Gezeiten

Die ersten Tage des Jahres sind schon wieder rum. Verflogen. Wie das alte Jahr. Die Zeit rast. Und mit ihr wir. Bei dem Versuch Schritt zu halten. Viel passiert immer wieder. In den letzten Tagen habe ich mich durch die Bilder eines Jahres gewühlt. Was so alles passiert ist. Erstaunlich. Ich bin froh, dass wir die Bilder haben. Sonst würde so einiges vergessen werden.

Und dann steht die Zeit still. Wie in diesen Tagen. Die langsam fließen, wie ein träger Fluss. Wenig passiert. Ab und zu mal eine kleine Stromschnelle. Die kleinen aufregenden Momente im ganz normalen Familienalltag. Und schwups sind wieder ein paar Tage ins Land gegangen. Trotz Langsamkeit. Oder gerade wegen der Langsamkeit. Wer weiß.

Dann schwappt man mit einer Welle an Land. Sieht, wie weit man den Strom der Zeit schon entlang geflossen ist. Dann stellt man fest: Jetzt ist es so weit. Der Endspurt. Man muss ob man will oder nicht. Noch einmal sich reindenken. Noch einmal arbeiten. Noch einmal vorm Computer sitzen bis der Hintern weh tut. Noch einmal lernen bis der Kopf rauscht. Jetzt kann nicht mehr geschoben werden. Jetzt ist der Moment, der vorher noch weit Weg lag, da. Noch einmal anpacken und dann.

Ja, und dann. Davon träume ich schon. Von Danach. Die ersten Pläne entstehen. Doch ich schiebe sie wieder weg. Ich möchte mich nicht ablenken. Ich träume von der Freizeit. Freizeit mit Kindern. Zeit mit den Kindern. Zeit für mich. Alles ohne schlechtem Gewissen. Zeit für Neues. Zeit für anderes.

Darum und dafür. Anpacken. Noch einmal. Noch einmal zurück ins Studium.

Wenn es soweit ist

Die Wochen kann man nun schon an zwei Händen abzählen. Schon fast Endspurt bis wir zu viert sein werden. Zumindest wenn man sich die gesamte Reise so vorstellt. Dann ist es nun schon eine der letzten Etappen. Noch sind es knapp zwei Wochen auf dieser Etappe. Dann sind die Prüfungen geschrieben. Eine Besprechung für die Bachelorarbeit ist dann schon gesprochen. Dann kann ich ganz in meinem, unseren Rhythmus den Tag gestalten. Eine neue Etappe noch einmal bis es dann soweit sein wird.

Dem Kind ist diese Einteilung völlig schnurz. Es wächst und gedeiht in seinem Tempo. Wird bei uns sein, wenn es soweit ist. Wird es wirklich Mitte September? Diese Frage stellt sich immer wieder. Das Kind ist klein. Zu klein für diese Woche. Es ist alles gut. Das steht nicht in Frage. Das Wachstum ist kontinuierlich und alles ist dran an dem Kind wo und wie es sein soll. Aber eigentlich wären ein paar Wochen später richtiger. Irgendwie. Es lässt mir keine Ruhe und so habe ich hier gesucht und da geschaut. Verrechnet? Nein, das nicht, da bin ich mir sicher. Aber wie groß kann die Spanne sein? Immerhin fünf Tage. Das ist fast eine Woche. Also alles gut. Auch unsere – des Herzensmannes und meines – Geburtsgewichte sind nicht so hoch. Also auch ein bisschen Veranlagung? Man weiß es nicht. Und alles ist nicht so schlimm. Man macht sich halt Gedanken. Wenn es das erste Kind wäre, würde es wahrscheinlich nicht weiter auffallen. Denn auch ich habe ja gewichtsmäßig nicht viel zu bieten. Auch der Herzensmann ist kein Schwergewicht. Nur der kleine Mann. Der war ganz schön groß und schwer zu seiner Geburt. Unerwartet, auch für die erfahrene Hebamme. So hat man ein Vergleich. Den man natürlich auch zieht. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben.

Am Ende bleibt nur die Gewissheit, dass eigentlich alles gut ist. Dass es gut wächst, sich bewegt und Platz hat. Dass es bei uns sein wird, wenn es soweit ist. Nicht eher und nicht später. Der große Vorteil einer Hausgeburt. Wir sind entspannt und warten die letzten Wochen noch ab. Ob es nun acht, neun oder zehn sind ist ja auch egal.