Geborgen

Du hustest. Immer und immer wieder. Dein Schlaf ist unruhig. Regelmäßig hören wir dich weinen. Nur Kurz. Ausdruck deines Leidens. Als ich zu dir komme, mit Salbe am Finger, wirst du ruhiger. Du spürst die Liebe und Fürsorge. Es stört dich nicht, dass ich dir die Brust eincreme. Dankbarkeit kommt von dir. Ein erleichterter kleiner Seufzer. 

Viel bringt sie heute nicht, die Salbe. Immerzu musst du Husten. Dein Schlaf ist leicht. Ich merke bei meinem nächsten Besuch, dass deine Nase zu ist. Wieder hole ich eine Salbe. Wieder bist du ruhig. Lässt dich anfassen, im Halbschlaf, schläfst dann gleich weiter. 

Auch beim dritten Mal bist du ganz ruhig. Ich gebe dir etwas Hustensaft. Ich richte dich auf. Halte den Löffel in deinen geöffneten Mund. Du schmeckst. Legst dich hin. Schläfst weiter. Kein Weinen oder Geschrei. Obwohl du sonst nachts alles verweigerst. Heute darf ich dich im Schlaf stören. Doch selbst der Hustensaft bringt nicht viel Erleichterung. Irgendwann reicht es dir. Du brichst in Tränen aus. Leiden. Willst nur deinen Schlaf. 

Ich nehme dich auf meinen Arm. Ruhe. Kein Husten. Kein Weinen. Du lehnst dich an. Geborgen. So sitzen wir eine Weile da. Du schläfst  ruhig. Ich genieße den Moment. Sauge ihn auf. Speichere ihn für Später. 

Geborgen. 

Was für ‘ne Woche…

… Und es ist erst Halbzeit.

Hier geht es gerade drunter und drüber. Viel zu viel zu tun. Die Tage sind zu kurz. Die Luft und Energie raus. Weggepustet vom Herbstwind, der hier Blatt für Blatt die Bäume leer putzt. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Welche der Ereignisse zuerst. Welche Aufgabe hat Priorität. Wie so immer kam alles auf einmal. Montag. Fangen wir also an. Ein bisschen aufräumen, Laub fegen, Ordnung schaffen. Wenigstens im Kopf.

Das Wochenende war schön. Angefüllt mit vielen schönen Momenten. Es war das erste Mama-ohne-Kind Wochenende. Zumindest Tagsüber. Ich habe es mit Singen verbracht. Viel singen. Von Morgens bis abends. Und lachen. Am Sonntag kam auch noch lieber Besuch vorbei. Patentante und Trauzeuge. Lange nicht gesehen. So dachte ich erst spät, sehr spät an die kommende Woche mit allem was da kommen würde. Ein Abgabetermin einer Gruppenarbeit. Das mit Freude erwartete Familientreffen in der Nähe der Hauptstadt. Zwei Termine bzw. Ereignisse, die ein bisschen Stress verursachen. Aber schönen Stress. Eigentlich. Nur hatte ich bis Sonntag Abend immer noch nichts von der Kommilitonin erhalten. Nichts woran man weiter arbeiten könnte. Ausgemacht war Donnerstag, spätestens Freitag. Na gut. Mal sehen was Montag bringt. Dann entscheiden wie weiter.

Ja Montag. Der Tag aller Tage. Zumindest diese Woche. So einiges kam da auf uns zu. Unter anderem der Hausarbeitsentwurf. Naja. Nicht so das was ich erwartet habe. Aber wie jetzt weiter machen, ohne den Gruppenmitgliedern zu sehr vor den Bug zufahren. Gar nicht so schwierig. Komplett umschreiben, eine. Lösung, aber damit würde ich riskieren, mindestens eine der Kommilitoninnen ziemlich zu verletzen. Also doch keine Lösung. Irgend wie raus aus der Gruppe und selber schreiben, die andere. Aber innerhalb einer Woche? Echt jetzt? Das ist ganz schön knapp und extrem viel Stress. Aber die einzige Lösung, die für mich irgendwie geht. Also ran, die Mittagspause und Abendstunden nutzen, während der kleine Mann schläft. So halbwegs zumindestens. Wenn er nicht ständig von einem Hustenanfall wach geschüttelt werden würde. Ja da hat sich ein ganz schöner Husten entwickelt so von Mittagsschlaf bis zum Abend. Beim Rumtoben merkt man es ihm gar nicht an. Die Erkältung. Er wird nur etwas eher müde als sonst. Und da ein Patient bekanntlich kein Patient ist kommt noch einer dazu. Der große Mann. Er ging mit leichten Halsschmerzen auf Arbeit. Kommt eher nach Hause und geht direkt ins Bett. Das heißt bei ihm schon so einiges. Also kümmern.

Am Dienstag ging es zwischen Vorlesungen zum Arzt. Abklären lassen, dass sonst alles in Ordnung ist. Bei beiden. Da es beim kleinen Mann auch das erste Mal ist, dass er so krank ist, hab ich noch keine Mittelchen im Haus. Kein Schema F, was erstmal angewendet werden kann. Und da am Montagabend auch noch kräftig Feedback (in der wortwörtlichsten Übersetzung) gegeben wurde, War ich doch etwas besorgt. Wie gesagt, er ist das erste Mal so stark erkältet. Neben Vorlesungen hören, Hausarbeit schreiben, Tag organisieren und Kind von A nach B bringen, musste auch noch der Rasen ein letztes Mal gemäht werden. Die Vermieterin sitzt mir da zumindest gedanklich im Nacken. Außerdem war noch ein mal schönes Herbstwetter und es war regen angesagt. Am Ende vom Tag (zum Glück werden die Tage jetzt wieder kürzer, da kam es eher) war ich leer. Nur das Stresslevel, das war Rand voll.

Heute war alles immer noch viel. Denn die Hausarbeit schreibt sich nur halb so gut von der Hand, wie ich gehofft hatte. Und eigentlich wollten wir ja morgen Abend schon weg fahren. Verschieben wir das auf Freitag. Ist zwar ein bisschen anstrengender dann, aber ich brauch den Abend mehr Zeit. Unbedingt. Erst beim Abendbrot rückt der große Mann heraus mit der Nachricht. Er fährt nicht mit. Das schafft er nicht. Ich muss mir andere Verkehrsmittel suchen. Alleine mit Kind die lange Fahrt, das mach ich nicht. Doch einen ganzen Tag im Zug? Hab ich auch nicht so wirklich Lust drauf. Fliegen? Zu teuer so kurzfristig. Schweren Herzens sage ich ab. Merke, nachdem die Traurigkeit etwas nachlässt, wie mir etwas leichter wird. Der Stress weniger wird. Ein bisschen. Den Erkältung ist immer noch zu Besuch. Der Husten kommt immer noch in kräftigen Schüben, bei denen ich nicht immer weiß, ob er sich nicht irgendwie noch verschluckt. Es klingt schlimm. Auch die Hausarbeit muss weiterhin beendet werden. Doch ich habe jetzt wenigstens einen halben Tag mehr Zeit. Und ein freies Wochenende danach. Naja frei. Die nächsten Referate und Hausarbeiten stehen schon an. Abgabetermine schon fett im Kalender eingetragen. Das Studium hat mich zurück. Die ersten entspannten Wochen sind rum. Nun wird gearbeitet. Wenn der kleine Mann schläft.