Frauen und Karriere

Vor fast einem halben Jahr fand an meiner Hochschule eine Veranstaltung zu diesem Thema statt. Die Professorin, die sie organisierte, lud mich ein dort zu sprechen. Sie bat mich, von meiner Situation zu erzählen und von meinen Karriereplänen, mit Kind. Ich fühlte mich sehr geehrt. Zu diesem Zeitpunkt war das Septembermädchen gerade gut einen Monat alt. Der Termin lag zu einer ungünstigen Zeit am Nachmittag. Ich war die ersten Tage mit zwei Kindern alleine. Ich habe sehr lange hin und her überlegt. Letztendlich habe ich abgesagt. Es wäre mir in dieser Situation zu viel gewesen. Die Frage nach der Karriereplanung und all die Fragen, die diese nach sich zieht, lassen mich (noch) nicht los. Und so werden hier demnächst ein paar Posts zu diesem Thema kommen. Eine Art Themenreihe. 

Warum ich mich für eine Hausgeburt entschieden habe

Alles begann vor ungefähr 2 1/2 Jahren. Ich war mit dem kleinen Mann schwanger. Am Anfang ging ich ganz normal wie fast jede Frau zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Irgendwann beschäftigte ich mich dann auch mit Geburt und ganz wichtig Geburtsort. Aber eigentlich stand für mich das Thema nie in Frage. Meine Kinder kommen zu Hause auf die Welt. Dort wo ich mich wohl fühle, geborgen bin. So machte ich mich auf die Suche nach einer Hebamme und wurde fündig. Ich fasste schon bei unserem ersten Termin Vertrauen. Wusste ganz instinktiv, das sie die Richtige (bei uns auch die einzige Hausgeburtshebamme, es musste also passen) ist. Mit ihrer entspannten unkomplizierten Art bestärkte sie mich in meiner Entscheidung und überzeugte den Herzensmann. Damals war alles nur ein Gefühl oder mein Instinkt. Heute nach der zweiten Hausgeburt kann ich vieles in klarere Worte fassen. Damals war es einfach nur ein Zweifeln, dass eine Geburt nichts im Krankenhaus zu suchen hat. Schließlich ist eine Geburt keine Krankheit. Dann schon eher ein Geburtshaus oder eine ähnliche Einrichtung. Heute weiß ich: es sind die vielen kleinen Dinge.

Angefangen bei der Umgebung. Ja, ich habe einen Kreissaal gesehen und man hat sich da viel Mühe gegeben. Aber ich habe mich nicht wohl gefühlt. Schon allein die Vorstellung mich in diesem Raum ganz zu öffnen und mein Kind zu gebären, ähm… Nein, dass könnte ich nicht.
Dann habe ich nicht eine Bezugsperson die mich kennt und der ich vertraue. Es sind je nach Situation verschiedene Personen anwesend. Alle sehen mich in einer der intimsten Situationen die es gibt. Alle sehen mich nackt. Denn das ist man während der Geburt, auch wenn man noch was an hat. Man gibt sich ganz seinem Körper hin und hilft ihm die Arbeit zu tun. Da möchte ich nicht von jedem beobachtet werden.
Ist die Geburt geschafft darf das Baby, wie von den Eltern gewünscht direkt zu den Eltern. Es wird nicht gleich die Nabelschnur abgeklemmt und sonst welche Untersuchungen gemacht. Alles zu seiner Zeit. Auch das ist je nach Krankenhaus verschieden. Und das Beste bei einer Hausgeburt. Ich bin zu Hause und kann einfach in mein Bett kriechen oder darin liegen bleiben. Ich muss weder mit Wehen irgendwohin, noch danach direkt nach Hause oder das Zimmer wechseln. Überhaupt mit Wehen irgendwohin fahren auch das kann ich mir nicht vorstellen. Zum Einen möchte ich während einer Wehe meinen Körper spüren, mich konzentrieren und meine Arbeit machen. In einem Auto? Nein, danke. Zum Anderen ging es wo beiden Kindern recht schnell. Da müsste man ja mit der ersten Wehe los fahren, um rechtzeitig dort zu sein wo man sein möchte.
Bei beiden Kindern habe ich erst im Nachhinein von zwei scheinbar gängigen Praktiken gehört. Der kleine Mann war ein Prachtkerl mit reichlich 4kg. Mir wurde erzählt, dass bei Kindern über 4kg gerne ein Kaiserschnitt gemacht wird. Rein prophylaktisch. In wie fern das stimmt weiß ich nicht. Aber ich weiß, das ich kein Kaiserschnitt haben möchte, wenn es nicht absolut notwendig ist. Das Septembermädchen war da ganz anders. Klein und zart mit 2.400g. Von einer Bekannten erfuhr ich, dass eines ihrer Zwillingsenkel in den Brutkasten musste mit 2.600g. Da wäre unser Mädchen dann wahrscheinlich auch gelandet. Und ich hätte es nicht ausgehalten.
Die meisten Kinder nehmen in den ersten Tagen ein bisschen ab. Unser Septembermädchen hatte bereits am vierten Tag 80g zugelegt. Wie das beim kleinen Mann war weiß ich nicht mehr. Aber ich habe nicht in Erinnerung, dass er sehr an Gewicht verloren hätte.
Und dann gehört zu einer Geburt meistens noch der Vater des Kindes, wenn beide das wünschen, dazu. Bei uns hat der Herzensmann bei beiden Geburten für mich eine wichtige Rolle gespielt. Er kennt mich wie kaum sonst jemand. Er hat mir den Rücken gestärkt und ich konnte seine Kraft mit nutzen. Auch er muss sich wohlfühlen. Muss wissen wo er was findet, wenn etwas gebraucht wird. Auch er muss bei einer so aktiven Rolle während der Geburt bei sich sein können.

Viele kleine erstmal unwichtige Aspekte werden zu einem großen Ganzen und geben den Ausschlag. Es gibt noch mehr Gründe und Punkte die für eine Hausgeburt sprechen. Zum Teil wissenschaftlich oder statistisch belegt. Doch diese sind für mich wichtige Punkte. Und am Ende muss jede Frau, jedes Paar selber entscheiden wo es sein Kind zur Welt bringen möchte. Und da beginnt es zum Problem zu werden. Meine Hebamme erzählte mir heute, dass in unserem Kreis 40% weniger Hebammen auf der Hebammenliste für 2015 stehen als noch in diesem Jahr. Bereits in diesem Jahr hat nicht jede Frau eine Hebamme gefunden. Von Hausgeburtshebammen ganz zu schweigen. Wenn es eine Rote Liste für bedrohte Berufe gäbe, dann würde “Hebamme” an oberster Stelle stehen. Denn wenn sich nichts ändert droht allen freiberuflichen Hebammen ein Berufsverbot ab Juli 2015. Das heißt alle Frauen die ab jetzt schwanger werden haben ein Problem. Sie haben keine Wahlfreiheit mehr. Darum liebe Politiker bekommt endlich den Arsch hoch (Entschuldigung aber mit anderen Worten kann ich das nicht sagen) und rettet unsere Hebammen.

Berühren verboten!

Auf Stadt-Land-Mama.de gab es einen schönen Gastbeitrag zum Thema Bauch. Um genau zu sein der Bauch einer Schwangeren. Viele Frauen erzählen ähnliche Geschichten. Von Fremden, die den Bauch anfassen. Von Blicken, die an einem haften. Von Fragen, wann es den endlich kommt, der Bauch sei ja schon sehr dick. Oder von Fragen, wo den der Bauch sei, es ist ja noch gar nichts zu sehen.

Auch mir ging es ähnlich, als ich mit dem kleinen Mann schwanger war. Oft hatte ich das Gefühl, das nicht ich sondern mein Bauch und dessen Inhalt wichtig ist und nur noch er (der Bauch) gesehen wird. Lange war bei mir die Schwangerschaft nicht zu sehen und ich bekam Fragen, wo ich denn den Bauch verstecken würde. Ob ich wirklich schwanger sei. Zum Ende der Schwangerschaft wirkte der Bauch sehr groß, da ich alles nach vorn getragen habe und von hinten nicht wirklich etwas zu sehen war. Es war, als hätte ich mir einen Medizinball unter das T-Shirt gesteckt. Ich konnte mir von Freunden diverse Sprüche dazu anhören. Bei Fremden die Gedanken im Gesicht lesen. Ich durfte mir von entfernten Bekannten auf den Bauch fassen lassen. Das volle Programm also. Nicht immer, aber so oft, das es einfach nervte.

Und jetzt? Auch jetzt ist das Interesse an meinem Bauch schon groß. Kommilitoninnen, die von meiner Schwangerschaft wissen, fragen mich, ob ich mal meine Jacke wegnehmen könnte, die ich über meinem Arm halte und so den noch nicht wirklich sichtbaren Bauch unbeabsichtigt verdeckte. Auch dieses mal ist es so, dass der Bauch, obwohl die Halbzeit nicht mehr weit entfernt ist, noch nicht als Babybauch erkannt wird. Zum Glück wurde mir noch nicht gesagt, ich sei ein bisschen dick geworden. Ist ja nicht so, dass das nicht passiert. Ich bin gespannt, wie es diesmal wird, wenn der Bauch sich deutlich zeigt. Letztes mal war ich lange im Praktikum. Die meisten Kollegen dort wussten aus eigener Erfahrung wie ein Babybauch aussieht und anfühlt. Bei meinen Kommilitonen sieht das ganz anders aus. Da bin ich schon mit Kleinkind ein Alien. Und ich kann mich noch gut an die Blicke erinnern, als ich 2012 mit Babybauch in die Hochschule kam.

Warum ein Babybauch die Blicke so anzieht. Warum plötzlich der Mensch, der den Babybauch trägt, nicht mehr als solcher wahr genommen wird. Warum plötzlich Berührungen erlaubt sind, die sonst tabu sind. Ich weiß es nicht. Ich weiß, das ich mich über Babybäuche freue. Mir fallen Babybäuche aber auch nur dann besonders auf, wenn ich selber schwanger bin. Selektive Wahrnehmung und so. Ich habe auch schon mit Erlaubnis “fremde” Babybäuche angefasst und fand es seltsam. Diese Erfahrung habe ich mit 16 Jahren gemacht und hat sich bei mir sehr tief eingebrannt. So kam ich dann auch nicht auf die Idee den Bauch meiner Schwester anzufassen. Geschweige denn den von Freunden, Bekannten und Fremden. Ich kann aber nur für mich sprechen, wie es bei mir ist. Und bei mir ist es anders. Wahrscheinlich würden alle, die man fragt, so oder ähnlich antworten. So dass eigentlich keiner fremde Babybäuche anfasst. Die Frauen sich die Erlebnisse aber nicht alle einbilden. Falls jemand also eine Antwort auf das Babybauch-Phänomen hat, darf sich gerne melden. Ich bin neugierig.

Was mich beschäftigt: Geburt

Aus verschiedenen Gründen denke ich gerade viel über Geburt nach. Ein sehr offensichtlicher ist die Schwangerschaft mit unserem zweiten Kind. Schließlich steht am Ende einer jeden Schwangerschaft eine Geburt. Aber auch die Diskussionen, Petitionen und diversen Projekte rund um die Hebammen haben damit zu tun. Erst heute stolperte ich wieder über neue Aktionen um auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Inzwischen geht es auch nicht mehr nur um die Hebammen an sich. Sondern um die (selbstbestimmte) Geburt.

Ein Thema, an dem sich viele reiben. Das bei Frauen sehr unterschiedliche Emotionen und Reaktionen auslöst. Je nach Erfahrung, Meinung, Wissen etc. unterschiedlich. Es gibt knallharte Verfechter der Hausgeburt und am anderen Ende auch Verfechter des Kaiserschnitts, bzw. der “sicheren” Geburt im Krankenhaus. Und zwischen den beiden Extremen Hausgeburt und Kaiserschnitt alles, was die Bandbreite zu bieten hat. So breit wie die Art der Geburt ist, ist auch das Erleben der Geburt. Von Frau zu Frau und von Geburt zu Geburt unterschiedlich. Da gibt es Traumata auf der einen und glückselige Frauen auf der anderen Seite. Es gibt Frauen, die glücklich mit ihrem Wunschkaiserschnitt sind. Es gibt Frauen, die gerne spontan im Kreissaal gebären oder im Geburtshaus oder zu Hause. Es gibt Frauen, die eine Wassergeburt wünschen. Andere eine PDA. Wieder andere möchten nur die Hebamme im Hintergrund wissen und sind froh wenn sie machen können wie sie es wünschen. Diese Liste könnte ewig fortgesetzt werden. Denn jede Frau ist anders, jedes Kind ist anders und auch jede Geburt ist anders.

Was mir auch immer wieder bei Geburtsberichten auffällt ist, dass sehr viele Frauen sich im Nachhinein eine andere Geburt wünschen. Herum überlegen, was wäre wenn, und so weiter. Also nicht zu frieden sind mit ihrer Geburt. Oft wird die Geburt auch als Last betrachtet, als Übel was Frau über sich ergehen lassen muss. Oder ihr wird mit purer Angst begegnet. Die dann hinter Sprüchen und Witzen versteckt wird. Vielfach “treffe” ( nicht nur im realen Leben sondern auch im virtuellen des www, daher die “”) ich auf Frauen, die ihre Art von Geburt zwar akzeptiert haben, aber das Gefühl haben in der Gesellschaft mit ihrer Art der Geburt nicht akzeptiert zu sein. Es wird be- und gewertet was das Zeug hält. Es wird gut und vor allem schlecht geredet, Klassifiziert und was weiß ich nicht alles.

Mir geht es hier nicht um DIE Art der Geburt. Ich möchte niemandem (m)eine Art aufdrücken. Ich finde es nicht richtig zu klassifizieren, zu sagen deine Art der Geburt ist keine Geburt weil … oder ähnliches. Ich akzeptiere jede Art der Geburt, genauso wie ich jeden akzeptiere wie er/sie ist. Ich höre mir gerne Geburtsberichte an, da ich an der Frau und ihrer Geschichte interessiert bin und weil es oft hilft noch mal zu erinnern, zu erzählen und so auch zu verarbeiten. Ich wünsche jeder Frau ein positives Geburtserlebnis, denn das ist einfach etwas wunderschönes. Es ist toll sagen zu können “Ja, ich hatte eine schöne Geburt.” Doch ich weiß auch, dass nicht jede Frau so ein Glück hat wie ich. Aber lasst uns einmal nicht beurteilen und werten. Lasst uns jede Art der Geburt, jeden Geburtsbericht akzeptieren, ihn annehmen wie er ist. Keine Geburt ist schlechter oder besser als irgendeine andere. Bei jeder Geburt wird ein neuer liebenswerter Mensch geboren und darauf kommt es an.

Deutschland möchte keine Kinder

So scheint es mir. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Babyboom ohne Hebammen geben wird. Ich möchte nicht ohne meine Hebamme gebären. Ich möchte auch nicht im Krankenhaus gebären, wenn es nicht aus irgendwelchen Problemen notwendig ist. Genauso wenig möchte ich auf die individuelle Vorbereitung und eigentlich viel wichtiger die Wochenbettbetreuung verzichten. Doch ab nächstes Jahr wird das scheinbar der Fall sein. Wieso?

Erst wurden die Haftpflichversicherungsbeiträge erhöht und werden ab Juli 2014 erneut um 20% steigen. Das führte bereits zu Protesten auf Seiten der Hebammen und es gab einige Hebammen, die ihren Beruf aufgegeben haben/werden. Hauptsächlich sind Hebammen betroffen, die Hausgeburten durch führen. Für sie wird es einfach zu teuer. Nun hat vor einigen Tagen die letzte Versicherung – die Hebammen versichert – angekündigt es ab 2015 nicht mehr zu tun. Das bedeutet, dass es keine Hebammen mehr geben wird. Denn in Deutschland ist es gesetzlich verankert, dass Hebammen nur mit einer Haftpflichtversicherung arbeiten dürfen. Keine Hebammen mehr heißt auch, keine Hausgeburten, keine Geburtshäuser, keine Vorbereitung und Vorsorgeuntersuchungen durch Hebammen, keine Wochenbettbetreuung, denn da arbeiten sie Freiberuflich. Im Krankenhaus sind Hebammen angestellt und auch über das Krankenhaus haftpflichtversichert. Aber auch da gibt es ein Problem. Im Schadensfall sind sie nicht genug abgesichert und ihr Privatvermögen wird herangezogen. Oder die Haftpflichtversicherung, die sie extra abgeschlossen haben. Es ist also die Frage, wie viele Hebammen ihren Beruf so sehr lieben, dass sie das Risiko in Kauf nehmen mit ihrem Privatvermögen zu haften.

Ein Problem, wo es scheinbar keine Lösung gibt. Außer die Politik wird tätig. Doch die halten sich zurück. Seit der Ankündigung gab es zwar ein Gipfeltreffen von Hebammen und Gesundheitsminister Gröhe. Aber keine Aktion, die den Zustand in Zukunft ändert.

Wo es Reaktionen gibt ist von den Hebammen. Denn sie möchten ihre Berufe weiter ausüben. Es gibt eine Petition, eine Facebook-Aktion und ab morgen auch Demonstrationen. Infos und die Petition findet ihr hier. Auch in einigen Medien wurde bereits berichtet unter anderem auf Spiegel Online. Mehr Infos gibt es auch auf dem Hebammenblog und natürlich bei Hebammenunterstützung.de.

Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Das wir mit vielen Stimmen und Aktionen der Regierung zeigen können, dass wir unser Recht auf eine freie Wahl des Geburtsortes weiter haben wollen. Das es uns nicht egal ist, wenn ein so wichtiger Berufsstand verschwindet. Darum unterstützt, unterschreibt und teilt.

Biomuttermilch Fake

Da ich weder in Twitter noch auf Facebook aktiv bin bekomme ich manche Geschichten erst etwas später mit. Bei Mama Miez las ich gerade diesen Post zum Thema Biomuttermilch. Ich kann ihren Post/ihre Meinung nur unterschreiben. Was sie da schreibt finde ich unglaublich. Das sich wirklich eine Firma das traut. Wahnsinn. Als ich heute die Seite aufsuchte fand ich das:

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Wenigstens haben die Verantwortlichen reagiert. Trotzdem finde ich diese Kampagne unmöglich um auf den Bio-Wahnsinn aufmerksam zu machen.

Alltagsfeminismus oder Männerdiskriminierung?

Nach meiner ersten Prüfung heute, gönnte ich mir einen freien Nachmittag. Also lernfrei. Ein Nachmittag ganz gemütlich mit Mann und Kind. Nachdem der kleine Mann von seinem Mittagsschlaf aufgewacht war und wir auch den großen Mann durch unser Geplauder beim Essen geweckt hatten, beschlossen wir das schöne Wetter zu genießen. Tja, und während wir so vor uns hin spazierten entdeckte der große Mann dieses Schild:

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Seine Reaktion war folgende: “Ja, und was soll ich jetzt machen?” Hm, keine Ahnung. Vielleicht die Straßenseite wechseln, ansonsten unter dem Gerüst durch kriechen. Aber das war nicht das eigentliche Problem. Denn ein paar Meter weiter fanden wir auch dieses Schild:

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Schilder, die uns in unserem Alltag ständig begegnen. Aus einer Zeit, wo es so war. Doch heute muss vielleicht ein anderes Schild her? Oder ein Zweites, so dass mal dieses und dann wieder jenes angebracht werden kann. Es gibt noch mehr solche Beispiele. Das Ampelmännchen ist eines der berühmtesten. Es hat nur wenige Frauen an seiner Seite. Um ehrlich zu sein kenne ich nur eine Stadt in der man Ampelfrauen findet. Das ist Dresden. Diese Beispiele zeigen einfach, dass in unserer Gesellschaft die Rollenbilder noch sehr verhaftet sind. Und sich noch keiner über Verkehrsschilder Gedanken gemacht hat. Ich möchte hier jetzt auch keinen langen feministischen oder was weiß ich für einen Post schreiben. Es ist uns nur aufgefallen und für alle die jetzt gleich auf die Barrikaden gehen wollen haben wir auch noch das gefunden:

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Ein Mann der mit seinem Kind spielt. Ach so, die spielen ja Fußball. Das spielen Frauen ja nicht.

Jeder (v)erzieht seine Kinder selber

Neulich waren wir auf einem Geburtstag von einem guten Freund. Wir waren nicht die einzigen Eltern da. Neben einer Schwangeren war auch noch ein Pärchen da, die ganz frisch Eltern geworden waren. Das kleine Mädchen war gerade zwei Wochen alt. Ein Kaiserschnitt da sich die kleine Dame kurz vor der Geburt noch mal umgedreht hat. Ich war überrascht, dass die drei mit diesem kleinen Mensch schon auf eine Geburtstagsfeier gingen. Das die junge Mutter so kurz nach einer OP so durch die Gegend “springt”. Hätte sie das nach einer Blinddarm-OP oder einer anderen OP auch getan? Ich weiß es nicht und werde es nie heraus finden.
Was mir aber immer wieder auffällt ist, dass viele Ersteltern ihr Leben genau so weiter leben wie sie es vorher getan haben. Das Kind wird mitgenommen zu welcher Party auch immer. Es wird herum gereicht wie eine Trophäe oder eine Puppe. Es wird laute Musik gehört, Besuch eingeladen und was weiß ich noch alles. Wenn ich das dann so mitbekomme finde ich es für mich schon viel zu viel. Wie muss es dann erst dem kleinen Menschen gehen? Gerade erst aus seiner Schutzhülle geschlüpft ist plötzlich alles neu. Neue Gerüche, neues Raumgefühl, neues Gefühl zu Atmen, neuer Geschmack, neue Geräusche und so viel andere neue Wahrnehmungen. Schon allein ein Zimmer oder nur die eigene Wohnung ist gänzlich neu für dieses kleine Wesen. Doch es wird auch mit raus in die laute Stadt genommen und nicht in die etwas leisere Natur. Man geht in Kaffees, Museen, Geschäfte und und und. Ich habe dann oft das Bedürfnis die Eltern zu schütteln, nach dem Motto: geht’s noch? Habt ihr mal an euer Baby gedacht ihr Egoisten? Ja ich habe das Bedürfnis, aber ich habe es noch nie gemacht.
Auch bei einem befreundeten Pärchen war es ähnlich. Sie bekamen vor gut einem halben Jahr ihre kleine Tochter. Der kleine Mann war ein halbes Jahr alt und wir hatten uns schon ganz gut an unsere neue Rolle gewöhnt. Als wir die junge Familie dann besuchten war ich überrascht. Es lief die ganze Zeit Musik. Das Baby wurde sämtlichen Besuchern auf den Arm gedrückt. Abends gab es dann eine lange Schreizeit, die die jungen Eltern etwas beklagten. Besonders für die Mutter dauerte es lange bis sie sich in ihre neue Rolle eingefunden hatte. Wir haben immer mal wieder Bemerkungen wie “lasst es ruhig angehen” u.ä. fallen gelassen. Doch sie fielen einfach durch, glaub ich. Damals fiel es mir noch sehr schwer es einfach hin zunehmen. Treffen mit den Freunden wurden für mich sehr anstrengend. Ich konnte nicht mehr wirklich ich sein. Habe nicht meine Meinung gesagt, sondern alles so im Raum stehen gelassen. Ich wollte mich nicht einmischen und gleichzeitig tat mir das kleine Mädchen leid. Denn ich wusste es könnte es noch etwas besser haben. Es würde für alle noch etwas leichter werden. Als ich damals mein Leid klagte sagte mir eine ähnlich gestrickte Cousine, dass sie bei einer Freundin den Kontakt unterbrochen hatte. Solange, bis die Kinder eben groß genug waren. Das war für sie das Beste.
Als wir uns neulich mit den Freunden und ihrer Tochter trafen merkte ich, dass es mir inzwischen egal ist. Mir ist es egal, dass sie komplett abgestillt ist und Brei ist. Mir ist es egal, dass sie schon in die Kita geht. Mir ist es egal, dass die Eltern beide bald wieder Vollzeit arbeiten. Mir tat es unheimlich gut, dass fest zustellen. Ich kann nun das, was ich eh schon dachte wirklich vertreten.
Jeder findet seinen richtigen Weg. Es gibt viele Wege, die nach Rom führen. Wichtig ist letztendlich nur, dass die Eltern ihr Kind lieben. Und das tun eigentlich alle.

Schön ist’s

Auf Stadt-Land-Mama.de gibt es diese Woche eine schöne Serie. “Wir lieben Elternschaft” ist das Thema. Als Antwort auf die andauernde mediale Debatte über das Elternwerden/-sein und die scheinbaren momentanen Schwierigkeiten. Verschiedene AutorInnen schreiben einen Gastbeitrag zum Thema. Ich finde diese Idee schön. Eine schöne Antwort auf das ständige Gemecker.

Seit einem Jahr bin ich nun Elter. Und was soll ich sagen. Ich liebe es. Klar ist es manchmal anstrengend. Manchmal kann ich nicht mehr. Bin abends erschöpft wie sonst nichts. Aber es ist schön. Zu sehen, wie der kleine Mann sich entwickelt. Herrlich! Wie er sich freut, wenn er in einer Pappkiste durch die Gegend geschoben wird. Wie er versucht zu laufen. Mit Unterstützung. Naja, laufen kann man es auch noch nicht so richtig nennen. Eher wackeln. Aber mutig und forsch wird ein Fuß vor den anderen gesetzt. Wenn er an die Heizung, den Ofen, eigentlich alles fasst und “heis” sagt. Wenn er vom Mittagsschlaf aufwacht und erstmal eine große Runde kuscheln muss. Und, und, und. Beispiele gibt es viele und ich bin glücklich, dass der kleine Mann bei uns ist.

Muss die Gesellschaft sich überall einmischen?

Durch Zufall stieß ich heute auf den Artikel “Ihr wollt Kinder? Dann kriegt sie doch!”In dem Zusammenhang lass ich dann natürlich den Ausgangsartikel. Das war heute Mittag während der kleine Mann schlief. Heute Nachmittag bzw. Abend unterhielt ich mich mit einer Kommilitonin während der Vorlesung übers Kinder kriegen. Als wäre das nicht schon genug, landete ich beim abendlichen Entspannungsfernsehen bei der “Klub Konkret” Folge zum, ja erraten, Kinder kriegen. Überall ging es letztendlich um die Frage “Haben wir Angst vorm Kinder kriegen?” Die meist gehörte Antwort darauf war: “Kriegt sie einfach!” Meine erste Reaktion war frei nach dem Motto, was geht dich Gesellschaft das an. Es ist gibt fast nichts privateres finde ich, wie das Kinder kriegen und die Entscheidung dafür oder dagegen. Es ist ganz allein meine bzw. unsere (als Paar) Entscheidung wann, wie, wo und ob überhaupt. Da hat jemand anderes mir nicht rein zu reden.
Und klar auch ich habe meine Meinung was am Besten wäre. Oder so ähnlich. Ich bin für frühes Kinderkriegen. Ich denke nicht, das Geld als Grund für keine Kinder ein wirklicher Grund ist. Karriere und Kind oder Beruf und Familie und Blablabla ja es sind Themen, über die geredet werden muss. Aber wirklich so viel? Oder sollten wir nicht lieber mal machen? Ich kenne genügend Beispiele, wo es funktioniert. Andererseits kenne ich auch genügend Beispiele, wo die Frau zufrieden ist mit ihrem momentanen Hausfrauendasein. Und sicher es gibt auch welche, die sind unzufrieden. Und die wird es immer geben. Aber egal wie meine Meinung aussieht, akzeptiere ich jedes andere Modell. Auch das ohne Nachwuchs. Ich finde es wird einfach viel zu viel geredet. Und am Ende kommt doch nichts dabei raus. Keiner ist nach diesen Artikeln und der Sendung wirklich schlauer als zuvor. Alles was gesagt wurde wusste ich so oder so ähnlich schon, wurde in so einigen Diskussionen schon aufgeworfen. So dass ich mich frage, ob es das überhaupt brauch. Brauchen wir eine noch längere Debatte darüber, wann, warum, wieso, weshalb Frauen Kinder bekommen? (Allgemein gültige Antwort: Das hat die Natur so gemacht und wann? Nach neun Monaten.) Oder können wir uns wichtigeren Themen zu wenden?
Die Crux an der Geschichte ist, ja es gibt nichts persönlicheres wie das Kinder kriegen, aber auch nichts, was so wichtig ist für eine Gesellschaft wie Kinder. Denn ohne sie wäre es ziemlich bald zu Ende mit der Gesellschaft. Es ist also auch richtig, wenn die Gesellschaft sich mit ihrem Fortbestehen beschäftigt. Wenn nötig auch Maßnahmen ergreift die Situation zuändern. Doch die Gefahr, mit zu viel gesellschaftlichen Druck genau das Gegenteil zu bewirken, ist da. Mindestens eine Verdrossenheit dem Thema gegenüber. So ist es ein ständiges Tauziehen. Und die Lösung? Kinder kriegen wahrscheinlich.

PS. Ja auch dieser Artikel trägt nichts Weltbewegendes zu diesem Thema bei, aber jetzt musste ich einfach auch mal ein kleinwenig Senf dazu geben.