“Ich geb das dann an die Leiterin weiter”

Wieder ein Kongress. Wieder Online. Wieder geht es ums Kind. Und man stellt schnell fest alles hängt mit einander zusammen. Der “Beziehung statt Erziehung” Kongress ist wieder ein wunderbarer Input. Ich picke mir hier und da etwas raus. Schaue mir die Interviews komplett an oder spule vor. So wie es mir passt. Gestern Abend gab es mehrere wunderbare Interviews. Eins davon war das Gespräch mit Hans-Joachim Maaz. Es war wunderbar anregend, informativ und bestärkend. Er sagte unter anderem, das aus psychoanalytischer Sicht Kinder unter drei bei der leiblichen Mutter sein sollen, dann können sie sich am Besten entwickeln. Aussagen wie diese und andere bestärken mich ungemein. Mein Bauch sagt mir das Gleiche und es tut gut es auch von anderen zu hören. Aus diesem Grund ist das Septembermädchen auch wieder zu Hause. Seit Anfang Mai machen wir alles gemeinsam. Ich vermisse es nicht sie jeden Morgen weg zu bringen. Ich habe sie gerne um mich. 

Nicht immer ist alles einfach. Wir lernen noch. Zum Beispiel mein regelmäßiger Putztag. Das Septembermädchen putzt gerne mit. Auch das ist kein Problem. Sie holt sich selbständig einen Lappen und macht ihn nass. Was?! Nass?! Woher hat sie das Wasser? Ich ahne es schnell und finde es nicht mehr ganz so toll, dass sie mir hilft. Sie tapst zum Klo, taucht tief ein und schon hat sie ihren Wischlappen nass gemacht. Also schnell alles halbwegs in Ordnung bringen, Klotür wieder zu und weiter geht’s. Aufräumen, Staubsaugen und auch Bad und Klo sind bald gemacht. Das Wetter ist schön und so kann ich sie in den Garten entlassen, während ich noch schnell wische. Es geht also. Heute haben wir das ganze dann mit zwei Kindern getestet. Auch das geht. 

Zurück zu dem Interview gestern Abend. Eine schöne Formulierung war auch “Kindergärten, die zu pädagogisch sind”. Gleich hatte ich unseren im Kopf. Noch. Denn wir haben einen Neuen gefunden. Ab Juli wird es also wieder spannend. Wird sich etwas ändern? Wie werden wir uns da einfinden? Fragen. Doch ich bin entspannt. Ich habe ein gutes Gefühl und nur das zählt. Bis dahin ist der kleine Mann viel zu Hause. Im Moment sind Kindergartenferien, danach fahren wir in den Urlaub und dann sind es nur noch zwei Wochen. Den Kindergarten vermisst er nicht. Er sagt gerade jeden Morgen, “Ich will nicht in Kindergarten gehen!” Das freie Kinderhaus, wo er ab Juli hin gehen darf, erwähnt er allerdings oft.

Ja, und das beste Beispiel wie Beziehung nicht geht, liefert mir auch unser alter Kindergarten. Beim abgeben der Abmeldung meint die Bezugserzieherin vom kleinen Mann nur: “Ich geb das dann an die Leiterin weiter.” Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 

Schreien, Brüllen, Heulen

Oder wie ein Nachmittag nach dem Kindergarten bei uns aussieht. 

Der kleine Mann geht nun bald drei Monate in den Kindergarten. Seit dem haben wir uns viel mit diversen Themen rund um das Thema Kindergarten, Bildung, Pädagogik und Schule beschäftigt. Der eine Grund, warum ich mit dem Kindergarten nicht so zu frieden bin, ist der Kindergarten an sich. Aber auch das Verhalten am Nachmittag vom kleinen Mann und die Reaktionen von anderen Familien, wenn ich darüber geredet habe, haben mich sehr stutzig und nachdenklich gemacht. 

Natürlich ist nicht jeder Nachmittag gleich, aber es gibt ein Verhalten, dass immer da ist, wenn der kleine Mann im Kindergarten war. Sind wir alleine essen wir erstmal Mittag und mache dann eine Mittagspause. Irgendwann in dieser Phase kommt meist der erste Ausbruch. In der Regel läuft es so ab: ich bitte ihn schon mal aufs Klo zu gehen/ein Buch aus zusuchen/ sich ins Bett zu legen, er möchte irgendwas ganz anderes, ich erkläre ihm, dass nach der Mittagspause Zeit dafür ist, wir die Pause im Bett verbringen und ein Buch lesen. Entweder er flippt an diesem Punkt schon völlig aus oder erst, wenn ich ihm sage im Bett ruhig liegen zu bleiben. Das  Ausflippen sieht dann so aus, dass er brüllt, heult und schreit. Er ist dann nicht mehr ansprechbar und entwickelt die unterschiedlichsten Wünsche. Diese Ausbrüche dauern zwischen 10 Minuten und 1 Stunde. Inzwischen weiß ich, dass ich nur zu hören muss, dass er so seinen Stress abbaut. Trotzdem ist es anstrengend. Es zieht Energie und am Ende tut ihm der Hals und mir die Ohren weh. Gut ist, dass bei diesem Ausbruch das Septbermädchen Mittagsschlaf macht und ich so ganz bei ihm sein kann. 

Sind wir am Nachmittag zu Hause, spielen beide mehr oder weniger gut zusammen. Oft gibt es dann die Situationen in denen das Septembermädchen mit irgendetwas spielt und der kleine Mann es ihr aus der Hand reißt. Nichts ungewöhnliches in dem Alter, doch wir hatten und haben die Regel erst darum bitten, etwas zum Tausch anbieten und wenn alles nichts hilft, mich fragen. Das hat vor dem Kindergartenstart sehr gut funktioniert. 

Auch ein Phänomen, welches seit dem Kindergarten da ist: Es geht nichts mehr. Wenn wir raus gehen wollen, kann er sich nicht mehr anziehen. Wenn er irgendetwas aus einem anderen Zimmer braucht, muss ich mit gehen, an der Hand. Ich soll bitte wieder mit ihm aufs Klo gehen und und und. Wenn ich dann, aus welchen Gründen auch immer, einmal nicht mit gehen möchte fängt er an zu weinen, zu quengeln bis ich irgendwann genervt mit gehe. Ja, genervt, denn es ist unglaublich anstrengend. Ich weiß, warum er so reagiert und warum er diese Fürsorge braucht. Denn er verbraucht seine gesamte Energie im Kindergarten. Zu Hause muss er auftanken und wenn der Nachmittag nicht reicht, geht es nachts weiter. 

Sind wir am Nachmittag unterwegs oder haben Freunde zu Besuch ist der kleine Mann abgelenkt. Dann geht es solange gut, bis irgendetwas nicht so läuft, wie er es möchte. Ob drei einem Spaziergang jemand anderes zu erst auf die Ampel gedrückt hat, die Spielkameraden etwas anderes spielen wollen als er oder oder oder. Dann rastet er aus. Richtig. Ich versuche dann, ihn raus zunehmen, ihm eine kurze Pause zu verschaffen, doch das ist nicht so leicht, denn er will ja weiter spielen. 

Insgesamt sind es nicht unbedingt entspannte Nachmittage. Natürlich habe ich mich dann mit anderen Müttern unterhalten, denn die Frage “wie geht es den im Kindergarten?” kam regelmäßig. Von den meisten Müttern kamen dann Reaktionen wie “ja das ist genau das, was mich mit meinen Jungs immer stört” oder “ja meiner ist Nachmittags auch so fertig und geht ja nun schon länger in den Kindergarten” oder “ja die Kindergarteneingewöhnung ist heftig, bei uns war es auch sehr anstrengend. Bestimmt drei bis vier Monate lang”. Und ich frage mich dann, Warum? Warum machen alle da mit? Warum tun wir das unseren Kindern an? Wenn etwas uns so stressen würde, dann würde doch jeder Erwachsene es sich nochmal überlegen und ganz sicher etwas ändern. Doch unsere Kinder müssen da durch. Die müssen ja lernen, dass es nicht immer nur spielen und entspannt ist. Die müssen ja auch aufs Leben vorbereitet werden und was weiß ich. Müssen sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Sicher bin ich mir nur, dass ich es nicht gut finde meinem Kind und uns als Familie das an zu tun. 

Es ist nicht Klammern oder nicht loslassen können 

Vor einer Weile bekam ich eine liebe E-Mail von einer sehr guten und langjährigen Freundin. Ich freue mich immer sehr, wenn ich etwas persönliches höre, denn leider ist der Kontakt zu einigen Freunden recht spärlich geworden. Sicher aus unterschiedlichen Gründen und nicht mit Absicht, sondern aus einem reichen Alltag heraus und einer großen räumlichen Entfernung. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern um etwas, was meine Freundin in ihrer E-Mail schrieb und mich lange beschäftigte. Es ging um das Loslassen, sein Kind abgeben, weggeben und bei dem Kind sein. Nur ein Nebensatz, keine Wertung oder irgendwas in die Richtung, sondern eine Feststellung bzw. Beobachtung meiner Freundin meines Verhaltens. Ihr schien es, dass ich beim kleinen Mann weniger loslassen konnte, als beim Septembermädchen. 

Dazu möchte ich etwas ausholen. Denn die Frage ist, was bedeutet loslassen. Heißt es wirklich, dass man sein Kind abgeben kann, dass man das Kind recht früh in andere Arme gibt, dass man sich räumlich von dem Kind trennen kann. Wenn ja, dann heißt es im Umkehrschluss, wer das nicht kann klammert an seinem Kind, kann es nicht loslassen. Und damit macht die gesellschaftliche Norm einem Glauben, dass man seinem Kind schadet. Doch ist das wirklich so? Worum geht es eigentlich? Ums loslassen? 

Als der kleine Mann geboren wurde, handelte ich aus dem Bauch heraus. Ich hatte keine Ahnung. Ich habe ihn getragen, gestillt und er hat bei uns im Bett geschlafen. So war es praktisch und gemütlich. Meine Hebamme erzählte uns in den ersten Tagen von windelfrei, da ich ihr erklärte: “er ist so unruhig, ich glaub der muss aufs Klo”. Wir haben uns lange im Wochenbett verkrümmelt, nach vier Tagen ist er mal kurz in ein anderes Zimmer mit gekommen. Langsam ging es für ihn in eine aufregende neue Welt. Als nach ungefähr sechs Wochen meine Eltern zu Besuch kamen, war meine Mutter die erste “fremde” Person, die ihn auf den Arm nahm. Bis dahin war er in den Armen des Herzensmannes und mir unterwegs. Ab und an merkte ich vor allem von älteren Freunden, die keine Kinder hatten, dass ich da ja schon etwas komisch wäre. Ich würde Klammern. Doch dieses Gefühl hatte ich nicht. Ich wusste, da ist ein kleiner Mensch zu uns gekommen und wir dürfen ihn begleiten, ihm einen sanften Start ins Leben geben. Ich versuchte auf meinen Bauch zu hören und ihm seine Bedürfnisse zu stillen. Mehr braucht es nicht. Und so, machten wir uns als Familie auf unseren Weg, zu einem bedürfnissorientiertem Umgang. Dazu gehört eine gute Bindung und Beziehung. Die Bindung wird in der Regel in den ersten innigen Monaten geschaffen. An der Beziehung muss man arbeiten. Jeden Tag. Das ist nicht leicht, denn es heißt vor allem sich selber in Frage zustellen und zu reflektieren. Wir sehen unsere Kinder nicht als unfertige Menschen, die wir formen und gestalten können. Sie sind, wie sie sind, genau richtig. Wir geben ihnen Raum zum Entfalten und Entwickeln. Ein bisschen wie bei einem Schmetterling. Er ist in seinem Kokon fertig, schlüpft und entfaltet langsam seine Flügel. Bei uns Menschen dauert das Entfalten nur viel länger.

Zurück zum Loslassen. Irgendwann beginnt das Kind sich zu bewegen und die Welt erkunden. Hier zeigt sich, sehr gut,ob man loslassen kann. Denn das Kind beginnt nun mehr und mehr sich von der Mutter/dem Vater weg zu bewegen. Erst robbend, dann krabbelnd und irgendwann laufend. Es wird auf Hindernisse stoßen und mögliche Gefahrenquellen. Da ist die Leiter zum Hochbett des Bruders, die Kellertreppe, der Ofen und vieles mehr. Das Kind, wenn es eine gute Bindung hat, vertraut sich selbst und testet aus. Wie weit kann ich gehen? Wie weit traue ich mich? Hier muss nun die Mutter/der Vater loslassen und vertrauen. Wenn dieses Vertrauen da ist, geht das Kind sehr bald eigene Wege und weiß “Da ist immer jemand da”. 

Es ist also kein Klammern, wenn ich meine anderthalb Jahre alte Tochter bei der Tagesmutter wieder abmelde, weil ich merke, dass wir noch nicht so weit sind. Es ist kein Klammern, wenn ich meinen dreijährigen Sohn in den Schlaf begleite und ihm die Hand halte, weil ich weiß, das er dieses Bedürfnis hat. 

Und ich weiß, dass ich loslassen kann. Sonst wäre meine Tochter nicht sämtliche Leitern und Treppen hoch geklettert und in einem Affenzahn rückwärts runter gerutscht, bevor sie laufen konnte. Sonst würde ich nicht so gelassen und entspannt neben dem Spielplatz sitzen, wenn der kleine Mann auf der Spitze des Kletterturms sitzt. Ich würde meine Kinder nicht bei einer Freundin einfach in den Garten lassen, ohne das ich diesen auch nur annähernd überblicken kann. Ich lasse sie los und lasse sie frei, ihre Wege zu gehen. Dabei habe ich Vertrauen in meine Kinder und in ihre Fähigkeiten. Ich weiß, dass sie sehr wohl einschätzen können, was sie schaffen und was nicht. Und sie wissen, ich bin im Zweifelsfall da. Es ist also Bindung und Beziehung und eine extra Portion Vertrauen. 

Eine Geschichte aus dem Kindergarten

Der kleine Mann kommt aus dem Kindergarten. Bereits beim Abholen sah ich, dass ein Kind Geburtstag hatte. Ich schließe aus den Kerzen auf dem Tisch, dass es sechs Jahre alt geworden ist. Wissen tu ich es nicht. Letztendlich ist es für diese Geschichte egal. Zu Hause erzählt mir der kleine Mann vom Geburtstag des Jungen, vom Geburtstagslied und -kuchen. Und dann fällt der Satz: Der R. hat heute Geburtstag und hat ein neues Handy bekommen. 

What?!

Kurz fühle ich mich im falschen Film. Ich frage noch etwas nach. Ob es ein Handy ist wie Mama und Papa haben. Ja. Hat er es mit gehabt? Nein. Wozu braucht er den ein Handy? Zum Polizei anrufen. 

Alles klar, denk ich mir. Soweit sind wir nun schon. Ein weiteres Puzzle in meinem Gedankenwirrwar rund um Kindergarten, Schule, Gesellschaft, Entwicklung des Kindes. Da passt es ja gut, dass ich in “Wie Kinder heute wachsen” gerade das Kapitel zu Kinderentwicklung und Computern lese. 

Und falls ich irgendwann meine Gedanken zu dem Thema Kindergarten und Schule sortiert habe, berichte ich auch noch davon. Bis dahin gibt es wahrscheinlich nur Frühlingsplüsch. 

Das Septembermädchen spricht

Ja
Nein

Tüss – Tschüss

Bagga – Bagger

Ato – Auto

Bai – Bär

Baj – Ball

Sisitz – Sitz/ Stuhl

Bidde – Bitte

Dann

Mann

Ababa – kleine Mann/Mama/alle anderen Menschen

Dacke – Danke

Nane – Banane

Biwi – Kiwi

Baba – Papa

Wauwau

Mau – Katze

Wawauf – Maulwurf

Gag – Keks

Ga/gag/ag – Ente/Gans

Und viele viele mehr. 

Kommunikationsblüten

“Du sollst mir helfen aufklappen!” “Aber das kannst du schon, oder? Du bist doch schon groß.” “Neee, ich kann nur die Sachen, die ich kann!”

Nach dem Baden, der kleine Mann ist gewaschen, auch die Haare, sogar mit Shampoo, was er überhaupt nicht leiden kann. “Papa ich hab eine Idee, was wir machen könnten.” “Was denn?” “Wir könnten die Seife verschlampern.”

Wir fahren im Auto und kommen an verschiedenen Bauernhöfen vorbei. 
Kleiner Mann: “Papa, auf welchem Bauernhof hast du gewohnt, als du ein Bauer warst?” 
Herzensmann: “Auf einem kleinen Grünen.”
KM: “Hast du auch Kühe?”
HM: “Ja, vier Kühe und fünf Schafe.”
KM: “Hattest du auch eine Melkmaschine?”
HM: “Nee, für die vier Kühe brauch ich keine Melkmaschine.”
KM: “Eine Hand?”
HM: “Ja genau.”
KM: “Und ein Eimer!” “Als ich ein Bauer war, Papa, da hatte ich einen großen Bauernhof und eine Melkmaschine. Hattest du auch eine Scheune?”
HM: “Ja, eine kleine Scheune”
KM: “Ich hatte eine große Scheune.”
HM: “Und was stand da drin?”
KM: “Ganz viele Traktoren und Anhänger!”

Sonnenschein und Regenwetter

Das Septembermädchen…

… läuft durch die ganze Wohnung und freut sich.

… bringt aus der Kinderküche einen Topf/eine Kuchenform mit Bausteinen oder ähnlichem drin, macht “mnjam, mnjam, mnjam”, bringt es einem und sagt “bidde” oder “da” und reicht es einem. 

… freut sich sehr, wenn sie den kleinen Mann sieht und er Mittags wieder da ist. 

… sucht sich Dosen und Deckel und macht sie zu, meistens hat sie auch etwas versteckt. 

… nimmt sich Bücher, guckt sie sich an und erzählt. 

… stapelt Ringe auf den Stab und klatscht in die Hände, wenn es funktioniert hat. 

… kommt einfach so und verteilt Küsse.

… zwickt einen und sagt dabei “Aua”.

… dreht sich im Kreis und wippt bei jeder Musik mit. 

… wirft sich auf den Boden, wenn ihr was nicht passt. 

… schreit und quietscht, wenn irgendetwas nicht so will wie sie. 

… bekommt einen Tobsuchtsanfall, wenn der Papa nachts zu ihr geht, um sie zu trösten.

… ist immer in Bewegung und hat eine enorme Ausdauer.

… macht einfach ihr eigenes Ding!

… ist unglaublich cool und süß!

… ist bald 1 1/2 Jahre alt.

Helau! 

Auch bei uns hat der Fasching Einzug gehalten. Heute wurde im Kindergarten gefeiert, mit Singen, Spielen und Süßigkeiten. Wie es sich gehört. Und natürlich auch mit Verkleiden. Ich halte es da recht einfach. Am Besten und am Liebsten sind mir Verkleidungen die schon im Haus sind. Oder nur durch ein kleines Detail ergänzt werden müssen. So ging der kleine Mann als Bauarbeiter. Mit echter Bauarbeiterhose, Warnweste und ganz wichtig Bauarbeiterhelm. Und als er sich heute Morgen anzog, kam der Wunsch auf, dass das Septembermädchen sich auch verkleiden soll. Gesagt getan. Da sie schon zwei kleine Zöpfe hätte würde sie ganz schnell und einfach mit zwei unterschiedlichen Stulpen und einem Kleid zu Pippi Langstrumpf. Den kleinen Mann hat es sehr gefreut.  

 

Wir haben ein Kindergartenkind

Drei Mal war der kleine Mann nun im Kindergarten. Noch bin ich mit dabei. Noch ist es nicht der volle Tag. Der kleine Mann ist begeistert. Er möchte nicht nach Hause gehen und hat heute schon gefragt, wann er wieder in den Kindergarten gehen darf. So weit, so gut. 

Doch ich habe Bauchschmerzen. Ich habe es mir Ende letzten Jahres nicht leicht gemacht, welcher Kindergarten der richtige wäre. Ich habe Listen geschrieben, abgewogen, hin und her überlegt und noch einmal alles überdacht, bis ich dann die Entscheidung traf. Ja, ich, natürlich im Einvernehmen mit dem Herzensmann, aber am Ende werde ich ihn hauptsächlich bringen und holen und die tausend Kleinigkeiten, die mit dem Kindergarten zusammenhängen, erledigen. Und nun zweifle ich an meiner Entscheidung. Warum? Weil ich das, was ich im Kindergarten erlebe und sehe nicht gut finde. Ja, ich habe bis jetzt nur kleine Momente gesehen, aber in denen Frage ich mich ständig: What? 

Der aller erste Tag. Eine Stunde Kindergarten am Nachmittag. Wir kommen an, werden begrüßt und der kleine Mann bekommt sein Fach gezeigt. Dann geht es in den Gruppenraum. Die Erzieherin zeigt dem kleinen Mann alles. Ich halte mich im Hintergrund bzw. das Septembermädchen davon ab sämtliche Kleinteile auszuräumen. Ich bekomme mit, wie der kleine Mann ein paar Bauteile zu einer Krone zusammen steckt. Dann wird er weiter geführt zum Nächsten, kaum ist er da fertig geht es wieder weiter und so weiter. In der Puppenecke entdeckt er dann den anderen Gruppenraum. Also wird dieser gezeigt. Ich freue mich, denn es wird auf das Kind eingegangen. Inzwischen ist die Stunde fast rum. Die anderen Kinder ziehen sich bereits an, da kommt der kleine Mann mit der Erzieherin wieder. Ich merke wie der kleine Mann stockt als er sieht, das die anderen Kinder sich anziehen. Die Erzieherin erklärt ihm “Ich zeige dir jetzt noch wo das Klo und unser Malraum ist.” Und abziehen sie, ich frage mich: Hä? Er wird doch noch genug Zeit in den nächsten Tagen haben alles zu erkunden. Außerdem stelle ich fest, das keinerlei Interaktion mit den anderen Kindern statt fand. Kein Hallo, das ist der kleine Mann und ist jetzt auch hier in der Gruppe. Nichts. Ich denke mir na gut, vielleicht morgen Vormittag, wenn alle Kinder da sind. 

Nein. Es gibt keine kleine Vorstellung. Auch nicht an irgendeinem anderen Tag. Ich bin froh, das der kleine Mann die zwei Kinder von der Tagesmutter kennt und sie mit in die Gruppe gehen. Am zweiten Tag erlebe ich schlecht gelaunte Erzieherinnen, die motzig mit den Kindern um gehen, einen durch getackteten Tagesablauf in dem kaum Zeit für freies Spielen und entdecken ist. Mir fallen die Kindergesichter auf, die alle recht resigniert aussehen. Glücklich sieht anders aus. Und ich frage mich beim Singen, ob wir hier in der Schule sind. 

Am dritten Tag gehe ich zwischendurch mit dem Septembermädchen raus. Ich hatte das bereits vorher mit dem kleinen Mann besprochen. Alles war gut. Als ich wieder kam, wurde ein Buch angeschaut. Ich dachte, wie schön, das ist ja gemütlich. Und stellte mir kurz vor wie alle auf den Matratzen in der Puppenecke sitzen und gemeinsam ein Buch lesen. Doch schnell holte mich die Realität ein. Die Kinder saßen in zwei Reihen. Die vordere auf Stühlen, die hintere auf den Tischen. Davor stand wie in der Schule die Erzieherin mit dem Buch in der Hand. Die Kinder saßen andächtig da und ihre Gesichtsausdrücke erinnerten mich an die vielen Bilder von Kindern vor dem Fernseher. Als ich die Tür öffnete bekam ich noch den Satz der Erzieherin mit. “Und das Buch das ich euch heute gezeigt habe, heißt xyz.” Großes “Hä?” bei mir. 

Ich frage mich, ob ich dieses System Kindergarten wirklich für mein Kind will. Ob ich möchte, dass mein drei jähriges Kind so einen Alltag braucht. Ob er diesen Druck braucht sich da anzupassen, die vielen kleinen Regeln zu beachten und einzuhalten. Und ich frage mich, wie lange ich ihn da hinbringen kann, denn ich fühle mich nicht wohl damit. Gleichzeitig würde ich ihn sehr verletzen, wenn ich ihn wieder rausnehme. So hoffe ich, das nach der ersten Zeit die Begeisterung abflacht oder sich ein anderer Weg zeigt. Oder wir ankommen. Vor allem ich.

Großgrundbesitzer

Wir sind unter die Großgrundbesitzer gegangen. Zumindest der kleine Mann. Er bekam zum Geburtstag einen Traktor mit Anhänger geschenkt. Passend zu den Tieren aus Holz. Nun fehlte nur noch der Hof dazu. Seit heute gibt es eine tolle Scheune. Und regelmäßig die Frage: “Kannst du noch mit mir mit dem Bauernhof spielen, Mama?”

   
   
Das ist schon eine tolle Scheune. Die Wiese für die Tiere hat im Laufe des Tages auch noch Gras und einen Muscheltrog bekommen. Ab und zu sind sie ausgerissen oder mussten schlafen. Schlecht geht es ihnen auf keinen Fall und langweilig kann ihnen auch nicht werden, bei der Artenmischung auf einer Weide.