Gesprächsfetzen

Im Kaufhaus.

Ich: “Haben Sie hier ein Kunden-WC?”
Sie: “Ja, natürlich.” schaut sich suchend im Raum um “Wollen Sie stillen?”
Ich: “Nein, er muss mal aufs Klo.”
Sie: “Ach, ich dachte der ist noch so klein.”
Ich: ???

Hä? Ja, er ist vier Monate alt. Und? Der muss trotzdem aufs Klo. Was rein geht muss schließlich auch wieder raus. Zumindest zum Teil. Ich habe es aus Zeitgründen (der kleine Mann musste dringend) und aus persönlichen Gründen unterlassen, die Frau auf zu klären. Ich finde Windelfrei super. Keine Frage. Aber das ständige erklären und teilweise rechtfertigen nervt und ist anstrengend. Also erkläre und erzähle ich es nicht jedem, sondern nehme es als gegeben und selbstverständlich hin. Auch die schrägen Blicke, die ich ernte, wenn ich den kleinen Mann draußen an einem Baum/Busch/etc. abhalte nerven. Ein Kind muss nunmal aus Klo. Öfters als Erwachsene. Außerdem kann es noch nicht so lange anhalten, wenn es muss. Ist schließlich keine Quälerei, wenn man sich erleichtert, oder?

Windelfrei!

Seit ein paar Tagen ist es nun so weit. Tagsüber ist der kleine Mann Windelfrei! Ich habe mich getraut. Mit dieser Hose fast kein Problem. Nur wenn wir spazieren gehen mache ich ihm zur Sicherheit noch eine Windel um. Noch ist es zu kalt, um ihn draußen ab zuhalten. Doch bald kommt der Frühling und es wird wärmer. Dann kann ich auch die weglassen.

Jetzt geht alles wunderbar schnell. Pannen gab es noch keine. Aus dem einfachen Grund: ich halte ihn ab, wenn ich denke er muss. Überlege nicht lange rum. Scheue die Arbeit nicht mehr ihn aus und ein zu packen. Denn es ist keine! Knöpfe auf. Abhalten. Knöpfe wieder zu. Fertig! Wenn er dann doch nicht Musste, kein Problem. Weiter spielen. Welt entdecken. Kein langes Windel aus, Windel wieder an. Oder doch noch etwas warten? Er könnte ja dann eventuell in den nächsten fünf Minuten. Also noch warten. Nach einer Weile und erneutem “Falsch” abhalten: Anziehen, wieder gemütlich machen. Kurze Zeit danach war a) die Windel nass oder b) er musste und ich bin mit ihm wieder los getigert. So lief es vorher oft ab. Das war mir manchmal auch zuviel und ich lies ihn in die Windel pullern. Vor allem wenn ich irgendwas machen wollte. Einfache und simple Dinge wie Mittagessen vorbereiten und essen.

Der kleine Mann freut sich über die neue Bewegungsfreiheit. Nun wurschtelt er auch auf seiner Spieldecke im Wohnzimmer gemütlich vor sich hin. Das hat er so ausgiebig und mit Freude bis jetzt nur auf dem Wickeltisch gemacht. Fröhliche Quietscher stößt er dabei aus. Plaudert vor sich hin. Erzählt lange Geschichten. Ganz zufrieden mit sich und seiner kleinen Welt, die immer größer wird

der kleine Mann auf dem "Klo"Der kleine Mann auf dem “Klo”

Windelfrei – So ging es weiter

Nach dem wir so überraschend gut gestartet waren. Die Windeln nur noch nassen Inhalt hatten. Verschob ich nichts auf den Frühling, sondern fing doch gleich “richtig” an. Ich achtete sehr genau auf den kleinen Mann. Wenn ich das Gefühl hatte, dass er mal Muss, hab ich ihn abgehalten. Manchmal hat es gestimmt und manchmal nicht. Es passierte relativ oft, dass ich ihn abgehalten habe, er aber nicht musste. Oft verbrachte ich auch eine ganze Weile mit ihm im Bad auf dem Wickeltisch. Dort kann ich ihn unten nackig lassen. Mit dem Heizstrahler ist es warm genug. Ich habe ihn dann gut beobachtet. Konnte feststellen, dass er immer aufgeregt wird wenn er pullern muss. Wenn ich ihn dann abhielt hat er gepullert und war zufrieden. Langsam bekam ich seinen Rhythmus und seine Signale mit. Schaffte es auch, ihn zum richtigen Moment ab zuhalten, ohne das er vorher nackig war. Und so gab es erfolgreiche und weniger erfolgreiche Tage. Der Windelberg wuchs langsamer. Die Abstände zwischen zwei Windelwäschen wurden größer. So auch die Abstände zwischen den “Klogängen” des kleinen Mannes. Eines Nachts war dann die Windel trocken. Das hieß zehn Stunden nicht gepullert und gekackert. Er schlief einfach durch. Ich war erstaunt, begeistert und stolz. Denn es blieb kein Einzelfall. Auch die Nächte drauf waren trocken.

Inzwischen haben wir auch die nächste Etappe erfolgreich gemeistert. Länger mit dem kleinen Mann unterwegs sein. Natürlich bekommt er eine Windel an. Sicher ist sicher. Aber stolz war ich trotzdem, als wir das erste Mal unterwegs waren und keine frische Windel gebraucht hatten. Im Café gab es eine Wickelmöglichkeit. Wenn ich gemerkt habe, dass er muss, bin ich mit ihm dahin und aufs Klo. Die Windel wieder drum und weiter heiße Schokolade schlürfen und plaudern. Nicht immer klappt es so gut. Die Windeln werden ab und zu noch nass. Aber eben nur noch ab und zu. Das ist auch völlig in Ordnung. Noch finde ich es auch zu kalt, ihm unten nur Unterhose, Strumpfhose und Hose an zu ziehen. Da wärmt so eine Wollwindelhose viel besser. Hält Bauch, Nieren und Po schön kuschelig warm. Das ist der eine Grund. Der Zweite: Ich bin unsicher. Traue mich nicht die Windel ganz weg zulassen. Auch Nachts nicht. Obwohl er schon bald zwei Wochen Nachts trocken ist. Vielleicht bald. Ich möchte zumindest Nachts bald in Angriff nehmen. Mich trauen. Für tagsüber ohne Windel warte ich noch auf den Frühling. Bis es wärmer wird.

Entwicklungsschritte

Es ist so spannend dem kleinen Mann beim Großwerden zu zusehen. Jeden Tag gibt es neue Fortschritte, Entwicklungen, Veränderungen. Doch heute sind mir mehrere Fortschritte aufgefallen. Alle machen mich so stolz, als wären es meine eigenen Errungenschaften.
Der Tagesrhythmus festigt sich von Tag zu Tag. Mit zwei langen Schlafphasen Tagsüber und dem entsprechend drei Wachphasen. Diese sind schon zwei bis teilweise vier Stunden lang. Das Einschlafen hat heute superschnell funktioniert. Es ist also kurz vor zehn seine Bettgehzeit. Na, wer bis halb sechs Mittagsschlaf macht, geht halt später ins Bett.
Ein weiterer Fortschritt, ist das Kopf hoch halten in Bauchlage. Das klappt von Tag zu Tag besser. Heute schon richtig lange mit Kopf hin und her drehen. Mann ist ja neugierig.
Am meisten stolz macht mich folgende Begebenheit. Wir sind gerade dabei den kleinen ins Bett zu bringen. Zum Ritual gehört erst das Tagesgeschehen erzählen und dann noch das Einschlaflied. Während wir erzählen, guckt mich der kleine Mann erwartungsvoll an, spuckt den Nuckel aus und sagt ‘ngr, ngr’. Ich überlege ‘muss er jetzt aufs Klo?’ In dem selben Moment fragt mich der große Mann: ‘Muss der mal?’ Wir halten ihn ab. Schaden tut es nicht. Auch wenn er nicht muss. Doch siehe da: Er muss! Ohne langes Warten und so weiter, pullert er munter drauf los. Er hat das erste Mal direkt mit uns so deutlich kommuniziert, dass er aufs Klo muss. Ich bin stolz wie Bolle. Mein Sohn, noch keine zwei Monate alt, sagt mir das er aufs Klo muss.
Ich sag nur ein toller Tag. In diesem Sinne: Gute Nacht!

Windelfrei – Phase I

Eigentlich wollte ich windelfrei wie folgt ausprobieren. Die ersten zwei drei Monate ganz normal Wickeln. Den kleinen Mann beobachten und seine Eigenheiten kennen lernen. Warum erst noch warten? Aus dem einfachen Grund: unsere Wohnung ist relativ kalt. Doch für den Anfang ist es praktisch das Kind fast nackig zu haben. Wenigstens den Po. Um dann ganz schnell reagieren zu können. Wie immer ist so ein Plan schön. Aber es kommt doch meistens anders. So auch diesmal.
In der ersten Lebenswoche des kleinen Mannes hatten wir das Gefühl, dass er richtige Probleme beim K*ckern hat. Unsere Hebamme gab uns den Tip in abzuhalten. Da würde es ihm sicher leichter fallen. Als sie uns die Halteposition vorführte ging es bei dem kleinen Mann sofort los. Voller Erfolg. Die Hebamme war auch begeistert. Schließlich klappt so eine Vorführung nicht immer so gut. Seitdem wurde das Abhalten zum Kac*ern bei uns zur Routine. Das Ergebnis: der kleine Mann macht sein großes Geschäft nicht in die Windel. Seit der ersten Lebenswoche. Okay von dem ein oder anderen ‘Explosionspups’ mal abgesehen. Wir sind auf jeden Fall stolz.

Windelfrei – der Anfang

Zum ersten Mal von Windelfreiheit habe ich von meiner Mutter erfahren. Sie erzählte mir folgende Geschichte. Die Tochter ihrer Cousine hatte einen Sohn bekommen. Während eines Konzertes in dem die Tochter mit sang passte die Mutter auf ihren Enkel auf. Der war mit wenigen Monaten windelfrei. Bei einem bestimmten Signal seinerseits musste er abgehalten werden. Die Mutter kannte das Signal. Doch trotzdem ging was in die Hose. Erst nach ein paar Mal Babysitten passierte kein Missgeschick mehr. Die Mutter kannte das Signal dann so gut. Ich war erst mal irritiert. Dachte das geht ja nicht. Wiedermal irgend so ein Hokuspokus von dem meine Mutter erzählt. Während meiner Schwangerschaft bekam ich das Buch weiter gereicht. Als Bücherwurm kommt kein Buch ungelesen an mir vorbei. So auch dieses nicht. Was soll ich sagen. Von der Idee war ich begeistert. Wollte es auf jeden Fall ausprobieren. Die Motive sind verschiedene. Zum Einen eine gute Kommunikation mit meinem Kind und das Eingehen auf alle seine Bedürfnisse. Aber auch Umweltaspekte. Schließlich produziert man mit Wegwerfwindeln eine ganze Menge Müll und für Stoffwindeln konnte ich mich am Anfang meiner Schwangerschaft nicht so wirklich begeistern.

Doch wie funktioniert Windelfreiheit? Was sind die Ideen dahinter? Das Grundprinzip ist: Das Kind zeigt alle seine Bedürfnisse an. Es gibt Signale. So wie beim Hunger haben oder Müde sein, zeigt es auch: “Ich Muss mal”. Wenn das Kind also Windel frei aufwächst wurde auf alle seine Bedürfnisse Rücksicht genommen. Es entsteht eine engere Bindung zwischen Mutter/Vater und Kind aufgrund der besseren Kommunikation. Ich als Eltern muss mehr auf mein Baby achten. Kann es nicht einfach “in die Ecke” legen. Es hat ja Windeln an, braucht mich nicht. Ein weiterer Aspekt ist, das Babys in der Lage sind die Schließmuskel zu kontrollieren. Zu warten bis es Pullern und Kackern darf. Mit Wegwerfwindeln und der Möglichkeit immer alles laufen zu lassen verlernt das Baby diese Kontrolle. Es muss später diese wieder mühsam erlernen. Also warum erst etwas abgewöhnen, was später wieder erlernt werden muss. Im Prinzip ist es also ganz einfach. Man achtet auf die Signale. Wenn man denkt jetzt muss das Baby, dann wird es über einen Topf, Eimer, Waschbecken oder ähnliches gehalten. Zur Unterstützung kann mann Schlüssellaute einsetzten. So lernt das Kind nach einer Weile: “Wenn ich in der Abhalte Position bin und der Laut kommt kann ich Pullern oder Kackern”.

Ich habe nach der Lektüre beschlossen, wenn es Frühling wird, es wärmer ist leg ich los. Vorher werde ich mein Kind beobachten und schon mal seinen Rhythmus kennen lernen. Wie es bei uns mit dem Windelfreien Aufwachsen so läuft und was bisher geschah werde ich hier immer mal festhalten.