Zerreißen und teilen

Irgendwie passt es zusammen: zerreißen und teilen. Denn erst wenn etwas getrennt ist kann man es mit anderen teilen. Doch ich merke schnell, dass es Dinge gibt, die man nicht zerreißen kann und trotzdem teilen möchte. Irgendwie. Zu diesen Dingen zähle auch ich. Ich kann mich nicht zerreißen. Aber oft genug fühlt man sich zerrissen oder hin und her gerissen. So geht es mir gerade. Springt der kleine Mann hier durch die Wohnung und den Garten möchte ich dabei sein. Möchte mit ihm Zeit verbringen und an seinen Erlebnissen teilhaben. Gleichzeitig sehe ich unser Mädchen neben mir liegen, halte sie im Arm und mag mich kaum von ihr trennen.

Zerrissen. Innerlich.

Es macht es nicht leichter, das der kleine Mann nun anfängt aus zu testen. Nun hat auch er wirklich realisiert, dass es jetzt für immer anders ist. Die Anfangsaufregung ist etwas verflogen und so langsam beginnt er sich wieder zu finden. Die neue Situation muss ausgetestet werden, um dann irgendwann seinen Platz ein zunehmen. Angekommen. Bis dahin ist noch ein Weg zu gehen. Im Moment merke ich, dass er mich vermisst obwohl ich doch da bin. Er es -natürlich- nicht versteht warum ich immer -zumindest fast immer- mit dem “Bebi” auf dem Arm im Bett bin und für ihn scheinbar kein Platz mehr ist. Es macht mich traurig.

Zerrissen. Doch mich kann man so nicht teilen.

Es gibt nur eins was helfen kann. Zeit mit beiden gemeinsam und alleine verbringen. Besonders alleine. So hat dann auch der kleine Mann mich wieder ganz für sich. Wenigstens für eine bestimmte Zeit am Tag. Dann können nur wir beide lesen, spielen, puzzeln, malen. Was auch immer. Und auch das zu Bett gehen wird seine Zeit bleiben. Ein Tagesabschluss ohne das Septembermädchen. Vorerst zumindest. Wie es dann wird, wenn der Herzensmann wieder arbeiten geht, werden wir sehen. Bis dahin ist noch etwas Zeit. Zeit die wir so nutzen, um unsere Plätze zu finden, in unser größeren Familie. Dann kann auch ich die Zeit alleine mit dem Septembermädchen beim Stillen usw. besser genießen und ganz für sie da sein. Muss mich nicht mehr zerreißen. Aber ich kann mich teilen. Vielleicht eher aufteilen. Doch zumindest kann ich für jeden ganz da sein, zu seiner Zeit.

ja für solche Gedanken ist es am fünften Tag zu viert vielleicht etwas früh, aber wenn ich mich unwohl fühle, merke so passt es für mich nicht muss eine Lösung her. Egal ob am fünften Tag oder erst in zwei Jahren. In diesem Fall lieber eher als zu spät. Ob es so funktioniert wie gedacht werden wir sehen

Zeit nehmen

Eigentlich. Das ist gerade so ein Lieblingswort bei mir. Eigentlich wollte ich so. Eigentlich würde ich lieber dieses. Eigentlich war es so geplant. Eigentlich eben. Doch manchmal ist es ganz gut den Plan hinten anzustellen, über den Haufen zu werfen und was man sonst so mit einem Plan machen kann. Außer einhalten. Das nicht.
So ist es jetzt auch mit meinem Plan fürs Studium. Eigentlich (mal wieder) wollte ich nebenbei ein, zwei Vorlesungen mit nehmen und ein Projekt machen. Nicht ganz aussteigen und nicht volle Kanne. So ein bisschen Teilzeit-Studium. Mit der Hochschule kein Problem. War alles abgesprochen. Ist möglich. Wunderbar. So hab ich mir das vorgestellt. Bis – naja – vor einer Woche ungefähr. Da fing es an in meinem Kopf zu arbeiten. Ich hatte mir gerade den Plan zurecht gebastelt. Welche Vorlesungen ich besuchen könnte, wenn der Tagesablauf so bleibt beim kleinen Mann. Am Anfang sah alles ganz gut aus. Dann sah ich noch diese Vorlesung liegt gut und jene auch. Plötzlich war fast an jedem Tag irgendwie Eine drin. So war das auch nicht gewollt. Der Ehrgeiz ist da mal wieder mit mir durch gegangen. Aber ich hab es erst mal so stehen gelassen. Die erste Woche der Vorlesungen auf mich zukommen lassen. Mit diesem Plan.
Am Anfang der Woche ging es beim kleinen Mann dann wieder los. Er war unzufrieden. Wollte essen, essen, essen. Brauchte 100% meiner Aufmerksamkeit. In meinem Kopf wuchsen die Zweifel. Ist mein Plan überhaupt umzusetzen? Schaffe ich das alles? Möchte ich das? Möchte ich immer das Gefühl haben, bei allem was ich mache, nur zum Teil dabei zu sein. Mit dem Kopf immer bei den Dingen die noch zu tun sind. Nicht bei dem was ich im Moment mache. Wie wird sich das auf den kleinen Mann auswirken? Fragen über Fragen. Gedanken im Kopf gewälzt.
Der kleine Mann forderte mich mit jedem Tag mehr. So war der Entschluss eigentlich einfach. Nur im Kopf muss es auch ankommen. Ich muss dahinter stehen. Und dann war es so weit. Ich habe mich doch für ein Urlaubssemester entschlossen. Die Last, die mir nach dieser Entscheidung von den Schultern gefallen ist, war doch groß. Aber das merkt man erst hinter her. Wenn sie weg ist und man sich leichter fühlt. Der Antrag ist raus. Nun heißt es warten. Hoffen das der Prüfungsausschuss mir frei gibt.