Kommunikationsblüten

Mit Kindern merkt man erst, was man so alles von sich gibt. Denn man hört sich meistens selber nochmal zu. Da ich gerade laufend über Äußerungen von uns, aber auch über Kommunikationsfetzen mit dem kleinen Mann lachen muss, rufe ich jetzt diese Reihe ins Leben. Ich hoffe da ist auch der ein oder andere Lacher für euch dabei.

Der kleine Mann haut sich die ganze Zeit irgendwo etwas an und jammert kurz. Darauf hin der große Mann: “Bist du heute bisschen ungeschickt?” – “Joa”, in einem etwas leidenden Ton vom kleinen Mann.

Beim Spielen: “Hallo Schaf ich bin der Holzkopf.” – zur Erklärung: der kleine Mann hat ein Holzschaf und so ein Männlein aus Holz, das man auf einen Stab stecken kann. Schaf und Kopf haben sich mit einander bekannt gemacht.

Ich hole den kleinen Mann vom Spielplatz ab, da ich ausnahmsweise mal nachmittags Vorlesung hatte. Er sitzt im Sandkasten und bäckt Sandkuchen. Es ist schon spät und ich möchte mit ihm nach Hause.
“Wir fahren jetzt. Du kannst zu Hause weiter Sandkuchen backen, okay?” – “Nein!” Das war eindeutig die falsche Antwort, aber klar und deutlich. “Möchtest du bei unseren Nachbarn Ainun und Mimi weiter Sandkuchen backen?” – “Ja!” Wenigstens ziehen die Nachbarn. Sollte ich mir dadrüber jetzt Gedanken machen? Nein, beschließe ich mal.

Der kleine Mann und unsere Nachbarn

Es ist eine kleine Liebesgeschichte oder so was ähnliches. Ich könnte es ganz kurz machen. Beide Seiten mögen einander sehr. Aber so richtig trifft das nicht den Kern der Sache. Es ist mehr als nur mögen. Es ist auch mehr als der “Großfamilienersatz”. Es ist Freundschaft, auch wenn das bei einem Kind von noch nicht mal 1 1/2 Jahren mir wahrscheinlich keiner glaubt.

Unsere Nachbarn sind eine fünfköpfige Familie. Mit Mama, Papa, zwei Söhnen und der Oma. Die Söhne sind so 13 und 10 Jahre alt. Die Beziehung begann schon früh, denn das Interesse der beiden Nachbarsjungs für den kleinen Mann war von Anfang an da. Sie waren immer neugierig über neue Entwicklungsschritte und kamen uns im Garten besuchen, wenn ich mit dem kleinen Mann draußen war. Als dann die ersten Interaktionen möglich waren fingen sie auch zeitig an mit ihm zu spielen. Erst noch etwas unsicher und unbeholfen, mit der Zeit immer sicherer. So war der Vertrauensgrundstein schon einmal gelegt. Seit dieses Jahr die Gartensaison begonnen hat, ist die Beziehung noch deutlich gewachsen. Einen großen Einfluss hat natürlich die größere Selbständigkeit des kleinen Mannes. Seit er anfing mit Laufen und sprechen, merken wir erst sein Interesse und seine Begeisterung für die Nachbarn. Sind wir im Garten muss ich nicht lange warten und er stiefelt zu unseren Nachbarn hinüber. Im Zaun ist ein kleines Gartentürchen, was eigentlich immer offen steht. So ist es ganz leicht da hin zu kommen. Im Nachbargarten ist auch alles viel spannender und besser als bei uns. Zum Einen gibt es viel mehr zum Entdecken. Der Nachbar-Papa ist ein Bastler und Tüftler und im Garten steht so manch spannendes herum. Dann gibt es da ein Trampolin, Bälle im Überfluss und einen Gartenteich mit Wasserlauf. Um mal nur die offensichtlichen Attraktionen zu nennen. Aber auch Dinge wie der Sandkasten und Kreide scheinen bei Nachbars besser zu sein. Zum Anderen sind meist irgendwelche Spielkameraden da. Neben den Jungs auch gerne der Papa, die Mama oder die Oma, die vom kleinen Mann sehr süß “Moma” genannt wird. Wenn das Wetter schön ist sind auch gerne noch ein paar Freunde da und so ist eigentlich immer irgendwas los. Im Gegensatz zu uns. Denn bei uns gibt es eigentlich nur die Mama zum Spielen, am Wochenende auch den Papa, aber die hat man ja sonst auch. Der Garten ist zwar groß, aber es gibt “nur” den Sandkasten, Kreide und einen Ball. Na gut, seit dem Wochenende auch das “Atu”. Wir haben sein BobbyCar aus dem Keller geholt, dass sich zum Glück großer Beliebtheit erfreut. Aber das war es auch schon. Und somit sind wir weit abgeschlagen neben Nachbarsgarten.

Inzwischen haben sich so einige schöne Begebenheiten um und mit den Nachbars zugetragen. Es kommt zum Beispiel vor, dass der kleine Mann relativ bald nach dem Aufstehen oder beim Frühstück “Mimi” und “Ainun” sagt. Das sind seine Variationen der Namen des jüngeren Sohnes und des Papas. Damit will er uns klar machen, dass er doch bitte gleich mal rüber spielen gehen möchte. Das es meistens noch nicht mal acht ist, spielt dabei keine Rolle.
Eine weiteres sehr nettes Bild sah ich dann gestern. Wir waren im Garten und ich hab irgendwas gemacht. Ich wusste der kleine Mann ist bei Nachbars unterwegs die Standardrunde erkunden und schauen ob noch alles da ist. Irgendwann schaute ich, was er da so treibt. Da sah ich ihn vor der Haustür sitzen und mit seiner Schaufel gegen die Tür klopfen. Denn es war keiner im Garten, aber er wollte gerne mit jemandem spielen. Und bis zur Klingel schafft er es ja noch nicht.
Wenn der kleine Mann in den Nachbargarten geht, hat er immer die gleiche erste Standardrunde. Dann wird erstmal geschaut, ob noch alles da ist. Welcher Ball wo rum liegt und ganz wichtig, ob im Gartenschrank noch die Kreide und der ganze andere Kruscht da ist.
Sehr lustig war auch, als wir vor ein paar Wochen Samstagmorgen die obligatorische Kehrwoche machten. Ich kehrte ganz vorbildlich auf dem Fußweg und der kleine Mann lief ihn hoch und runter, immer in meinem Blickfeld. Irgendwann kletterte er die Treppe zu Nachbars hoch und tippelte in den Garten. Als ich fröhliches Lachen hörte, musste ich natürlich schauen, was da so lustig ist. Da saß er vor dem Haus und winkte und lachte. Denn aus den Fenstern schaute die komplette Nachbarsfamilie.

Ich finde es toll, wie beide Seiten gerne miteinander zusammen sind. Wie sie voneinander lernen und Spaß haben. Und deswegen möchte ich an dieser Stelle “Danke” sagen. Danke für eine so tolle Nachbarschaft.