würde “Hebamme” an oberster Stelle stehen. Denn wenn sich nichts ändert droht allen freiberuflichen Hebammen ein Berufsverbot ab Juli 2015. Das heißt alle Frauen die ab jetzt schwanger werden haben ein Problem. Sie haben keine Wahlfreiheit mehr. Darum liebe Politiker bekommt endlich den Arsch hoch (Entschuldigung aber mit anderen Worten kann ich das nicht sagen) und rettet unsere Hebammen.

Zerreißen und teilen

Irgendwie passt es zusammen: zerreißen und teilen. Denn erst wenn etwas getrennt ist kann man es mit anderen teilen. Doch ich merke schnell, dass es Dinge gibt, die man nicht zerreißen kann und trotzdem teilen möchte. Irgendwie. Zu diesen Dingen zähle auch ich. Ich kann mich nicht zerreißen. Aber oft genug fühlt man sich zerrissen oder hin und her gerissen. So geht es mir gerade. Springt der kleine Mann hier durch die Wohnung und den Garten möchte ich dabei sein. Möchte mit ihm Zeit verbringen und an seinen Erlebnissen teilhaben. Gleichzeitig sehe ich unser Mädchen neben mir liegen, halte sie im Arm und mag mich kaum von ihr trennen.

Zerrissen. Innerlich.

Es macht es nicht leichter, das der kleine Mann nun anfängt aus zu testen. Nun hat auch er wirklich realisiert, dass es jetzt für immer anders ist. Die Anfangsaufregung ist etwas verflogen und so langsam beginnt er sich wieder zu finden. Die neue Situation muss ausgetestet werden, um dann irgendwann seinen Platz ein zunehmen. Angekommen. Bis dahin ist noch ein Weg zu gehen. Im Moment merke ich, dass er mich vermisst obwohl ich doch da bin. Er es -natürlich- nicht versteht warum ich immer -zumindest fast immer- mit dem “Bebi” auf dem Arm im Bett bin und für ihn scheinbar kein Platz mehr ist. Es macht mich traurig.

Zerrissen. Doch mich kann man so nicht teilen.

Es gibt nur eins was helfen kann. Zeit mit beiden gemeinsam und alleine verbringen. Besonders alleine. So hat dann auch der kleine Mann mich wieder ganz für sich. Wenigstens für eine bestimmte Zeit am Tag. Dann können nur wir beide lesen, spielen, puzzeln, malen. Was auch immer. Und auch das zu Bett gehen wird seine Zeit bleiben. Ein Tagesabschluss ohne das Septembermädchen. Vorerst zumindest. Wie es dann wird, wenn der Herzensmann wieder arbeiten geht, werden wir sehen. Bis dahin ist noch etwas Zeit. Zeit die wir so nutzen, um unsere Plätze zu finden, in unser größeren Familie. Dann kann auch ich die Zeit alleine mit dem Septembermädchen beim Stillen usw. besser genießen und ganz für sie da sein. Muss mich nicht mehr zerreißen. Aber ich kann mich teilen. Vielleicht eher aufteilen. Doch zumindest kann ich für jeden ganz da sein, zu seiner Zeit.

ja für solche Gedanken ist es am fünften Tag zu viert vielleicht etwas früh, aber wenn ich mich unwohl fühle, merke so passt es für mich nicht muss eine Lösung her. Egal ob am fünften Tag oder erst in zwei Jahren. In diesem Fall lieber eher als zu spät. Ob es so funktioniert wie gedacht werden wir sehen

Und plötzlich ein ganzes Stück größer

Nicht mal über Nacht ist er gewachsen. Nein, innerhalb weniger Minuten nach dem Abendessen. Da hatte ich es endgültig satt. Wieder einmal wuselten seine vom Abendbrot klebrig dreckigen Finger durch seine Haare in denen sich schon andere Essenreste befanden. Schon eine Weile hatte ich das Gefühl, das es so langsam an der Zeit ist. Doch irgendwie konnte, wollte, traute ich mich noch nicht. Denn einmal angefangen gibt es kein Zurück und halbwegs ordentlich sollte es möglichst auch aussehen. Aber zum Friseur mit dem kleinen Mann wollte ich dann auch nicht. Ich geh ja selber auch nicht hin. Und so griff ich dann gestern Abend kurz entschlossen zur Schere. Mit einem Findus und Pettersson Video wurde der kleine Mann ruhig gestellt. Das funktionierte ausgezeichnet. So ruhig wird der Kopf sonst nie gehalten. Und schon fielen die ersten Strähnen. Ganz schön viel kam da runter und ein anderes Kind zum Vorschein. Erstmal mussten wir uns alle dran gewöhnen. An diesen kleinen frechen Lausejungen der da plötzlich vor uns saß. Und auch dem kleinen Mann merkte man an, dass es sich anders anfühlt am Kopf, irgendwie. Beim Abtrocknen nach dem Baden schaute er etwas verdutzt in den Spiegel. Da schaut doch jemand anderes zurück.

Mich überkam dann auch noch ein bisschen Wehmut. Als ich kurz vorm Einschlafen so im Bett lag wusste ich plötzlich, warum ich so lang gezögert hatte. Nun ist er wirklich kein Baby mehr. Das war er schon eine Weile nicht mehr, aber die Haare, bis auf den Pony noch nie geschnitten, waren eine Art Verbindung. Eine Verbindung zu einer ganz besonderen Zeit. Diese wohnt in meinem Herzen. Nun stehe ich staunend neben meinem großen kleinen Mann und kann mich nur wundern über die Zeit und die Natur, die so einen großen Jungen aus dem Baby gemacht hat. Als heut morgen ein kleiner Lausejunge zu uns ins Bett geklettert kam wusste ich, dass es richtig war. Das es eben jetzt an der Zeit war. Nicht eher und nicht später. Es fühlte sich mal wieder richtig an und sieht auch richtig aus.

Irgendwie richtig dieser Sommer

Ja, Sommer. Eigentlich. Mitte August sagt der Kalender. September oder gar Oktober das Gefühl und das Wetter draußen. Der Sommer nicht wirklich da. Naja seien wir mal ehrlich. Im Juni gab es heiße Tage. Wir haben geschwitzt. Wir haben im Garten mit Wasser gespielt. Wir haben die Wasserspielplätze der Stadt unsicher gemacht. Und ich habe an diesen Tagen das Schlimmste befürchtet. Für diesen Sommer. Mit wachsendem Bauch und einer Vorliebe für warme aber nicht heiße Tage. Mit einem kleinen aufgewecktem Jungen der beschäftigt werden möchte. Wenigstens mag er es auch nicht wenn es zu heiß ist.
Und dann kamen die Sommerferien und mit ihnen der Regen. Schade für alle Schulkinder, die sich auf einen schönen Sommer mit viel Freibad gefreut hatten. Gut für mich. Ich genieße gerade diesen Herbstsommer. Merke wie gut es mir tut den Herbst schon jetzt zu spüren. Besonders mit der Heimeligkeit die er mit sich bringt. Die passt so gut zu meinem Gefühl. Die Regentage verbringen wir gemütlich drinnen. Toben auch mal durch den Flur, spielen Versteck und Kugeln lachend über die Betten. Oder es werden Bücher angeschaut, gemalt und Musik gehört. Sobald es das Wetter zu lässt sind wir draußen. Im Garten oder auf dem Spielplatz, je nachdem wie die Lust und Laune ist. Der kleine Mann verlangt nun schon ein paar Tage seine Mütze bevor er rausgeht. Die Jacke sowieso. Oft findet sich um die Mittagszeit noch irgendeine Leckerei im Ofen. Apple Crumble, Apfeltaschen und Pflaumentarte waren es die letzten Tage. Der Garten spendiert die Hauptzutaten in Mengen. Wir kommen gar nicht hinterher mit Apfelmus essen, wie es gekocht werden könnte. Die Erntezeit ist in vollem Gange mit den Früchten des Herbstes. Und so langsam beginnt auch das Laub schon zufallen. Das erste Laub wurde schon zusammen gekehrt.
Ja ein Herbstsommer ist es dieses Jahr. Und so schade es für alle Ferienkinder ist. Ich bin froh und dankbar darüber. Genieße die Tage wie sie kommen und freue mich auf die Ernte die noch vor uns liegt. Denn jede Frucht ist irgendwann reif.

Zwischen den Stühlen

Mal wieder bin ich hin und her gerissen zwischen meinen Gefühlen. Wie immer, eigentlich, wenn etwas Neues, Großes auf mich zukommt. Meist treten die negativen Erwartungen bzw. Gefühle dann gar nicht ein. Da sind sie trotzdem. Kreisen in meinem Kopf. Lassen mich nicht los. Bestimmen meine Gedanken. Auf der einen Seite kann ich es langsam nicht mehr erwarten. Bin neugierig wer da zu uns kommt. Wie es sein wird wieder ein Baby bei uns zu haben. Ich frage mich, wie es aussieht. Ob es auch so dunkle Haare haben wird wie der kleine Mann. Welcher Ausdruck in den Augen liegt beim ersten Blick. Welchen Charakter und welche Persönlichkeit es mit bringt und unsere Familie bereichert und erweitert. Und so langsam träume ich wieder von einem kugellosen Bauch. Auch wenn er nicht so unglaublich groß ist und ich öfter Sätze wie “Da ist er (der Bauch) aber noch klein” oder “Ach, so bald schon!” höre, freue ich mich darauf mich auch uneingeschränkt bewegen zu können, wieder eine größere Kleiderauswahl zuhaben (ja, irgendwann hängen auch mir die immer gleichen Outfits zum Hals raus). Und so kann ich es in manchen Momenten kaum noch erwarten, bis es endlich soweit ist.

Doch da sind auch die anderen Gedanken. Ich möchte am liebsten die Zeit anhalten. Gerade ist es so schön. Seit der Stress vorbei ist, haben wir uns wieder eingefunden in einen entspannten Alltag. Der kleine Mann sucht oft meine Nähe, möchte kuscheln und genießt es, wenn wir nachmittags gemeinsam spielen. Meist sitz ich nur daneben und bin einfach nur da und dabei, während er die Welt entdeckt. Wir sind ein gutes Team und ich kann es nicht einschätzen (wie auch), wie es ihn durcheinander würfelt, wenn plötzlich noch jemand dazu kommt. Es wird anders werden, nur wie? Wir reden oft darüber, dass in meinem Bauch ein Baby wächst. Er ist von Babies auch sehr fasziniert. Wenn wir unterwegs einem begegnen tut er seine Entdeckung laut kund. Auch auf Spielplätzen werden kleinere Kinder genau betrachtet. Die Tochter von einer Freundin ist nun gut ein Jahr. Wir treffen uns gerade häufiger und der kleine Mann stellt bewusst fest, dass nicht immer er der Kleinste ist. Denn das war er bei uns und auch bei der Tagesmutter bis jetzt immer. Neben der Faszination für Babies ist da auch die Faszination für den Bauch. Er möchte täglich mit ihm kuscheln und es gehört inzwischen zum festen Guten Morgen Ritual, dass er bei uns noch eine Weile kuschelt, dann schiebt er die Decke und den Schlafanzug weg und kuschelt mit dem “Gauch”. Ich denke, dass er sich auf die Art vorbereitet, eine Beziehung bildet. Er weiß noch am Ehesten von uns wie es da drin so ist. Doch wissen was auf ihn zukommt kann er nicht. Wie auch. So hoffe ich auf wenig Eifersucht und ähnliches. Hoffe, dass seine Beziehung zu meinem Bauch (die sehr liebevoll ist) ein Vorbote der Geschwisterbeziehung ist.
Und ich frage mich, wie es uns als Familie und Paar beeinflusst, mit noch einer Person mehr. Mit noch mehr Verantwortung die getragen werden muss. Mit noch mehr Bedürfnissen die gestillt werden wollen. Werden wir uns schnell in dieser neuen Konstellation zurecht finden und uns wohl fühlen. Oder wird es eine Weile dauern, bis wir alle angekommen sind und uns als Familie fühlen.

So fühle ich mal so und mal so. Bin mal etwas ängstlich und lasse mich von meinen Zweifeln belagern. Bin mal ganz ungeduldig vor lauter Neugierde. Es ist normal so. Und auch gut so. Die meiste Zeit genieße ich einfach die Momente, die ich jetzt mit dem kleinen Mann und die wir als Familie haben. Ändern kann ich nichts nur auf mich zu kommen lassen und annehmen wie es dann ist. Doch manchmal sitzt man zwischen den Stühlen und den Gefühlen.

Die eigenen Grenzen testen

Ich möchte mich zurück ziehen in meine kleine Welt. Möchte mein Kind genießen, ganz für ihn da sein. Mit erleben was er erlebt. Ihm zeigen das ich da bin und Anteil habe an seinen Schritten in die Welt hinaus.
Ich möchte mich vorbereiten auf das neue kleine Wesen. Mich einstimmen, es willkommen heißen und die letzten Wochen ganz bewusst erleben.
Ich möchte den Garten genießen und nutzen. Er schenkt uns so viel. Möchte entspannt den Duft in mich einsaugen, wenn man unter dem Klarapfelbaum steht. Denn Duft von frisch gekochtem Apfelmus, der in der Wohnung hängt.

Doch ich kann es nicht. Nicht entspannt. Ich muss den Fokus weiter stellen. Muss Prioritäten anders verschieben. Mich immer weiter bewegen. Ich merke, dass es nicht gut ist den übernächsten Schritt vor dem Nächsten zu bedenken. Besonders wenn der Jetzige noch nicht fertig ist. Merke immer wieder das es so nichts werden kann. Trotzdem wird weiter gemacht, gehofft und gebangt. Der Kopf kann und will die Last nicht mehr tragen und setzt irgendwann aus. Durchatmen. Weitermachen. Die Hoffnung stirbt zu letzt. Vielleicht reicht es ja doch irgendwie.

Die Gewissheit, dass es nicht gereicht hat, tut gut. Nimmt die Last und den Druck. Auch wenn jetzt neue Fragen im Raum stehen. Doch die können noch nach hinten geschoben werden, haben jetzt keinen Platz und noch keine Zeit. Doch ich beginne an eigenen Plänen zu zweifeln, frage mich ob das so wirklich richtig ist. Es fühlt sich so an. Doch gleichzeitig auch irgendwie falsch. Und am Ende weiß ich, dass es nur besser wird, wenn es ganz abgeschlossen ist. Wenn alle Prüfungen, Arbeiten und Vorträge gehalten sind. Wenn das Abschlusszeugnis vor einem liegt. Wenn ich nicht mehr Studentin bin. Deswegen werden die Zähne zusammen gebissen. Der Kopf noch ein bisschen mehr trainiert. Die Grenzen des Möglichen immer und immer wieder getestet. Denn es fehlt nicht mehr viel. Und so vieles ist nun schon begonnen, dass ein Aufschub sich wirklich nicht gut anfühlt.

Wenn es soweit ist

Die Wochen kann man nun schon an zwei Händen abzählen. Schon fast Endspurt bis wir zu viert sein werden. Zumindest wenn man sich die gesamte Reise so vorstellt. Dann ist es nun schon eine der letzten Etappen. Noch sind es knapp zwei Wochen auf dieser Etappe. Dann sind die Prüfungen geschrieben. Eine Besprechung für die Bachelorarbeit ist dann schon gesprochen. Dann kann ich ganz in meinem, unseren Rhythmus den Tag gestalten. Eine neue Etappe noch einmal bis es dann soweit sein wird.

Dem Kind ist diese Einteilung völlig schnurz. Es wächst und gedeiht in seinem Tempo. Wird bei uns sein, wenn es soweit ist. Wird es wirklich Mitte September? Diese Frage stellt sich immer wieder. Das Kind ist klein. Zu klein für diese Woche. Es ist alles gut. Das steht nicht in Frage. Das Wachstum ist kontinuierlich und alles ist dran an dem Kind wo und wie es sein soll. Aber eigentlich wären ein paar Wochen später richtiger. Irgendwie. Es lässt mir keine Ruhe und so habe ich hier gesucht und da geschaut. Verrechnet? Nein, das nicht, da bin ich mir sicher. Aber wie groß kann die Spanne sein? Immerhin fünf Tage. Das ist fast eine Woche. Also alles gut. Auch unsere – des Herzensmannes und meines – Geburtsgewichte sind nicht so hoch. Also auch ein bisschen Veranlagung? Man weiß es nicht. Und alles ist nicht so schlimm. Man macht sich halt Gedanken. Wenn es das erste Kind wäre, würde es wahrscheinlich nicht weiter auffallen. Denn auch ich habe ja gewichtsmäßig nicht viel zu bieten. Auch der Herzensmann ist kein Schwergewicht. Nur der kleine Mann. Der war ganz schön groß und schwer zu seiner Geburt. Unerwartet, auch für die erfahrene Hebamme. So hat man ein Vergleich. Den man natürlich auch zieht. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben.

Am Ende bleibt nur die Gewissheit, dass eigentlich alles gut ist. Dass es gut wächst, sich bewegt und Platz hat. Dass es bei uns sein wird, wenn es soweit ist. Nicht eher und nicht später. Der große Vorteil einer Hausgeburt. Wir sind entspannt und warten die letzten Wochen noch ab. Ob es nun acht, neun oder zehn sind ist ja auch egal.

Die vorletzte Semesterendphase

Ja, nun ist es schon fast wieder rum das Semester. In zwei Wochen steht die erste Prüfung an. Die letzten Wochen waren geprägt mit Hausarbeit und Projekt fertigstellen. Denn los ging es mit der Endphase schon Anfang Juni. Da war es dann plötzlich und unerwartet so weit. Der erste Abgabetermin nahte, ein Referat musste gehalten werden. Dann ging es auch rasch in die heiße Phase des Projektes über. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn es wurde heiß. Nicht nur die Temperaturen kletterten auf über 30 °C, es wurde auch heftig diskutiert, Meinung kund getan und rum querelt. Doch alles möchte ich nun gar nicht mehr ausbreiten. Möchte es endlich abschließen und aus meinem Kopf streichen. Doch es hat mir mal wieder gezeigt, dass nur einzelne Personen ein ganzes Projekt ordentlich boykottieren können. Teamfähigkeit und all sowas gibt es bei manchen Menschen scheinbar nicht. Doch seit gestern ist auch das geschafft. Ein großer Hacken an die ganze Sache und fertig. Erledigt! Nun muss “nur” noch gelernt werden. Vier Prüfungen in vier Wochen, sechs verschiedene Lehrinhalte. Da heißt es jetzt gut organisieren, vorbereiten und irgendwie alles in den Kopf bekommen. Ein großes bisschen Lern-Bulimie praktizieren und bestimmt alles bestehen. Denn davon gehe ich erstmal aus, sonst bräuchte ich ja gar nicht erst hin zu gehen. Könnte mir diesen Aufwand sparen. Doch ich möchte nun endlich fertig werden. Dieses Projekt “Studium” auch endlich abschließen. Die Aussichten sind gut. Wenn alles bestanden ist, nach diesem Semester, fehlt ja nur noch ein Modul und die Bachelorarbeit. Dass diese beiden Sachen im Wintersemester abgehakt werden können, wünsche ich mir. Hoffentlich findet der kleine Mensch in meinem Bauch diesen Plan auch ganz gut und zeigt sich kooperativ.

Da es jetzt nur noch wenige Wochen sind, erlaube ich mir schon jetzt einen kleinen Rückblick. Dieses Semester war, von den Projektquerelen abgesehen, ein sehr entspanntes und schönes Semester. Der Stundenplan war perfekt. Die Balance zwischen Studium und Kind konnte ich dieses Semester sehr gut herstellen. Jeden Nachmittag hatten wir frei und genossen die Mutter-Kind-Zeit. Ich hatte nie das Gefühl die eine oder andere Sache zu vernachlässigen, hatte eigentlich immer genug Spielraum und Zeit um Hausarbeiten und andere Vor- und Nachbereitungen für das Studium am Vormittag zu erledigen. Und freute mich immer auf die gemeinsame Zeit mit dem kleinen Mann am Nachmittag. Die klare Struktur dieses Semesters habe ich sehr genossen und gemerkt, dass sie uns beiden sehr gut tut. So haben wir klare Essenszeiten. Vormittags ist er immer zur selben Zeit bei der Tagesmutter und der Mittagsschlaf hat auch sein klares Zeitfenster. So haben wir jeden Tag immer die gleichen Sachen, auf die wir uns verlassen können. So kann der kleine Mann die vielen neuen Entdeckungen gut verarbeiten. Ich hoffe, dass wir diese Struktur weiter halten können.

Und nun noch den Endspurt gut hinlegen und dann ist es fast geschafft.

Ach ja und Puh

… Inhalte, die trotz stunden-, tage-, ach bald wochenlanger Reherhe nicht gefunden werden wollen

… Die Erkältung, die mich nach einer halben Woche Alltag schon wieder nervt

… Wäscheberge die trotz körbeweiser Wäscherei nicht weniger werden wollen

… Der grippale Infekt des Herzensmannes, der ihn k.o. macht und mir auch am Wochenende keine Pause gönnt

… Hochschulkram, der erledigt werden muss und die Zeit fehlt

… Abgabetermine, die näher rücken und mir Stress bereiten

… Ein kleiner Mann, der viel Aufmerksamkeit und meine Nähe braucht, am Liebsten nur auf meinem Arm sein möchte (11kg oder so sind ganz schön schwer mit der Zeit)

Und noch viel mehr, was mich gerade nervt. Mir Kraft entzieht, wo nur noch wenig da ist. Da fragt man sich wieso, weshalb, warum. Und immer wieder wie. Wie wird das im September mit zwei kleinen Würmern.

Doch zwischendrin und unverhofft gibt es schöne Sachen.

:Ein Jungpflanzenmarkt, bei dem man aus dem vollen schöpfen kann und sich zurück halten muss, da der Garten eigentlich schon voll geplant ist.

:Der Besuch der Schwester und ihres Freundes, nach dem im Garten unverhofft doch noch mehr Platz für Gemüse geschaffen ist.

:Sonne, Wind nur ohne Meer aber es fühlt sich an wie am Meer

:Der kleine Mann, der sich freut und lacht, wenn er die Nachbarsjungs sieht, wenn er den Puppenwagen vom Kinderzimmer durch den Flur in die Küche schiebt.

:Pflanzkartoffeln, die extra für uns doch noch geliefert werden.

Viele Dinge über die ich mich freuen kann, dankbar bin. Ich muss sie mir nur bewusst machen. Mich nicht von den nicht so tollen Sachen blenden lassen. Die Augen öffnen und dankbar sein. Dankbar dafür, dass es immer so viel Schönes gibt. Dass es eigentlich nie ein Tag gibt, an dem ich mich nicht über irgendetwas freue, an dem ich nicht lache. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht dankbar dafür bin, dass der kleine Mann bei uns ist. Keinen, an dem ich nicht erneut staune über das Wunder des Lebens.

Nur manchmal fühlt sich alles so unendlich schwer und unglaublich viel an. Manchmal ist die Erschöpfung so groß, das sie am Morgen immer noch da ist, sich nicht weg schlafen lässt. Dann fühlen sich die Tage nicht so leicht und glänzend an, wie die Perlen an einer Perlenkette. Eher wie riesige Felsbrocken, die auf meinem Rücken verteilt wurden. Doch auch Felsbrocken haben schöne Seiten. Man kann auf sie raufklettern und die Aussicht genießen. Nur ist manchmal der Aufstieg echt mühsam. Doch es lohnt sich immer wieder. Und so werden wir auch diese Tage bewältigen. Heute lockt schon ein Aussichtspunkt. Ein Abend in der Sonne auf der Terrasse mit der ersten Salaternte auf dem Teller. Man muss nur die Augen von den Füßen und dem steinigen Weg heben und die Aussicht genießen.

Zwiebelkissen und Rotlichtlampe

So hatte ich mir Ostern auch nicht vorgestellt. Aber es läuft getreu dem Motto 1.) kommt es anders und 2.) als man denkt. Und zwar 100% wenn nicht gar mehr.

Seit einer Woche plagt mich nun eine Erkältung. Wie fies die in Wirklichkeit ist, stellte sie zum ersten Mal in der Nacht von Mittwoch auf Gründonnerstag unter Beweis. Da meinte es mein Körper und die Erkältung ganz nett mit mir und schickten mir eine Mittelohrentzündung im linken Ohr. Danke, wäre nicht nötig gewesen. Wenigstens gingen die Schmerzen über den Tag wieder weg und ich litt nur noch unter einem permanenten “Tsch, Tsch, Tsch” ungefähr so, wie wenn man neben jemandem sitzt, der Musik hört und man selber nur noch ganz leise den Rhythmus. Das macht einen kirre. Besonders wenn es den ganzen Tag so geht. Doch wer hätte da gedacht, dass es noch besser kommen kann. Frei nach dem Motto (ja noch eins muss heute sein) Schlimmer geht immer. Am Abend hatte sich der Schnupfen gedacht: wir setzten uns mal schön in die rechten Nasennebenhöhlen rein. Da ist es besonders gemütlich. Das war und ist mit Schmerzen verbunden, ich könnt die Wand hoch gehen. So war ich gestern dann komplett ausgehebelt. Neben Schlafen gab es das volle Programm an Hausmittelchen: Nasenspülung, Kopfdamfbad, Leinsamenpackung, Rotlichtlampe und Zwiebelkissen. Zur Folge hatte dieses Extremprogramm zumindest Veränderung. Besserung? Ich bin mir nicht sicher. Keine Schmerzen und “Tsch, Tsch” in den Ohren, dafür Druck ohne Ende. Die Schmerzen in der Kiefernhöhle sind Richtung Stirnhöhle gewandert, danke auch dafür. Und so fuhren wir heute Nachmittag in die Notfallpraxis. So heißt es neben den Hausmittelchen nun auch Antibiotika. Ganz große super Klasse. Solange die Schmerzen jetzt endlich weggehen und ich wieder gesund werde und zwar bitte direktamente nehme ich das in Kauf. Aber musste das wirklich sein liebe Erkältung?