Geborgen

Du hustest. Immer und immer wieder. Dein Schlaf ist unruhig. Regelmäßig hören wir dich weinen. Nur Kurz. Ausdruck deines Leidens. Als ich zu dir komme, mit Salbe am Finger, wirst du ruhiger. Du spürst die Liebe und Fürsorge. Es stört dich nicht, dass ich dir die Brust eincreme. Dankbarkeit kommt von dir. Ein erleichterter kleiner Seufzer. 

Viel bringt sie heute nicht, die Salbe. Immerzu musst du Husten. Dein Schlaf ist leicht. Ich merke bei meinem nächsten Besuch, dass deine Nase zu ist. Wieder hole ich eine Salbe. Wieder bist du ruhig. Lässt dich anfassen, im Halbschlaf, schläfst dann gleich weiter. 

Auch beim dritten Mal bist du ganz ruhig. Ich gebe dir etwas Hustensaft. Ich richte dich auf. Halte den Löffel in deinen geöffneten Mund. Du schmeckst. Legst dich hin. Schläfst weiter. Kein Weinen oder Geschrei. Obwohl du sonst nachts alles verweigerst. Heute darf ich dich im Schlaf stören. Doch selbst der Hustensaft bringt nicht viel Erleichterung. Irgendwann reicht es dir. Du brichst in Tränen aus. Leiden. Willst nur deinen Schlaf. 

Ich nehme dich auf meinen Arm. Ruhe. Kein Husten. Kein Weinen. Du lehnst dich an. Geborgen. So sitzen wir eine Weile da. Du schläfst  ruhig. Ich genieße den Moment. Sauge ihn auf. Speichere ihn für Später. 

Geborgen. 

Dünn, dünner, zu dünn

Im Freundeskreis, beim Müttertreff oder im Mutter-Kind-Café, überall wo ich auf Mütter treffe, begegnet mir auch dieses leidige Thema. Abnehmen nach der Schwangerschaft. Aber nicht nur da trifft man die “abnehmende-Gesellschaft”. Überall trifft man Weight watchers, light Produkte und Diätempfehlungen. Alles schreit nach dünner, schlanker. Doch wer legt fest, dass Frau schlank sein muss? Und wann ist Frau schlank genug? Ich frage mich, was ist den ein oder zwei Kilos mehr als, was eigentlich? Idealgewicht? Wunschgewicht? Am meisten beschäftigt mich natürlich der ganze Abnahmewahn postpartum. Denn die paar Kilos, die Frau noch mehr drauf hat, sind gar nicht so schlecht angelegt. In stressigen Zeiten, wenn das Baby krank ist, der eigene Körper mehr braucht, greift der Körper auf die Reserve zurück. Schlecht wenn dann keine da ist. Folgende Situation kann man sich doch gut vorstellen. Das Baby, sagen wir ca. ein 3/4 Jahr alt, wird krank. Es verweigert nun sämtliche Beikost. Muss also wieder voll gestillt werden. Das allein ist bei einem so großen und mobilen Kind schon viel “Arbeit”. Nun wird zusätzlich die Mutter vom Kind angesteckt. Muss nun sich und das Baby versorgen und wieder gesund werden. Gut, wenn da der Körper eine kleine Reserve hat. Die Situation trat bei uns letztes Wochenende ein. Nur, ich habe keine kleine Reserve. Hinzu kam, Appetitlosigkeit, da irgendwas mit Magen-Darm. Nach dem ich halbwegs wieder hergestellt war, bekam ich Angst. Angst, wenn ich in den Spiegel schaue. Ich schäme mich fast für meinen Körper. Auch der große Mann sorgt sich. Beobachtet das ich esse. Das tu ich. Gut und eigentlich ständig. Ich wäre selig über ein/zwei Kilos mehr, über ein bisschen Reserve. Gerade als Mutter. Wer weiß den schon, wann die nächste Durststrecke kommt. Gespräche mit Bekannten, die so laufen will man erst recht nicht hören und führen.

Sie:”Stillen Sie noch?”
Ich:”Ja, nicht voll. Aber doch den Großteil.”
Sie:”Sie müssen aber schon auf sich aufpassen.”
“…”

Äh danke. Weiß ich selber. Und ich kann es nicht mehr hören. Dieses “ich hab noch ein kleines Bäuchlein zuviel”-Gerede. Seit froh darüber. Denn mit zu wenig lebt es sich auch nicht gut.

Armer Papa!

Mein Sohn ist im Moment ein Muttersöhnchen. Eigentlich kein Problem. Denn ich bin normalerweise die Hauptbetreuungsperson, so das es nicht einmal aufgefallen wäre. Aber nun sind wir nicht mehr alleine zu zweit. Nicht mehr der kleine Mann und ich. Wir sind jetzt für eine kurze besondere Zeit zu dritt. Jeden Tag. Und da fällt es auf. Denn der Papa möchte die Zeit intensiv mit seinem Sohn verbringen. Die Mama entlasten. Denn Alltag mit Kind er-leben. Meistens funktioniert das auch ganz gut. Ich übe mich im Abgeben. Die Männer können sich ihre eigenen Rituale, Wege für die verschieden Aktionen suchen. Doch immer wieder sagt der kleine Mann: Hey, so nicht. Jetzt reicht’s, ich will meine Mama. Situationen, die eigentlich überhaupt kein Problem sind. Zu Hause, am Wochenende, auch schon nur von den beiden gemeistert wurden.
Einschlafen zum Beispiel geht gar nicht mit Papa. Da wird ein Theater gemacht und geschrien. Kaum aus zuhalten. Besonders, wenn ich im Nebenzimmer sitze und das Theater schnell beenden kann. Komme ich dann ins Zimmer wird erstmal gegrinst. Dann ein bisschen weiter Theater gemacht, weil ich ihn nicht schnell genug auf den Arm nehme. Ist er dann bei mir, ist alles gut. Er grinst den Papa an und freut sich. Je nach Situation auch meistens relativ schnell eingeschlafen. Für den großen Mann ist das so gar nicht leicht. Denn es ist oft nicht nur das Einschlafen ein Problem. Auch über den Tag verteilt gibt es immer wieder Situationen, in denen er partout nicht bei ihm sein möchte. Das ist für das Papa-Ego ganz schön schwer aus zuhalten. Inzwischen geht es besser. Er kann auch mal drüber Lächeln. Aber eigentlich macht es ihn traurig. Denn er hat einen hohen Papa-Anspruch an sich selber.
Ich konnte ihm versichern, dass es in ein paar Jahren ganz anders sein wird. Schließlich ist er ja noch ein Baby. Mit diesem Wissen lässt sich das aushalten. Gerade so. Einen kleinen Stich in der Herzgegend wird es sicher trotzdem geben.