Samstag

Eigentlich sollte der Samstag ganz anders los gehen. Schon in der Nacht beschloss ich, während ich neben dem Septembermädchen wach lag, in die Hochschule zu fahren. Schreiben ohne gestört zu werden. Das war der Plan. Ja, war. 6:15 war das Septembermädchen dann wach. Ich nicht. Der Herzensmann wanderte zum kleinen Mann, damit dieser noch ein bisschen weiter schlafen würde. Nach einer Weile wurde es dem Mädchen neben mir etwas langweilig. Wir gingen aufs Klo. Während dessen wachte der kleine Mann richtig auf und musste zu seiner Schwester. Ja, das Erste was er fragt ist “Lora gucken!” Naja befiehlt trifft es wohl eher. Also zogen beide Männer in Schlafzimmer um. Es folgte kuscheln und Bagger gucken und Stillen und Buch angucken. Wahrscheinlich war das Buch schuld. Man braucht ja immer einen Schuldigen und in dem Fall trat die geplante Wirkung ein. Hundertprozent. Es handelt sich bei dem Buch um “Mein wunderbarer Wohnwagen”. Ein Buch zum Träumen, Ideen holen und Lust machen. Inzwischen war es acht und ich bekam Hunger. Also beschloss ich mal langsam aufzustehen – wenn man seit kurz nach sechs wach im Bett liegt trifft die Formulierung mal langsam auch schon für um acht zu – und zum Bäcker zu gehen. Inzwischen hat auch der kleine Mann Hunger und möchte Rosinen in einer Schüssel. Also erst ihn schnell anziehen und mit ein paar Rosinen glücklich machen. Dann ziehe ich mich an. Wollte der kleine Mann vorher nicht mit zum Bäcker, will er jetzt, da er mich angezogen sieht, natürlich mit. Also kommt er mit. Wie jedes Wochenende möchte er “eine Brezel baufen”. 9:12 können wir dann endlich frühstücken. Inzwischen hab ich mich von der Hochschule verabschiedet und beschließe die Zeit zum Arbeiten zu nutzen, wenn die Männer einkaufen gehen. Frühstück dauert ewig, wenn man nebenbei dem kleinen Mann noch Brötchen schmiert und ein unruhiges Septembermädchen auf dem Schoß hat. Sie möchte am liebsten alles mit essen. So wurde sie dann mit ein bisschen Obst ruhig gestellt. Irgendwann nach zehn hatten wir es geschafft. Alle waren satt. Der kleine Mann stiefelte aufs Klo. Dann wurde das Septembermädchen müde. Nachdem der Versuch sie in den Kinderwagen zu legen und einschlafen zu lassen scheiterte, stillte ich sie zum beruhigen. Der Herzensmann und der kleine Mann kuschelten sich mit aufs Sofa und stöberten nochmal durch das Wohnwagen-Buch. Der Herzensmann schlug vor, dass wir ja mal ein oder zwei Wohnwagen am Wochenende ansehen könnten. Um mal zu sehen, wie sich Anzeige und Realität vereinbaren lassen. Da es inzwischen nach 11 war verabschiedete ich mich von meinen Samstagsvorsätzen. Wir guckten uns nochmal die Wohnwagen an und suchten uns zwei aus, die uns gefielen und in der Nähe lagen. 

Der kleine Mann war schon ganz aufgeregt und wollte unbedingt Wohnwagen angucken und im Wohnwagen schlafen. Wir erklärten ihm gefühlte tausendmal, dass er im Auto schlafen darf und wir uns den Wohnwagen erstmal nur ansehen werden. Inzwischen hatten wir für den Nachmittag zwei Besichtigungen ausgemacht. Damit wir entspannt hin fahren konnten machten wir ein einfaches Mittag. Vorher ging ich mit dem kleinen Mann noch schnell einkaufen. Damit das auch erledigt ist. Nach dem Mittag ging es los. Erst nach Heilbronn. Irgendwann unterwegs schliefen beide Kinder ein. Es dauerte eine Weile. Doch so ein brummender Motor ist unschlagbar. 

Angekommen schauten wir uns erst alleine den Wohnwagen an. Nach einer kurzen Weile war der kleine Mann aufgewacht. Er saß aufgeregt in seinem Sitz und freute sich. Als ich ihn raus holte, wollte er direkt zum Wohnwagen. Ganz schnell änderte sich dann seine Stimmung. Irgendwas war ihm ungeheuer. Er wollte direkt aus dem Wohnwagen wieder raus. Draußen sagte er mir dann “Mama weiter gehn”. Auf dem Hof standen noch zwei weitere Wohnwagen, die ich mir mit ihm von außen ansah, während der Herzensmann das eigentliche Objekt der Begierde noch weiter unter die Lupe nahm. Wir entdeckten noch ein Bagger und es gab noch ein paar Kekse am Auto. Inzwischen war auch das Septemermädchen wach und freute sich, als ich zu ihr rein sah. 

Nach einer guten halben Stunde fuhren wir weiter nach Neckarsulm, wo der zweite Wohnwagen stand. Der kleine Mann war auf der Fahrt leicht verwirrt und wollte das wir umdrehen. Schließlich standen auf dem Hof noch zwei Wohnwagen. Doch als wir dann neben dem zweiten Wohnwagen parkten war alles wieder okay. Er sah ihn und sagte “den nehmen”. Na wir schauen ihn erstmal an. “Unsa Wohnwagen werden.” Wir schauten uns den Wohnwagen an. Der Besitzer erklärte uns alles. Der kleine Mann sprang inzwischen auf dem Bett herum. Wir waren alle sehr angetan von dem Wohnwagen. Doch die obligatorische Nacht drüber schlafen wollten wir schon. Als wir los fahren ist der kleine Mann sehr verwirrt. “Papa Anhänga vagessen!” Wir erklären ihm, dass wir noch mal eine Nacht drüber schlafen werden. Dass wir auch erst Geld holen müssen, um dann den Wohnwagen zu kaufen. “Papa Geld holen. Mann beben.” “Unsa Wohnwagen.” So ging es die Fahrt über. Wir stoppten noch kurz in Ludwigsburg und schauten von außen die Arbeit des Herzensmannes an. 

Abends zu Hause tobte er noch eine Weile durch die Wohnung. Da war noch zu viel Aufregung und Energie in ihm. Wir brauchten uns nicht wirklich lange drüber unterhalten, denn wir fanden ihn beide gut. Wir können ein bisschen dran basteln, aber wenn wir wollen auch gleich eine Probetour an einem Wochenende machen. Also so ziemlich perfekt. 

Sonntag

Der Sonntag startete ähnlich wie der Samstag. Als die Männer dann wieder im großen Bett lagen, fragte der kleine Mann uns: “Geld holen. Wohnwagen baufen?” Ja, wir werden den Wohnwagen kaufen. Am Vormittag nach dem Frühstück riefen wir den Besitzer an. Er freute sich auch, dass wir den Wagen nehmen. Der kleine Mann ist ganz aufgeregt. Er fragt immer wieder nach unserem Wohnwagen. Möchte Bilder sehen und ihn am liebsten direkt abholen. Am Dienstag dann. So schnell kann es gehen. 

Manchmal kommt alles anders, als man denkt oder plant. Es war ein schöner Samstag. Gemütlich und aufregend. Und irgendwann wird die Bachelorarbeit auch geschrieben sein. Wenn der erste Zahn durch ist, ich wieder ein bisschen mehr Ruhe habe und vielleicht ist es ja ganz gut, dass jetzt Osterferien sind. Mal sehen ob das Nachbarsmädchen da ist. Jetzt haben wir erstmal einen Wohnwagen. 

In kleinen Schritten

Langsam geht es voran. Seit gestern ist die Bachelorarbeit offiziell angemeldet. Die Zettel sind abgegeben. Nun sind es drei Monate. Versuchen möchte ich eher fertig zu sein. Ein Urlaub Anfang Juni ist schon geplant. Vielleicht schaffe ich es bis dahin auch die Verteidigung gehalten zu haben. Ein großes Ziel. Doch wer weiß. Jeden Tag ein bisschen. Viel ist es nicht was an Zeit für die Schreiberei bleibt. Doch ich bin froh, wenn ich jeden Vormittag ein Stündchen schreiben kann. Ja, mehr ist es oft nicht. Abends bin ich momentan zu müde. Kann mich kaum noch konzentrieren. So richtig krank sind wir hier nicht. Aber auch nicht richtig gesund. Das merkt man schnell. Die abendlichen Stunden mit dem Herzensmann, auch wenn es oft nur gemeinsam auf dem Sofa sitzen ist, sind schön und kostbar und viel zu kurz. Sie geben Kraft für den nächsten Tag. Besonders, wenn man weiß, dass er beruflich immer mal wieder weg muss. Die letzten Wochen immer ein, zwei Nächte. Die nächste Woche komplett. So bin ich dankbar über die Vormittagsstunden, über kleine Schritte, über ein paar Sätze, vielleicht auch eine halbe Seite. Am Abend immer zufrieden, wenn ich geschrieben habe, egal wie viel.

Hier so

Seit Montag ist hier wieder Alltag Alltag. Die Elternzeit des Herzensmanns ist rum. Am Wochenende hatte ich schon ein bisschen Bammel. Ich mein nach sechs Wochen gemeinsam alles schmeißen und Zeit haben für Schreibtisch Arbeit. Da kann man schon mal einen Dämpfer bekommen, wenn alles an einem hängt und die Schreibtischzeit auf Schlafphasen reduziert wird. Nach den ersten Tagen bin ich entspannt. Ich schaffe doch etwas. Das Septembermädchen schläft Vormittags ein bisschen. Abends bin ich dank Mittagsschlaf noch so fit, dass ich mich an den Schreibtisch setzen kann. So habe ich heute wieder einen kleinen Teil abarbeiten können. Ich bin ganz stolz. Trotzdem habe ich mich noch einmal rückgemeldet. Werde noch ein Semester Studentin sein. Denn der Februar ist kurz und auch der Januar war schnell rum. Durch meine zwei letzten Prüfungen und die Vorbereitung waren wieder zwei Wochen zum Bachelorarbeit schreiben weg. Ja so ist’s. Manchmal bekomm ich die Krise, hab das Gefühl die Zeit läuft davon, nichts passiert oder wird fertig. Doch jetzt läuft es gut. Nicht so schnell, aber es läuft. Das ist wichtig. Eine Fahrt im Bummelzug kann ja auch ganz schön sein und ans Ziel kommt man auf jeden Fall.