Abschied (in) guter Hoffnung

10 Jahre. 300 Kinder. 

Das ist die Bilanz “unserer” Hebamme. Heute haben wir sie verabschiedet, wir haben Danke gesagt und ein Zeichen gesetzt.
 
Viele sind gekommen. Eingeladen vom Mother Hood.eV. So konnten wir ein Zeichen setzen und aufmerksam machen. Aufmerksam machen darauf, dass Hebammen ihre Arbeit niederlegen. Das Land verlassen, um ihrer Arbeit, ihrer Berufung nach zu gehen. Aufmerksam machen darauf, dass die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, um gute legale Hebammenarbeit leisten zu können. Aufmerksam machen darauf, dass die Wahlfreiheit des Geburtsortes nicht mehr gegeben ist. Die selbstbestimmte Geburt und ein guter Start ins Leben gefährdet sind. 

 Abschied in guter Hoffnung. 

Ja, es war ein Abschied, doch wir haben Hoffnung. Wir hoffen, dass wir lauter werden. Wir hoffen Augen zu öffnen. Wir hoffen darauf, dass Hebammen in Deutschland wieder gerne das tun können, was sie können und wollen: Menschen, Familien einen guten Start ins Leben geben. 

Heute war ein besonderes Ereignis. Wunderschön, sehr bewegend und aufrüttelnd -hoffentlich. Ein Abschied. Ein Ende und hoffentlich auch ein Neubeginn. 

“Unsere” Hebamme arbeitet nun in der Schweiz in einem Geburtshaus. Dort hat sie einen neuen Wirkort gefunden der zu ihr passt. Wir wünschen ihr alles Gute. Vielen Dank, dass du uns zwei Mal so wunderbar begleitet hast. 

Was mich beschäftigt: Geburt

Aus verschiedenen Gründen denke ich gerade viel über Geburt nach. Ein sehr offensichtlicher ist die Schwangerschaft mit unserem zweiten Kind. Schließlich steht am Ende einer jeden Schwangerschaft eine Geburt. Aber auch die Diskussionen, Petitionen und diversen Projekte rund um die Hebammen haben damit zu tun. Erst heute stolperte ich wieder über neue Aktionen um auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Inzwischen geht es auch nicht mehr nur um die Hebammen an sich. Sondern um die (selbstbestimmte) Geburt.

Ein Thema, an dem sich viele reiben. Das bei Frauen sehr unterschiedliche Emotionen und Reaktionen auslöst. Je nach Erfahrung, Meinung, Wissen etc. unterschiedlich. Es gibt knallharte Verfechter der Hausgeburt und am anderen Ende auch Verfechter des Kaiserschnitts, bzw. der “sicheren” Geburt im Krankenhaus. Und zwischen den beiden Extremen Hausgeburt und Kaiserschnitt alles, was die Bandbreite zu bieten hat. So breit wie die Art der Geburt ist, ist auch das Erleben der Geburt. Von Frau zu Frau und von Geburt zu Geburt unterschiedlich. Da gibt es Traumata auf der einen und glückselige Frauen auf der anderen Seite. Es gibt Frauen, die glücklich mit ihrem Wunschkaiserschnitt sind. Es gibt Frauen, die gerne spontan im Kreissaal gebären oder im Geburtshaus oder zu Hause. Es gibt Frauen, die eine Wassergeburt wünschen. Andere eine PDA. Wieder andere möchten nur die Hebamme im Hintergrund wissen und sind froh wenn sie machen können wie sie es wünschen. Diese Liste könnte ewig fortgesetzt werden. Denn jede Frau ist anders, jedes Kind ist anders und auch jede Geburt ist anders.

Was mir auch immer wieder bei Geburtsberichten auffällt ist, dass sehr viele Frauen sich im Nachhinein eine andere Geburt wünschen. Herum überlegen, was wäre wenn, und so weiter. Also nicht zu frieden sind mit ihrer Geburt. Oft wird die Geburt auch als Last betrachtet, als Übel was Frau über sich ergehen lassen muss. Oder ihr wird mit purer Angst begegnet. Die dann hinter Sprüchen und Witzen versteckt wird. Vielfach “treffe” ( nicht nur im realen Leben sondern auch im virtuellen des www, daher die “”) ich auf Frauen, die ihre Art von Geburt zwar akzeptiert haben, aber das Gefühl haben in der Gesellschaft mit ihrer Art der Geburt nicht akzeptiert zu sein. Es wird be- und gewertet was das Zeug hält. Es wird gut und vor allem schlecht geredet, Klassifiziert und was weiß ich nicht alles.

Mir geht es hier nicht um DIE Art der Geburt. Ich möchte niemandem (m)eine Art aufdrücken. Ich finde es nicht richtig zu klassifizieren, zu sagen deine Art der Geburt ist keine Geburt weil … oder ähnliches. Ich akzeptiere jede Art der Geburt, genauso wie ich jeden akzeptiere wie er/sie ist. Ich höre mir gerne Geburtsberichte an, da ich an der Frau und ihrer Geschichte interessiert bin und weil es oft hilft noch mal zu erinnern, zu erzählen und so auch zu verarbeiten. Ich wünsche jeder Frau ein positives Geburtserlebnis, denn das ist einfach etwas wunderschönes. Es ist toll sagen zu können “Ja, ich hatte eine schöne Geburt.” Doch ich weiß auch, dass nicht jede Frau so ein Glück hat wie ich. Aber lasst uns einmal nicht beurteilen und werten. Lasst uns jede Art der Geburt, jeden Geburtsbericht akzeptieren, ihn annehmen wie er ist. Keine Geburt ist schlechter oder besser als irgendeine andere. Bei jeder Geburt wird ein neuer liebenswerter Mensch geboren und darauf kommt es an.