Samstag 28. März 2020

Ich wache auf und wunder mich. Es ist hell und still. Sehr still! Wer Kinder hat weiß, dass da meistens was im Busch ist, oder wie in dem Fall im Kinderzimmer. Gemeinsam sitzen sie über dem IPad. Ich habe damit ein Problem. Nicht wegen dem IPad und Medien und so, sondern weil sie es sic von meinem Schreibtisch genommen haben. Mein Schreibtisch. Mein Bereich. Da geht es nur mit Fragen hin. Naja, wir üben noch.

Dann ziehe ich mich schnell an, denn der Blick auf die Uhr zeigt 8:00. Ich möchte schnell zum Wochenmarkt. Wir brauchen unsere wöchentliche Grossration Obst und Gemüse und ich möchte zeitig durch sein, damit nicht zu viele Leute da sind. Es klappt gut und alle Marktbesucher sind sehr diszipliniert und halten Abstand, nehmen Rücksicht. Ich treffe eine Freundin, wir plaudern kurz. Auf dem Markt bekomme ich alles. Ein kurzer Stop am Reformhaus. Wir brauchen dringend Spülmaschinentabs und die, die wir immer nehmen sind schon länger beim Edeka ausverkauft. Auf dem Heimweg fahre ich noch beim Bäcker vorbei. Einem richtigen Bäcker, der noch hinten in seiner Backstube backt. Da nur vier Personen im Laden sein dürfen, warte ich mit anderen Kunden mit Abstand kurz auf dem Fußweg. Es geht trotzdem schnell und die Verkäuferinnen freuen sich über jeden freundlichen Kunden und das wir zu ihnen kommen.

Voll bepackt, alles drin!

Voll bepackt komme ich wieder zu Hause an. Dann wird erstmal gefrühstückt. Mit Brötchen und Rührei. Lecker! Der Tagesplan steht auch schon fest. Wir fahren zu unserem neuen Lebensort die Sonne genießen und ein bisschen werkeln. Als Mittag wollen wir eine Suppe über dem Feuer kochen. So bereite ich schon das Gemüse vor und wir nehmen es klein geschnitten in einer Dose mit. Da beim letzten Mal kochen überm Feuer unser Rost sich unter der Hitze durch gebogen hat, beschließt der Herzensmann, dass eine Feuerstelle mit Dreibein her muss. Dafür und für unser Klohaus benötigen wir noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Baumarkt. Auf dem Weg machen wir einen Stopp. Der Herzensmann geht hinein. Ich warte mit den Kindern im Auto.

Die Feuerstelle wird aus gemessen.

Am Lebensort angekommen, legen wir auch gleich los. Erstmal die Steine hin legen und den äußeren Radius markieren. Dann muss alles eine Ziegelstein Tiefe ausgehoben werden und dann die Steine reingelegt werden. Klingt simpel, dauert aber eine Weile. Die Zwischenräume können mit Kies oder anderem losen Material aufgefüllt werden. Wir verwenden was Vorort vorhanden ist. Darum gibt es noch eine kleine Ziegel Zertrümmerung. Kaputte Dachziegel haben wir nämlich genügend.

Dachziegel zerschlagen macht allen Spaß.

Währenddessen kümmer ich mich noch ein bisschen um mein Gewächshaus. Aus alten Brettern habe ich die Beetumrandung gebaut. Nun wird es mit Häckseln, Hasen- und Hühnermist und Komposterde aufgefüllt. Außerdem Säge ich noch ein bisschen Baumschnitt klein. Bis jetzt eine Never-Ending-Story. Es liegt auch noch einiges rum, aber bis im nächsten Winter wieder geschnitten wird, habe ich es sicher geschafft.

Für Grabe-Faule: mein Gewächshaus-Beet

Und dann ist es endlich so weit. Die Feuerstelle kann eingeweiht werden. Der Dreibein ist fertig und wir können endlich Suppe kochen. Ganz ehrlich, es wurde auch Zeit, 15:00 ist doch etwas spät fürs Mittag. Darum sind wir alle hungrig und es bleibt kein Tropfen Suppe übrig. An der Feuerstelle möchte der Herzensmann beim nächsten Mal noch bisschen optisch designen. Aber funktionieren tut sie gut.

Kochen über der neuen Feuerstelle.

Und dann kruschteln wir noch ein bisschen rum. Werkeln hier und da. Und schwups ist der Tag wieder rum. Eine wichtige Aufgabe steht noch auf dem Programm. Wir müssen noch die Tiere der Waldorfschule des Dezemberjungen versorgen. Das erledigen wir auf dem Rückweg. Zuhause gehen die Kinder in die Badewanne und wir bereiten Abendbrot zu. Und dann geht es sicher schnell ins Bett, nach so viel frischer Luft. Hoffe ich wenigstens.

Alle führen ein Tier, nur ich darf Fotos machen.

Kurz vor acht

“Ich würde gern mal wieder Ausschlafen und dann Spaß haben. Statt dessen versuche ich ohne Schlaf Spaß zu haben.” Ich.

Es ist kurz vor acht. Beinah hätte ich jemanden angerufen. Aber es ist kurz vor acht. An einem Samstag. Gut das ich nochmal auf die Uhr gesehen habe. So zeitig ruf ich am Wochenende nirgendwo an. Lieber würde ich um die Zeit schlafen. Oder langsam aufwachen. Nach einer entspannten Nacht ausgeruht in einen neuen Tag starten. Der neue Tag begann um sechs. Unausgeruht. Die Nacht war, wie alle Nächte, durchwachsen. Und ich hab nach einer Stunde Gequietsche vom Septembermädchen Ohrensausen. Irgendwann zwischen sechs und sieben kommt auch der kleine Mann. Er fragt ob er Bagger gucken kann. Im Minuten Abstand. Die Bagger schlafen noch. Unsere Antwort. Ja am Wochenende werden die Baggervideos auf Youtube angesehen. Für eine Viertelstunde länger im Bett liegen macht man doch so einiges. Der Frage “Bagga wach?” kann der Herzensmann dann nichts mehr entgegensetzen. Das Septembermädchen quietscht und beschwert sich. Sie möchte auch mit gucken. Ich versuche sie abzulenken. Mit ihr zu spielen. Vergeblich. Am liebsten würde ich den Kopf unters Kissen stecken und weiter schlafen. Die Augen sind eh auf Halbmast. Irgendwann die erlösende Frage vom kleinen Mann. Er möchte Frühstück. In der Zwischenzeit hat auch das Septembermädchen wieder etwas zu essen bekommen und schläft darüber ein. Ruhe. Kurz vor acht. Später wollen wir klettern gehen. Ich muss aufpassen. Nicht das ich einschlafe und aus der Wand falle. Wird schon. Wie die letzten Tage auch. Wie heißt es nicht so schön “Das Muntersein kommt mit dem Wachsein” oder so ähnlich.

Samstag

Eigentlich sollte der Samstag ganz anders los gehen. Schon in der Nacht beschloss ich, während ich neben dem Septembermädchen wach lag, in die Hochschule zu fahren. Schreiben ohne gestört zu werden. Das war der Plan. Ja, war. 6:15 war das Septembermädchen dann wach. Ich nicht. Der Herzensmann wanderte zum kleinen Mann, damit dieser noch ein bisschen weiter schlafen würde. Nach einer Weile wurde es dem Mädchen neben mir etwas langweilig. Wir gingen aufs Klo. Während dessen wachte der kleine Mann richtig auf und musste zu seiner Schwester. Ja, das Erste was er fragt ist “Lora gucken!” Naja befiehlt trifft es wohl eher. Also zogen beide Männer in Schlafzimmer um. Es folgte kuscheln und Bagger gucken und Stillen und Buch angucken. Wahrscheinlich war das Buch schuld. Man braucht ja immer einen Schuldigen und in dem Fall trat die geplante Wirkung ein. Hundertprozent. Es handelt sich bei dem Buch um “Mein wunderbarer Wohnwagen”. Ein Buch zum Träumen, Ideen holen und Lust machen. Inzwischen war es acht und ich bekam Hunger. Also beschloss ich mal langsam aufzustehen – wenn man seit kurz nach sechs wach im Bett liegt trifft die Formulierung mal langsam auch schon für um acht zu – und zum Bäcker zu gehen. Inzwischen hat auch der kleine Mann Hunger und möchte Rosinen in einer Schüssel. Also erst ihn schnell anziehen und mit ein paar Rosinen glücklich machen. Dann ziehe ich mich an. Wollte der kleine Mann vorher nicht mit zum Bäcker, will er jetzt, da er mich angezogen sieht, natürlich mit. Also kommt er mit. Wie jedes Wochenende möchte er “eine Brezel baufen”. 9:12 können wir dann endlich frühstücken. Inzwischen hab ich mich von der Hochschule verabschiedet und beschließe die Zeit zum Arbeiten zu nutzen, wenn die Männer einkaufen gehen. Frühstück dauert ewig, wenn man nebenbei dem kleinen Mann noch Brötchen schmiert und ein unruhiges Septembermädchen auf dem Schoß hat. Sie möchte am liebsten alles mit essen. So wurde sie dann mit ein bisschen Obst ruhig gestellt. Irgendwann nach zehn hatten wir es geschafft. Alle waren satt. Der kleine Mann stiefelte aufs Klo. Dann wurde das Septembermädchen müde. Nachdem der Versuch sie in den Kinderwagen zu legen und einschlafen zu lassen scheiterte, stillte ich sie zum beruhigen. Der Herzensmann und der kleine Mann kuschelten sich mit aufs Sofa und stöberten nochmal durch das Wohnwagen-Buch. Der Herzensmann schlug vor, dass wir ja mal ein oder zwei Wohnwagen am Wochenende ansehen könnten. Um mal zu sehen, wie sich Anzeige und Realität vereinbaren lassen. Da es inzwischen nach 11 war verabschiedete ich mich von meinen Samstagsvorsätzen. Wir guckten uns nochmal die Wohnwagen an und suchten uns zwei aus, die uns gefielen und in der Nähe lagen. 

Der kleine Mann war schon ganz aufgeregt und wollte unbedingt Wohnwagen angucken und im Wohnwagen schlafen. Wir erklärten ihm gefühlte tausendmal, dass er im Auto schlafen darf und wir uns den Wohnwagen erstmal nur ansehen werden. Inzwischen hatten wir für den Nachmittag zwei Besichtigungen ausgemacht. Damit wir entspannt hin fahren konnten machten wir ein einfaches Mittag. Vorher ging ich mit dem kleinen Mann noch schnell einkaufen. Damit das auch erledigt ist. Nach dem Mittag ging es los. Erst nach Heilbronn. Irgendwann unterwegs schliefen beide Kinder ein. Es dauerte eine Weile. Doch so ein brummender Motor ist unschlagbar. 

Angekommen schauten wir uns erst alleine den Wohnwagen an. Nach einer kurzen Weile war der kleine Mann aufgewacht. Er saß aufgeregt in seinem Sitz und freute sich. Als ich ihn raus holte, wollte er direkt zum Wohnwagen. Ganz schnell änderte sich dann seine Stimmung. Irgendwas war ihm ungeheuer. Er wollte direkt aus dem Wohnwagen wieder raus. Draußen sagte er mir dann “Mama weiter gehn”. Auf dem Hof standen noch zwei weitere Wohnwagen, die ich mir mit ihm von außen ansah, während der Herzensmann das eigentliche Objekt der Begierde noch weiter unter die Lupe nahm. Wir entdeckten noch ein Bagger und es gab noch ein paar Kekse am Auto. Inzwischen war auch das Septemermädchen wach und freute sich, als ich zu ihr rein sah. 

Nach einer guten halben Stunde fuhren wir weiter nach Neckarsulm, wo der zweite Wohnwagen stand. Der kleine Mann war auf der Fahrt leicht verwirrt und wollte das wir umdrehen. Schließlich standen auf dem Hof noch zwei Wohnwagen. Doch als wir dann neben dem zweiten Wohnwagen parkten war alles wieder okay. Er sah ihn und sagte “den nehmen”. Na wir schauen ihn erstmal an. “Unsa Wohnwagen werden.” Wir schauten uns den Wohnwagen an. Der Besitzer erklärte uns alles. Der kleine Mann sprang inzwischen auf dem Bett herum. Wir waren alle sehr angetan von dem Wohnwagen. Doch die obligatorische Nacht drüber schlafen wollten wir schon. Als wir los fahren ist der kleine Mann sehr verwirrt. “Papa Anhänga vagessen!” Wir erklären ihm, dass wir noch mal eine Nacht drüber schlafen werden. Dass wir auch erst Geld holen müssen, um dann den Wohnwagen zu kaufen. “Papa Geld holen. Mann beben.” “Unsa Wohnwagen.” So ging es die Fahrt über. Wir stoppten noch kurz in Ludwigsburg und schauten von außen die Arbeit des Herzensmannes an. 

Abends zu Hause tobte er noch eine Weile durch die Wohnung. Da war noch zu viel Aufregung und Energie in ihm. Wir brauchten uns nicht wirklich lange drüber unterhalten, denn wir fanden ihn beide gut. Wir können ein bisschen dran basteln, aber wenn wir wollen auch gleich eine Probetour an einem Wochenende machen. Also so ziemlich perfekt. 

Sonntag

Der Sonntag startete ähnlich wie der Samstag. Als die Männer dann wieder im großen Bett lagen, fragte der kleine Mann uns: “Geld holen. Wohnwagen baufen?” Ja, wir werden den Wohnwagen kaufen. Am Vormittag nach dem Frühstück riefen wir den Besitzer an. Er freute sich auch, dass wir den Wagen nehmen. Der kleine Mann ist ganz aufgeregt. Er fragt immer wieder nach unserem Wohnwagen. Möchte Bilder sehen und ihn am liebsten direkt abholen. Am Dienstag dann. So schnell kann es gehen. 

Manchmal kommt alles anders, als man denkt oder plant. Es war ein schöner Samstag. Gemütlich und aufregend. Und irgendwann wird die Bachelorarbeit auch geschrieben sein. Wenn der erste Zahn durch ist, ich wieder ein bisschen mehr Ruhe habe und vielleicht ist es ja ganz gut, dass jetzt Osterferien sind. Mal sehen ob das Nachbarsmädchen da ist. Jetzt haben wir erstmal einen Wohnwagen.