Kindergarten-Klappe die 2.

Ein Satz den ich nicht oft gehört habe, aber der unterschwellig mit Klang. Ein Satz, der mir in diesem Artikel bei 2KindChaos in den Kopf sprang.

“Da müssen sie halt durch!” 

Frida schreibt über ihre Erfahrungen zum Thema Kindergarten. Darüber, dass Kinder in der Eingewöhnungsphase auch mal schreien gelassen werden. Darüber, dass sie als einzige Mama länger bei ihrer Tochter im Kindergarten blieb. Darüber, dass sie diese “Da müssen sie halt durch”-Haltung nicht für sich akzeptieren kann. 

Und auch mir ging es so. Wie die Sache mit dem Kindergarten und dem kleinen Mann so lief, habe ich hier schon beschrieben. Für mich aber auch immerwieder erstaunlich, die Reaktionen von anderen Familien, wenn ich unsere Geschichte erzählt habe. Denn, wie ich in dem ersten Artikel schon schrieb, immer kamen ähnliche Antworten. “Die müssen da durch. Das ist heftig am Anfang. Die passen sich schon an.” Aber mir geht es da genauso wie Frida, ich will diese Anpassungsleistung von meinem Kind nicht. Nicht so extrem. Und so habe ich mich auf die Suche gemacht. 

Auf die Suche nach einem anderen Kindergarten. Einer in dem der kleine Mann akzeptiert wird wie er ist. Einer in dem er freier ist. Einem in dem auch wir als Familie Willkommen sind. So einen habe ich gefunden. 

Eine Elterninitiative mit viel Mitarbeit der Eltern. Erzieherinnen (ich mag dieses Wort überhaupt nicht) die authentisch sind. Ein Konzept zu dem ich “ja” sagen kann. Eine Geinschaft, die gelebt wird. 

Heute waren wir zum zweiten Mal Schnuppern und am 15. Juli geht es dann los. Ich bin gespannt, wie dieser Kindergarten auf unser Leben wirkt, wie er uns beeinflusst. Werden wir dort ankommen? Oder wird sich alles wiederholen? Und ich frage mich, ob “kindergartenfrei” vielleicht doch eine gute Alternative wäre. Der kleine Mann ist nun seit sechs Wochen zu Hause. Seit wir aus unserem Urlaub wieder da sind, habe ich das Gefühl, dass er unseren beschaulichen Alltag ganz gut findet. Er spielt viel freier und selbständiger. Ich muss nicht mehr neben ihm sitzen beim Spielen, sondern kann ganz selbstverständlich meine Aufgaben erledigen und er werkelt in der Wohnung/im Garten rum. So wie es das Septembermädchen schon sehr viel länger macht. Außerdem fragt er nicht. Er fragt nicht nach seinem alten Kindergarten, über den sowieso nur sehr selten gesprochen wird. Aber er fragt auch nicht nach dem neuen Kindergarten. Und wir gestalten unsere Tage so wie es unserem Rhythmus entspricht. Ohne täglich ein Anziehchaos zu haben, denn wir müssen pünktlich irgendwo sein. Ohne Mittags mit dem Septembermädchen auf die Uhr zu schauen, wann sie wie schlafen sollte, damit es mit der Abholzeit auch passt. Ohne diese Momente in denen wir uns tagtäglich wieder aneinander gewöhnen müssen. Denn es dauert immer eine Weile, das Ankommen im Kindergarten und wieder zu Hause. 

Tja, wie unser Weg weiter geht? Wer weiß. Erstmal genieße ich die gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Dann schauen wir was der Kindergarten bringt. Und dann? wer weiß das schon.

“Ich geb das dann an die Leiterin weiter”

Wieder ein Kongress. Wieder Online. Wieder geht es ums Kind. Und man stellt schnell fest alles hängt mit einander zusammen. Der “Beziehung statt Erziehung” Kongress ist wieder ein wunderbarer Input. Ich picke mir hier und da etwas raus. Schaue mir die Interviews komplett an oder spule vor. So wie es mir passt. Gestern Abend gab es mehrere wunderbare Interviews. Eins davon war das Gespräch mit Hans-Joachim Maaz. Es war wunderbar anregend, informativ und bestärkend. Er sagte unter anderem, das aus psychoanalytischer Sicht Kinder unter drei bei der leiblichen Mutter sein sollen, dann können sie sich am Besten entwickeln. Aussagen wie diese und andere bestärken mich ungemein. Mein Bauch sagt mir das Gleiche und es tut gut es auch von anderen zu hören. Aus diesem Grund ist das Septembermädchen auch wieder zu Hause. Seit Anfang Mai machen wir alles gemeinsam. Ich vermisse es nicht sie jeden Morgen weg zu bringen. Ich habe sie gerne um mich. 

Nicht immer ist alles einfach. Wir lernen noch. Zum Beispiel mein regelmäßiger Putztag. Das Septembermädchen putzt gerne mit. Auch das ist kein Problem. Sie holt sich selbständig einen Lappen und macht ihn nass. Was?! Nass?! Woher hat sie das Wasser? Ich ahne es schnell und finde es nicht mehr ganz so toll, dass sie mir hilft. Sie tapst zum Klo, taucht tief ein und schon hat sie ihren Wischlappen nass gemacht. Also schnell alles halbwegs in Ordnung bringen, Klotür wieder zu und weiter geht’s. Aufräumen, Staubsaugen und auch Bad und Klo sind bald gemacht. Das Wetter ist schön und so kann ich sie in den Garten entlassen, während ich noch schnell wische. Es geht also. Heute haben wir das ganze dann mit zwei Kindern getestet. Auch das geht. 

Zurück zu dem Interview gestern Abend. Eine schöne Formulierung war auch “Kindergärten, die zu pädagogisch sind”. Gleich hatte ich unseren im Kopf. Noch. Denn wir haben einen Neuen gefunden. Ab Juli wird es also wieder spannend. Wird sich etwas ändern? Wie werden wir uns da einfinden? Fragen. Doch ich bin entspannt. Ich habe ein gutes Gefühl und nur das zählt. Bis dahin ist der kleine Mann viel zu Hause. Im Moment sind Kindergartenferien, danach fahren wir in den Urlaub und dann sind es nur noch zwei Wochen. Den Kindergarten vermisst er nicht. Er sagt gerade jeden Morgen, “Ich will nicht in Kindergarten gehen!” Das freie Kinderhaus, wo er ab Juli hin gehen darf, erwähnt er allerdings oft.

Ja, und das beste Beispiel wie Beziehung nicht geht, liefert mir auch unser alter Kindergarten. Beim abgeben der Abmeldung meint die Bezugserzieherin vom kleinen Mann nur: “Ich geb das dann an die Leiterin weiter.” Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 

Schreien, Brüllen, Heulen

Oder wie ein Nachmittag nach dem Kindergarten bei uns aussieht. 

Der kleine Mann geht nun bald drei Monate in den Kindergarten. Seit dem haben wir uns viel mit diversen Themen rund um das Thema Kindergarten, Bildung, Pädagogik und Schule beschäftigt. Der eine Grund, warum ich mit dem Kindergarten nicht so zu frieden bin, ist der Kindergarten an sich. Aber auch das Verhalten am Nachmittag vom kleinen Mann und die Reaktionen von anderen Familien, wenn ich darüber geredet habe, haben mich sehr stutzig und nachdenklich gemacht. 

Natürlich ist nicht jeder Nachmittag gleich, aber es gibt ein Verhalten, dass immer da ist, wenn der kleine Mann im Kindergarten war. Sind wir alleine essen wir erstmal Mittag und mache dann eine Mittagspause. Irgendwann in dieser Phase kommt meist der erste Ausbruch. In der Regel läuft es so ab: ich bitte ihn schon mal aufs Klo zu gehen/ein Buch aus zusuchen/ sich ins Bett zu legen, er möchte irgendwas ganz anderes, ich erkläre ihm, dass nach der Mittagspause Zeit dafür ist, wir die Pause im Bett verbringen und ein Buch lesen. Entweder er flippt an diesem Punkt schon völlig aus oder erst, wenn ich ihm sage im Bett ruhig liegen zu bleiben. Das  Ausflippen sieht dann so aus, dass er brüllt, heult und schreit. Er ist dann nicht mehr ansprechbar und entwickelt die unterschiedlichsten Wünsche. Diese Ausbrüche dauern zwischen 10 Minuten und 1 Stunde. Inzwischen weiß ich, dass ich nur zu hören muss, dass er so seinen Stress abbaut. Trotzdem ist es anstrengend. Es zieht Energie und am Ende tut ihm der Hals und mir die Ohren weh. Gut ist, dass bei diesem Ausbruch das Septbermädchen Mittagsschlaf macht und ich so ganz bei ihm sein kann. 

Sind wir am Nachmittag zu Hause, spielen beide mehr oder weniger gut zusammen. Oft gibt es dann die Situationen in denen das Septembermädchen mit irgendetwas spielt und der kleine Mann es ihr aus der Hand reißt. Nichts ungewöhnliches in dem Alter, doch wir hatten und haben die Regel erst darum bitten, etwas zum Tausch anbieten und wenn alles nichts hilft, mich fragen. Das hat vor dem Kindergartenstart sehr gut funktioniert. 

Auch ein Phänomen, welches seit dem Kindergarten da ist: Es geht nichts mehr. Wenn wir raus gehen wollen, kann er sich nicht mehr anziehen. Wenn er irgendetwas aus einem anderen Zimmer braucht, muss ich mit gehen, an der Hand. Ich soll bitte wieder mit ihm aufs Klo gehen und und und. Wenn ich dann, aus welchen Gründen auch immer, einmal nicht mit gehen möchte fängt er an zu weinen, zu quengeln bis ich irgendwann genervt mit gehe. Ja, genervt, denn es ist unglaublich anstrengend. Ich weiß, warum er so reagiert und warum er diese Fürsorge braucht. Denn er verbraucht seine gesamte Energie im Kindergarten. Zu Hause muss er auftanken und wenn der Nachmittag nicht reicht, geht es nachts weiter. 

Sind wir am Nachmittag unterwegs oder haben Freunde zu Besuch ist der kleine Mann abgelenkt. Dann geht es solange gut, bis irgendetwas nicht so läuft, wie er es möchte. Ob drei einem Spaziergang jemand anderes zu erst auf die Ampel gedrückt hat, die Spielkameraden etwas anderes spielen wollen als er oder oder oder. Dann rastet er aus. Richtig. Ich versuche dann, ihn raus zunehmen, ihm eine kurze Pause zu verschaffen, doch das ist nicht so leicht, denn er will ja weiter spielen. 

Insgesamt sind es nicht unbedingt entspannte Nachmittage. Natürlich habe ich mich dann mit anderen Müttern unterhalten, denn die Frage “wie geht es den im Kindergarten?” kam regelmäßig. Von den meisten Müttern kamen dann Reaktionen wie “ja das ist genau das, was mich mit meinen Jungs immer stört” oder “ja meiner ist Nachmittags auch so fertig und geht ja nun schon länger in den Kindergarten” oder “ja die Kindergarteneingewöhnung ist heftig, bei uns war es auch sehr anstrengend. Bestimmt drei bis vier Monate lang”. Und ich frage mich dann, Warum? Warum machen alle da mit? Warum tun wir das unseren Kindern an? Wenn etwas uns so stressen würde, dann würde doch jeder Erwachsene es sich nochmal überlegen und ganz sicher etwas ändern. Doch unsere Kinder müssen da durch. Die müssen ja lernen, dass es nicht immer nur spielen und entspannt ist. Die müssen ja auch aufs Leben vorbereitet werden und was weiß ich. Müssen sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Sicher bin ich mir nur, dass ich es nicht gut finde meinem Kind und uns als Familie das an zu tun. 

Es ist nicht Klammern oder nicht loslassen können 

Vor einer Weile bekam ich eine liebe E-Mail von einer sehr guten und langjährigen Freundin. Ich freue mich immer sehr, wenn ich etwas persönliches höre, denn leider ist der Kontakt zu einigen Freunden recht spärlich geworden. Sicher aus unterschiedlichen Gründen und nicht mit Absicht, sondern aus einem reichen Alltag heraus und einer großen räumlichen Entfernung. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern um etwas, was meine Freundin in ihrer E-Mail schrieb und mich lange beschäftigte. Es ging um das Loslassen, sein Kind abgeben, weggeben und bei dem Kind sein. Nur ein Nebensatz, keine Wertung oder irgendwas in die Richtung, sondern eine Feststellung bzw. Beobachtung meiner Freundin meines Verhaltens. Ihr schien es, dass ich beim kleinen Mann weniger loslassen konnte, als beim Septembermädchen. 

Dazu möchte ich etwas ausholen. Denn die Frage ist, was bedeutet loslassen. Heißt es wirklich, dass man sein Kind abgeben kann, dass man das Kind recht früh in andere Arme gibt, dass man sich räumlich von dem Kind trennen kann. Wenn ja, dann heißt es im Umkehrschluss, wer das nicht kann klammert an seinem Kind, kann es nicht loslassen. Und damit macht die gesellschaftliche Norm einem Glauben, dass man seinem Kind schadet. Doch ist das wirklich so? Worum geht es eigentlich? Ums loslassen? 

Als der kleine Mann geboren wurde, handelte ich aus dem Bauch heraus. Ich hatte keine Ahnung. Ich habe ihn getragen, gestillt und er hat bei uns im Bett geschlafen. So war es praktisch und gemütlich. Meine Hebamme erzählte uns in den ersten Tagen von windelfrei, da ich ihr erklärte: “er ist so unruhig, ich glaub der muss aufs Klo”. Wir haben uns lange im Wochenbett verkrümmelt, nach vier Tagen ist er mal kurz in ein anderes Zimmer mit gekommen. Langsam ging es für ihn in eine aufregende neue Welt. Als nach ungefähr sechs Wochen meine Eltern zu Besuch kamen, war meine Mutter die erste “fremde” Person, die ihn auf den Arm nahm. Bis dahin war er in den Armen des Herzensmannes und mir unterwegs. Ab und an merkte ich vor allem von älteren Freunden, die keine Kinder hatten, dass ich da ja schon etwas komisch wäre. Ich würde Klammern. Doch dieses Gefühl hatte ich nicht. Ich wusste, da ist ein kleiner Mensch zu uns gekommen und wir dürfen ihn begleiten, ihm einen sanften Start ins Leben geben. Ich versuchte auf meinen Bauch zu hören und ihm seine Bedürfnisse zu stillen. Mehr braucht es nicht. Und so, machten wir uns als Familie auf unseren Weg, zu einem bedürfnissorientiertem Umgang. Dazu gehört eine gute Bindung und Beziehung. Die Bindung wird in der Regel in den ersten innigen Monaten geschaffen. An der Beziehung muss man arbeiten. Jeden Tag. Das ist nicht leicht, denn es heißt vor allem sich selber in Frage zustellen und zu reflektieren. Wir sehen unsere Kinder nicht als unfertige Menschen, die wir formen und gestalten können. Sie sind, wie sie sind, genau richtig. Wir geben ihnen Raum zum Entfalten und Entwickeln. Ein bisschen wie bei einem Schmetterling. Er ist in seinem Kokon fertig, schlüpft und entfaltet langsam seine Flügel. Bei uns Menschen dauert das Entfalten nur viel länger.

Zurück zum Loslassen. Irgendwann beginnt das Kind sich zu bewegen und die Welt erkunden. Hier zeigt sich, sehr gut,ob man loslassen kann. Denn das Kind beginnt nun mehr und mehr sich von der Mutter/dem Vater weg zu bewegen. Erst robbend, dann krabbelnd und irgendwann laufend. Es wird auf Hindernisse stoßen und mögliche Gefahrenquellen. Da ist die Leiter zum Hochbett des Bruders, die Kellertreppe, der Ofen und vieles mehr. Das Kind, wenn es eine gute Bindung hat, vertraut sich selbst und testet aus. Wie weit kann ich gehen? Wie weit traue ich mich? Hier muss nun die Mutter/der Vater loslassen und vertrauen. Wenn dieses Vertrauen da ist, geht das Kind sehr bald eigene Wege und weiß “Da ist immer jemand da”. 

Es ist also kein Klammern, wenn ich meine anderthalb Jahre alte Tochter bei der Tagesmutter wieder abmelde, weil ich merke, dass wir noch nicht so weit sind. Es ist kein Klammern, wenn ich meinen dreijährigen Sohn in den Schlaf begleite und ihm die Hand halte, weil ich weiß, das er dieses Bedürfnis hat. 

Und ich weiß, dass ich loslassen kann. Sonst wäre meine Tochter nicht sämtliche Leitern und Treppen hoch geklettert und in einem Affenzahn rückwärts runter gerutscht, bevor sie laufen konnte. Sonst würde ich nicht so gelassen und entspannt neben dem Spielplatz sitzen, wenn der kleine Mann auf der Spitze des Kletterturms sitzt. Ich würde meine Kinder nicht bei einer Freundin einfach in den Garten lassen, ohne das ich diesen auch nur annähernd überblicken kann. Ich lasse sie los und lasse sie frei, ihre Wege zu gehen. Dabei habe ich Vertrauen in meine Kinder und in ihre Fähigkeiten. Ich weiß, dass sie sehr wohl einschätzen können, was sie schaffen und was nicht. Und sie wissen, ich bin im Zweifelsfall da. Es ist also Bindung und Beziehung und eine extra Portion Vertrauen. 

Worauf ich mich freue

Doch kein Frühlingsplüsch, sondern Werbung (ganz unbezahlt, einfach weil ich es toll finde) für eine tolle Sache. Seit Tagen fiebere ich schon dieser Veranstaltung entgegen. Das Thema beschäftigt uns gerade sehr und ich bin sehr gespannt, was für neue Ideen, Anregungen und Eindrücke ich mit nehmen werde. Vielleicht komme ich auch mit meiner Entscheidung zum Thema Kindergarten etwas weiter? Ihr fragt euch sicher worum es geht. Die Veranstaltung ist der 1. Internationale Online-Bildungskongress. Wie der Name schon sagt, ist er online, d.h. jeder kann von zu Hause aus teilnehmen, man braucht nur ein funktionstüchtiges internetfähiges Gerät und Internet. Ausserdem ist er Kostenlos, also anmelden, reinschauen, reinhören und weiter sagen. Hier gibt es noch einen schönen Artikel zum “Warum” von der Organisatorin Lena vom Freilern-Blog

Die Krankheiten-Klaviatur hoch und runter

Dieser Winter hat es in sich. Kaum zwei Tage aus dem Bett, liege ich schon wieder drin. Von ganz normaler Erkältung, über Kreislaufproblemen, Grippe mit Gliederschmerzen und Fieber und einer Nasennebenhöhlenentzündung mit übelsten Schmerzen, hat mich gestern Abend auch noch ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht gesetzt. So langsam reicht es mir. Ich will einfach nur gesund sein. Hinzu kommt, dass ich ein miserabler Patient bin. Gefühlt immer kurz vorm Sterben und wenn es ein klein wenig besser ist, bin ich ja schon wieder gesund und kann (fast) alles machen. Dem Herzensmann an dieser Stelle herzlichen Dank, dass er mich auch in dieser Situation ganz liebevoll erträgt und den Laden hier am Laufen hält. 

Verständigungsproblem

Heute Morgen klingelt es an der Tür. Der Postbote. Ich bin gerade dabei Kind und mich anzuziehen, um zur Tagesmutter zu gehen. So kommt es, dass ich dem Postboten im Vorgarten begegne. Er hat zwei Pakete dabei: ein großes für uns, ein kleineres für unsere Vermieter. Nachdem ich unterschrieben habe, fragt mich der Postbote: “Soll ich Ihnen helfen?” “Das wäre nett.”, antworte ich und der Postbote dreht sich um und geht. Hä? Der Postbote geht?! Ich stehe kurz ziemlich verdattert da. Trage dann die Pakete ums Haus und hoffe, dass das Septembermädchen bleibt wo es ist.  

Und dann fängt es natürlich in meinem Kopf zu rattern an. Hab ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Aber was kann man an: das wäre nett, falsch verstehen? Ne ganze Menge fällt mir auf. Ich habe, aufgrund der Wetterverhältnisse und meiner immernoch andauernden Nasenkrankheit, den Schal schon übers Gesicht gezogen. Meine Sprache war also gedämpft. Der Postbote ist, wie es scheint, kein gebürtiger Deutscher, zumindest spricht er gebrochen Deutsch. Und ganz wichtig ich befinde mich in Baden-Württemberg. Da sagt man eher mal “Ha desch brauscht nette” oder so was. Nett also nicht im Sinne von nett sondern von nicht. Und schon war mir klar, dass der Postbote ging. Das nächste Mal sag ich dann eben: das wäre sehr freundlich. 

Und dabei leb ich inzwischen schon ein halbes Jahrzehnt im Schwabenländle. 

Und wie geht’s dir so?

Diese Frage höre ich regelmäßig. Nicht zur Eröffnung des Gespräches, sondern mittendrin, wenn die Sprache darauf kommt, dass ich jetzt zu Hause bin. Seit ich mein Studium beendet habe, genieße ich die Zeit zu Hause. 

Am Anfang musste ich ankommen. Es dauerte eine ganze Weile, all das zu verarbeiten, was die letzten Jahre so los war. Geholfen hat mir dabei etwas Craniosacral-Therapie und eine ganz wunderbare Kunsttherapeutin. Nun weiß ich wieder, wo ich stehe und kann meine Leistung wertschätzen. Ja, das hat eine Weile gedauert. Denn wenn man in der Situation drin steckt, macht man einfach, ganz selbstverständlich. Irgendwann stand dann die Frage im Raum: Wie geht es weiter? Arbeiten oder zu Hause bleiben? Das Wichtigste war für mich, dass wir glücklich sind. Gleichzeitig war klar, dass der Herzensmann auf Arbeit sehr eingespannt sein wird. Und so habe ich mich entschieden zu Hause zu sein. 

Und ich finde es toll. Wir können unsere Tage so gestalten, wie wir es wollen. Der kleine Mann geht zwar meist in den Kindergarten und auch das Septembermädchen geht noch drei mal die Woche zur Tagesmutter, aber wir können recht entspannt unser Ding machen. Das genieße ich sehr. Am schönsten sind die Tage, an denen beide zu Hause sind. Gemeinsam gehen wir dann allen Erledigungen nach, die so anstehen. Ob Besorgungen in der Stadt oder der Haushalt, wir machen es gemeinsam. Auch einkaufen machen wir sehr gerne zu dritt. Der kleine Mann schiebt einen Wagen und kann schon diverse Dinge alleine einpacken. Er weiß, wo vieles steht und ist eine echte Hilfe. Man könnte jetzt sagen, gut an Tagen, an denen alle gut drauf sind ist das kein Problem. Aber auch heute war es ein schöner Tag. Und heute waren wir nicht unbedingt gut drauf. Der kleine Mann hat gestern gespuckt und hat eine ordentliche Erkältung. Ich habe die zweite Nacht in Folge schlecht geschlafen, ohne Einfluss der Kinder und bin heute Morgen mit verklemmter Schulter und dickem Kopf in den Tag gestartet. Und das Septembermädchen hat nun auch die Nase voll, viel zu kurz Mittagsschlaf gemacht und hat dann ziemlich lange gebrüllt. Klingt nicht unbedingt nach dem super Tag, noch dazu ist der Herzensmann die halbe Woche außer Haus. Und trotzdem konnte ich den Tag mit den Kindern geniessen. Wir haben Bücher gelesen, auf dem Sofa und im Bett gekuschelt, die Kinder haben gespielt, wir haben Wäsche gemacht und ich hab mich um meine Gesundheit gekümmert (um die der Kinder auch, aber Kopfdampfbad und Nasenspülung finden die nicht so toll). Alles in allem ein guter Tag. Tiefenentspannt, so wie die anderen auch und so wie auch meine Antwort auf die Frage lautet. Gut, tiefenentspannt. 

Und das es nicht nur mir so geht, könnt ihr hier und hier lesen.