Nachtrag

Das Septembermädchen schläft in der Trage. Schon beim Frühstück war sie wieder müde. Eher als sonst. Der kleine Mann darf mit seinen Windpocken zu Hause bleiben und streunt durch unseren und Nachbars Garten. Ich räume ein bisschen auf. Möchte dann kurz nach dem kleinen Mann sehen, bevor ich das schlafende heiße Bündel Mensch von meinem Bauch binden und ins Bett legen möchte. Bei Nachbars im Garten wird das Septembermädchen wieder wach. Sie ist nicht ausgeschlafen. Wurde geweckt von den Bauarbeiten, die den kleinen Mann magisch anziehen. Er jammert, dass seine Füße piksen. Dann muss er Schuhe anziehen. Doch laufen kann er nicht. Also nehme ich ihn kurz auf den Arm. Nur bis zu uns auf die Terrasse. Als ich den kleinen Mann absetze geht es los. Das Septembermädchen fängt an zu zucken. Nur kurz. Ich bekomme Angst. Hole sie schnell aus der Trage raus. Rufe dem kleinen Mann zu, er solle im Lesezimmer auf mich warten. Bin nun mit ihr im Schlafzimmer. Sie krampft und krampft. Die Augen verdrehen sich. Ich versuche sie zu beruhigen. Kann nur zusehen. Warten. Hilflos. Ich habe Angst um dieses Kind. Mein Kind. Sie krampft nicht mehr. Ist neben sich. Außer sich. Weint und weint und weint. 

Ein Fieberkrampf. Das war mir irgendwie klar. Unsere Nachbarin erklärte mir auch das es nichts schlimmes ist und wie ich vorgehen sollte. Hausarzt anrufen. Ich brauche jetzt nicht mehr ins Krankenhaus. Nur bei einem Zweiten. Dann. Der zweite kam. Kurz nach dem Vormittagsschläfchen. So landeten wir am Dienstag im Krankenhaus. Ich war fertig. Die Aufnahme wurde gemacht. Die Untersuchungen folgten. Am Abend hielt ich ein kleines erschöpftes Menschlein auf dem Arm. Sie war so durch. Mit dem Abend kam die Ruhe. Es wurde leiser. Die Nachtschwester kam. Und ich kam langsam wieder zu mir. Ich wusste wir sind hier falsch. Die Ursache der Krämpfe würden wir hier nicht finden. Sie liegen in unserer Vergangenheit. Die Nacht war unruhig für mich. Immer wenn das Septembermädchen unruhiger wurde, kam die Schwester und maß Temperatur. “Unruhige Herztöne können ein Hinweis darauf sein, dass das Fieber wieder steigt”, sagte sie mir. Doch das Fieber stieg nicht. Das Septembermädchen bekam nur Hunger, verarbeitete den Tag im Traum oder musste mal pullern. Am nächsten Morgen sahen die Windpocken deutlicher. Bei ihr am Knie. Wir vereinbaren noch ein EEG, aber das fällt aus, aufgrund eines Notfalls. So dürfen wir wieder nach Hause. Erst hier können die Emotionen raus. Ich merke in den darauffolgenden Tagen wie sehr mich das alles mit genommen hat. Es beschäftigt mich. Sehr. 

Inzwischen haben wir wieder normale Tage hinter uns. Die Windpocken fliegen wieder davon. Alles ist wieder gut. 

Schnullerlos

Vor drei Wochen kam der kleine Mann zu mir. Er hatte seinen Schnuller in der Hand. “Mama in die Mülltonne. Schnuller in die Mülltonne meisen.” Ich war überrascht. Kurz vorher hatte er ihn ins Bett gebracht, so wie es sich gehört. Denn der Schnuller war nur zum Einschlafen da. Allerdings hatte er, in den Wochen davor, den Schnuller immer wieder aus dem Bett geholt. Irgendwann war ich dann genervt. Immer wieder gab es kleine Diskussionen darüber. Immer wieder Theater das er den Schnuller tagsüber ins Bett bringen und dort lassen soll. Also kam irgendwann ein “der Schnuller kommt ins Bett oder er ist weg und dann schmeißen wir ihn in die Mülltonne”. Tja, und nun wollte der kleine Mann dem Schnuller in die Mülltonne werfen. Ich war da noch etwas skeptisch. Denn ich ahnte was für ein Theater das dann geben würde. Und ich wusste nicht, ob ich die Nerven für solche Sonderfälle hatte. Aber er bestand darauf. Also gingen wir zur Mülltonne und er schmiss ihn hinein. Was genau das bedeutete merkte er erst am Abend. Der Schnuller war weg. Ein riesen Geschrei. Bis irgendwann die Erschöpfung siegte. Ich ahnte, dass wir dieses Geschrei noch eine Weile ertragen müssten. Stellte mich drauf ein. Am nächsten Abend ging es wieder los. Doch nach recht kurzer Zeit hörte er auf, drehte sich um und schlief ein. Die folgenden Tage wurde noch gefragt, aber nicht mehr geschrien. Und ganz schnell war der Schnuller kein Thema mehr. Ich bin stolz auf ihn. So toll und einfach hat er es gemacht. Ja der erste Abend war hart. Für uns alle. Aber dann schwuppdiwupp ist er vergessen. So gut wie. Neulich kam der kleine Mann: “Mama mir neuen Schnuller kaufen. Im Baumarkt!” Ich guckte nicht schlecht und konnte gelassen antworten: “Im Baumarkt gibt es keine Schnuller. Da können wir keinen kaufen.” Damit war das auch geklärt. 

Geschwäbelt 

Neulich auf dem Spielplatz höre ich den kleinen Mann rufen: “Mama! Ich brauch eine Hilfele!” Äh, bitte was? Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt. Ich glaub ich hab mich verhört. Schoß es mir da zu erst durch den Kopf. Es war nicht das erste Mal und es sollte auch nicht das letzte Mal an diesem Tag sein. Ich höre öfters diese “Le’s”. Mantele, Bummibiefele, Apfele, Brezele, und was weiß ich noch alles. Seit neuestem hören wir bei Autofahrten regelmäßig: “Mag ich Bummibärle, Mama!” Tja, wir haben keine Bummibärle. Wir haben wenn dann nur Gummibärchen. Na gut dann kommt eben ein: “Mag ich Bummibärchn” von hinten. 
Ist der kleine Mann satt, dann “Mag (er) nimmer” und schiebt seinen Stuhl weg. Und so gibt es Tag täglich lauter kleine Situationen, in denen ich innerlich zusammen zucke. Ja, ich bekenne, ich mag Schwäbisch nicht so gerne. Doch es lässt sich in einer schwäbischen Kleinstadt mit weltbester Tagesmutter und den weltbesten Nachbarn nicht vermeiden. Da hilft nur eins: Wegziehen. Doch dazu haben wir jetzt auch keine Lust. Bleibt mir nur noch eins. Ein gepflegtes “Oorschwerbleede” entgegenzusetzen. 

Wenn aus Babys Kinder werden

dann ändert sich manche Aufgabe. Es ist dann nicht mehr nur Da sein, behüten und Bedürfnisse stillen. Es kommen noch Aspekte hinzu. Besonders der soziale Umgang mit Anderen, Grenzen kennen lernen, akzeptieren und respektieren will gelernt werden. Das wichtigste und vielleicht erstmal schwerste ist zu wissen was will ich, als Elter (wir als Eltern) was ist mir wichtig. Ich habe da bei manchen Dingen eine sehr klare Meinung. Und setze das durch. Nicht nur beim kleinen Mann. Denn ich merke, dass andere das nicht so sehen. Liegt etwas herum scheint es Allgemeingut zu sein. Sehe ich anders und so bestehe ich auf das Fragen. Auch bei Kindern von Freunden. Denn auch die Sachen vom kleinen Mann sind nicht Allgemeingut. Er mag es überhaupt nicht, wenn man seine Sachen einfach so nimmt. Inzwischen funktioniert das manchmal. Wichtig ist mir aber auch, dass ich mit ihm darüber kommuniziere. Dass heißt ich reflektiere sein Verhalten und erkläre, wie er es netter machen kann bzw. es sich gehört. 

Hier ein Beispiel: Heute auf dem Spielplatz. Wir haben uns mit zwei Freundinnen und deren Töchtern verabredet. Die eine Freundin mit Tochter war bereits da und H. (Die Tochter) aß Nüsse und kleine Knusperbrezeln. Der kleine Mann setzte sich dazu packte seine Kekse und sein Apfel aus und aß mit. Als H. fragte, ob sie auch einen Keks haben darf, antwortete der kleine Mann “nein”. Nicht nett, aber so weit so gut. In der Zwischenzeit hatte die Mutter von H. die Nüsse und Brezeln uns auch angeboten. Der kleine Mann griff zu. Kurz danach fragte H. nochmal nach einem Keks. Wieder kam die selbe Antwort. Doch das geht dann nicht. Ich erklärte ihm also, dass er gerade Nüsse und Brezeln von H. bekam und er auch teilen sollte. Er teilte ohne zuzögern. 

Kurz danach kam unsere andere Freundin. Während die Mutter noch ankam hatte sich M. schon eine Brezel genommen. Sie zeigte sie ihrer Mutter.  “Hast du dir wieder was ergattert?”, war die Antwort und ein verlegenes Hüsteln oder Lachen. 

Im Laufe des Nachmittags gab es immer wieder ähnliche Situationen. Auch M. Wollte ein Keks. Ich sagte ihr, sie soll den kleinen Mann fragen, denn es sind seine. Kurze Zeit danach ging sie einfach an die Kekse. Und als ich noch sagte, sie solle bitte fragen,  wollte sie sich einen in den Mund schieben. Auch die Trinkflasche des Septembermädchens wollte sie immer wieder nehmen. Da kam dann doch irgendwann ein Einwand der Mutter. 

Und während H. immer fragte wenn sie etwas wollte, nahm sich M. es einfach. So habe ich es heute nicht das erste Mal erlebt. 

Irgendwann kamen wir auch darauf zu sprechen in wie fern man Kinder Streitigkeiten selber regeln lassen kann (M. Ist ebenfalls 2 1/2 und H. Ist knapp 2). Nein ich greife nicht immer ein, wenn der kleine Mann sich “streitet”, aber ich achte darauf, dass sein “Nein” akzeptiert wird. Genauso wie ich darauf achte, dass er die Stopps und Neins und hör aufs anderer Kinder akzeptiert. Ausserdem versuche ich, wenn irgendwas in zu lautem Geschrei endet, zu klären was und wer der Ursprung war. Denn mir ist es wichtig, dass Handlungsalternativen gezeigt werden. Immer. So lernt der kleine Mann, dass man Spielzeug nicht einfach weg nimmt sondern a) fragt und b) etwas anderes zum Tausch anbietet. Genauso lernt er auch, wenn sein “Nein” bzw. “Hör auf” nicht akzeptiert wird, weg zu gehen. Keine Alternativen sind hauen, schubsen, beißen. Nur mit nicht und kein haben es Kinder nicht so. Deswegen erzähle ich ihm lieber was er machen kann und darf. 

Natürlich klappt das mal so und mal so. Schließlich ist er noch klein. Aber ich merke immerwieder, wie wichtig mir das ist und wie anstrengend es ist, wenn andere das nicht so sehen. Und auch der kleine Mann zeigt sehr deutlich, mit wem er lieber zusammen ist. 

Kommunikationsblüten: Die Wahrheit

Wir sind bei den Pferden. Der kleine Mann stiefelt durch den Stall und hört das Gespräch zwischen einem Mädchen und ihrem Papa. 
Mädchen: “Stroh”
Papa: “Ja, das ist Stroh für die Pferde.”
Der kleine Mann: “Ne, Heu is des”
Wo er recht hat,…

***

Der kleine Mann hat einen Kapuzenpulli mit Bauchtasche an.
Der kleine Mann: “Schau mal! Eine Tasche!”
Ich: “Ja, was ist da drin?”
Der kleine Mann: “Nix”

***

Beim Wohnwagen Ausbauen hilft der kleine Mann immer fleissig. Während ich im Baumarkt noch ein paar Winkel besorgt habe haben die Männer weiter gewerkelt.
Papa: “Wir haben noch bissl was rausgeschraubt.”
Ich: “Was habt ihr raus geschraubt?”
Der kleine Mann: “Schrauben!”

***

Das Septembermädchen ist wach geworden. Der kleine Mann kommt selbstverständlich mit gucken und begrüßt seine Schwester.
“Hallo Grinsebacke!”

Zu klein

In den letzten Tagen stelle ich immer wieder fest, dass hier so einiges zu klein ist bzw. geworden ist. Nicht beim kleinen Mann. Er hat sein Wachstumsschub eingestellt und wächst nun wieder langsamer. Wir konnten bei ihm ein Wachstum von vier Zentimetern in gut zwei Monaten feststellen. Anstrengend. Für alle. Auch das Septembermädchen wächst. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Schließlich ist sie die Kleine. Ist sie auch noch und wird es auch bleiben.  Aber auch die Kleinen werden groß. Und so wächst sie in die nächste Kleidergröße hinein. Aus dünnen Mützen hinaus und es musste mal ganz dringend eine neue her. Für den Frühlingswind der hier im Garten ab und an ganz schön bläst. Und so entstand in einer Mittagspause, als ausnahmsweise beide Kinder gleichzeitig schliefen, ein kleines gestreiftes Mützchen. Passend zur Augenfarbe. Die je nach Licht alle Blautöne zeigen kann.  

Grasverkostung

Frauen und Karriere

Vor fast einem halben Jahr fand an meiner Hochschule eine Veranstaltung zu diesem Thema statt. Die Professorin, die sie organisierte, lud mich ein dort zu sprechen. Sie bat mich, von meiner Situation zu erzählen und von meinen Karriereplänen, mit Kind. Ich fühlte mich sehr geehrt. Zu diesem Zeitpunkt war das Septembermädchen gerade gut einen Monat alt. Der Termin lag zu einer ungünstigen Zeit am Nachmittag. Ich war die ersten Tage mit zwei Kindern alleine. Ich habe sehr lange hin und her überlegt. Letztendlich habe ich abgesagt. Es wäre mir in dieser Situation zu viel gewesen. Die Frage nach der Karriereplanung und all die Fragen, die diese nach sich zieht, lassen mich (noch) nicht los. Und so werden hier demnächst ein paar Posts zu diesem Thema kommen. Eine Art Themenreihe. 

6 Monate Septembermädchen 

Wow! 6 Monate. Ein halbes Jahr. Die letzten Monate gingen sehr schnell rum. Die letzten verzweifelten Phasen meinerseits a la “das wird ja nie wieder entspannter und sie braucht mich die ganze Zeit und ich will mal wieder freie Abende ohne neben ihr liegen und freie Arme um mal was zu machen” sind vor Weihnachten gewesen. Inzwischen schläft sie mit einer kleinen Mahlzeit sehr schnell um sieben ein. Die Abende gehören in der Regel wieder mir. Sie liegt inzwischen ganz gerne auf der Krabbeldecke oder auf ihrem Fell in der Küche. Dann guckt sie sich alles an, dreht sich ab und zu rum oder spielt mit ihrem Spielzeug, ihren Pullis und Jacken oder schaut sich ihre Hände an. Wenn sie keine Lust mehr hat kann es passieren, dass sie einfach einschläft oder sie fordert ihren Platz auf dem Schoß ein. Insgesamt ist sie eine sehr zufriedene Person. Sie lacht viel und erzählt und quietscht in den höchsten Tönen. Wenn ich oder der kleine Mann sie dann nachmachen freut sie sich und erzählt dann gleich nochmal mehr. Denn kleinen Mann und den Herzensmann himmelt sie an. Beide bekommen das schönste Lächeln überhaupt. Sie freut sich immer, wenn der kleine Mann mit ihr spielen will. Dann legt er sich neben sie hält ihre Hand und erzählt ihr irgendwas. Ab und zu bringt er ihr auch ein Spielzeug vorbei oder zeigt ihr ein Buch “Muck mal Lora”. Sie ist auch “meins Lora Lee”. Da hilft alles nix. Da kann ich noch so oft sagen, dass es unser Septembermädchen ist. “Nee, meins Lora Lee” bekomm ich dann zur Antwort. Große Geschwisterliebe. 

Schon seit einer Weile ist sie sehr neugierig, was wir da am Tisch so machen und was wir immer in unseren Mund rein schieben. So lasse ich sie nun immer mal was kosten. Die letzten Tage war es Kürbis. Die Banane, die ich gegessen habe, wanderte dann plötzlich zum Probieren in ihren Mund. Sie findet das super. Trinken ist auch so eine spannende Sache. Seit dem ich sie mal aus Spaß und Neugierde an meinem Glas trinken ließ, will sie immer trinken, wenn ich ein Glass oder eine Tasse in der Hand halte. Und wehe ich halte die Tasse etwas zu weitweg, so dass sie nicht mehr dran kommt. Dann gibts Ärger. So wird hier ganz gemütlich alles ausprobiert und kennen gelernt. Brei gibt es nicht. Außer es handelt sich um welchen, den ich auch esse. 

Sie ist weiterhin eine kleine zierliche Maus. Die Kleidergröße 68 passt so langsam. 62 reicht noch gut aus. Oft sehe ich Babys die deutlich jünger sind als sie, aber genauso groß. Da sie sich prächtig entwickelt gibt es keinerlei Anlass zur Sorge. Ich bin gespannt wie viel sie wirklich wiegt und wie lang sie ist. Demnächst wird der nächste U-Termin gemacht. Inzwischen warte ich auch schon auf den ersten Zahn. Da lässt sie sich mehr Zeit als der kleine Mann. Das ist in Ordnung. Man merkt auch das er unterwegs sein muss. Mal sehen, wann er sich durch gekämpft hat. 

Ja, 6×4 sind wir schon. Schön das du bei uns bist Septembermädchen. 

Kommunikationsblüten: Februar

“Mama Bauch macht!”
“Was hat der Bauch gemacht?”
“Bauch mrmh macht.”
“Hm, und was sagt der Bauch damit?” “Hunga”

Ich gebe dem kleinen Mann einen Löffel. Auf dem Stiel ist ein Bär drauf.
“Was ist den auf dem Löffel drauf?”
“Nee, leer”

Der kleine Mann rutscht auf Knien durch die Küche.
“Quak quak quak. Bin ich Ente. Quak quak”

In meiner Jackentasche steckte beim heutigen Marktgang noch eine Tüte mit Gummibärchen. Als diese dann alle war gab es dieses kurze Gespräch:
“Momal, Mama?”
“Die sind jetzt alle. Haben wir aufgegessen.”
“Bin ich nich satt!”

Was machen wir heute?

Das war die Frage beim Frühstück. Mein Vati ist gerade zu Besuch. Die Sonne schien. Der kleine Mann darf noch zu Hause bleiben. Er hustet noch sehr. Ansonsten gehts ihm aber schon sehr gut. Wir überlegten ob wir einen kleinen Ausflug machen. Der kleine Mann spielte mit dem LEGO Muldenkipper, den die Männer am Wochenende gebaut hatten. Er machte die Motorklappe und eine Lampe ab und lies ihn ein bisschen fahren. An der Tischkante fiel er runter. Die Ladefläche ging ab. Während ich diese wieder dran machte und wir bezüglich unserer Tagesplanung noch nicht wirklich weiter gekommen waren, sagte der kleine Mann: “Das kitzelt!” Und fängt an zu niesen und zu niesen und zu niesen. Ich wundere mich, schaue auf den Tisch und wundere mich noch mehr. Der kleine Mann niest immer noch. Lag da nicht gerade eben noch so ein kleines LEGO Teil? Ja, lag. Jetzt steckte es in der Nase. Ich fand die ganze Situation ziemlich komisch und musste erstmal lachen. Auch jetzt muss ich beim Gedanken daran lachen. Der kleine Mann fand das irgendwann nicht mehr lustig. Nach dem Kitzeln kommt Drücken. Nase kräftig Putzen half auch nicht. Der kleine Mann war inzwischen verzweifelt und weinte. “Mama ausmachen!” Also erklärte ich ihm, dass wir zum Doktor gehen und der das raus macht. Davor muss ich noch das Septembermädchen anziehen. Das war noch im Schlafanzug. Meine Haare trocknete ich nur leicht. Mütze drüber, wird schon passen. Gegen neun verliesen wir das Haus, das Septembermädchen im Kinderwagen, der kleine Mann auf dem Rücken. Kurz überlegen: wohin eigentlich? Krankenhaus und Notaufnahme? Da wäre ich rein intuitiv zu erst hin. Ist ja ein Notfall. Aber in der Nase. So meinte mein Vati “HNO”. Also zum HNO. Ist von uns auch nicht viel weiter weg. Da lob ich mir die Kleinstadt. Alles da, alles nah.

Beim HNO teilten wir uns auf. Ich ging mit dem kleinen Mann rein, mein Vati und das Septembermädchen machten einen Stadtbummel. Der kleine Mann hatte sich inzwischen beruhigt und kuschelte sich an meinen Rücken. Außerdem genoss er seinen Ausguck. Beim HNO begrüßte uns erstmal eine recht unfreundliche Schwester. Nachdem alles aufgenommen war durften wir ins Wartezimmer. Dort erkundete der kleine Mann direkt die Spielecke. Die restlichen Patienten, fast alle Rentner, im Wartezimmer freuten sich an dem netten kleinen Jungen, verstohlen lächelte man ihn ab und zu an. Nachdem die Spielecke ausgiebig untersucht war und er alles ausprobiert hatte, stiefelte er durchs Wartezimmer. Für kurze Aufmerksamkeit sorgte das Regal mit den Zeitungen, dann wollte man raus. Also gingen wir auf Klosuche, denn etwas zu trinken gab es auch vom Wasserspender. Nachdem ich den kleinen Mann immer wieder ins Wartezimmer gelockt hatte und er partout nicht mehr drin bleiben wollte fragten wir mal nach. Die Schwester von vorher war inzwischen etwas freundlicher. Wir durften direkt vor zu den Stühlen vor dem Behandlungszimmer. Immerhin. Und schwups waren wir auch schon dran. Wir haben kurz erklärt, was zu finden sei. Dann wurde mit der Lampe rein geschaut und raus geholt. Alles ganz schnell und einfach. Gefühlte zwei Minuten. Wahrscheinlich waren es fünf. Also die Behandlung. 10:45 rief ich meinen Vati an. Das wir fertig sind. Noch kurz zur Info: von zu Hause bis zum HNO sind es zehn Minuten, maximal 15. Ja, das heißt 1 1/2 Stunden für ein kleines LEGO Teilchen. 

So war der Vormittag auch rum. Muss man ja mal gemacht haben.