Rollentausch

So geht’s also auch! Zwei Tage Rollentausch. Ich geh früh aus dem Haus. Der große Mann bleibt daheim. Kümmert sich um den kleinen Mann. Sieht wie so ein Tag mit Kind ist.
Ich hatte zwei Tage Seminar. Das hieß von 9:45 bzw. 8:00 bis 19:00 Uhr in der Hochschule sein und lernen. Im Vorfeld habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Wie wird das? Funktioniert das überhaupt? Wie klappt das mit dem Stillen? Werden die Professoren Probleme machen? Kann ich mich dann gut genug konzentrieren? Lauter solche Fragen gingen mir durch den Kopf. Besonders nachdem der kleine Mann letzte Woche einen Schub hatte und durchweg essen wollte. Ich hatte mich schon ein bisschen drauf eingestellt, dass Seminar doch nicht machen zu können. Es auf das nächste Wintersemester verschieben zu müssen. Oder noch weiter. Doch am Wochenende normalisierte sich der Essrhythmus wieder. Ich war froh. Das Seminar konnte kommen.
Es war schon komisch, als ich aus dem Haus bin. Dem großen Mann hab ich den groben Tagesablauf geschildert. Zum Mittag kam ich nach Hause. Stillzeit! Beide Male musste ich ein bisschen vor der Mittagspause das Seminar verlassen. Kein Problem. Während dem Stillen und dem Mittagessen konnten wir den weiteren Tag besprechen und ich bekam einen kurzen Bericht. Am Nachmittag kamen die Männer zu mir zum Stillen. Der Sani-Raum kann ganz gemütlich sein. Besser als im Flur, Vorraum oder ähnliches ist er allemal. Gut wenn man weiß, wo der ist. Für die Abendmahlzeit war ich dann wieder zu Hause. Das hat grad gepasst. Dann den Kleinen Bett fertig machen. Diesmal meine Aufgabe, um dem Papa etwas freie Zeit zu gönnen. Sonst ist das eben auch anders rum.
Und schwuppdiwupp sind zwei Tage voller Aktivität und mit etwas “altem Leben” vorbei. Schon bin ich wieder zu Hause. Kümmere mich um den kleinen Mann. Das traditionelle Familienbild wieder da. Oder? Nicht ganz. Nächste Woche beginnt die Vorlesungszeit im Sommersemester. Zwei Prüfungen stehen Anfang April noch an. Für mich war es wunderbar das Seminar. Mal wieder was anderes machen. Andere Leute sehen. Gespräche führen. Es hat mich wieder motiviert. Mir gezeigt, dass es funktionieren kann. Studium und Kind.

Was du Heute kannst besorgen, das verschieb’ getrost auf Morgen

Nach dem ich so einen Erfolg mit der Hausarbeit hatte, fühlte ich mich richtig gut. Hatte das Gefühl auch die Prüfungen Easy peasy zu schaffen. Die Erste hab ich mehr oder weniger gut vorbereitet. Ein Wochenende und ein paar Tage davor. Nicht viel. Mein Anspruch? Sehr niedrig. Bestehen. That’s it. In der Prüfung dachte ich:’na super…” Jetzt heißt es warten.
Beim Lernen auf die zweite Prüfung hatte ich die ganze Zeit das Gefühl als wäre alles in einem Wattenebel. Der Stoff, den ich in der Vorlesung noch gehört hatte, kam mir relativ unbekannt vor. Das ist für mich ungewöhnlich. Den restlichen Stoff noch nacharbeiten – ging gar nicht. Mein Kopf war nicht fähig. Ich konnte mich nicht motivieren. Also schieben. Nächster Versuch im April. Erst mal entspannen. Mich nicht unter Druck setzen. Keinen Stress machen. Sonst werd ich nur unzufrieden und das überträgt sich sofort auf den kleinen Mann. Ganz schlecht. Seit ich beschlossen hab die Prüfung nicht jetzt zu schreiben geht es mir auch viel besser.

Hausarbeit

Wie immer auf den letzten Drücker. Aber diesmal bin nicht ich diejenige welche. Nicht ich habe es immer weiter vor mir her geschoben, bis es gar nicht mehr ging. Das ist das Problem einer Gruppenarbeit. Vor allem dann, wenn man die letzte Station der Texte ist. Alles zu einem zusammenfügt. Abgabebereit macht. Und dann muss man warten. Auf die Texte. Zwei drei Tage vor dem Drucktermin bekam ich den Letzten. Nicht in der finalen Fassung. Nur zum Korrekturlesen. Also noch ein paarmal hin und her gemailt, Abends gesessen, Texte gelesen, Quellen kontrolliert, Literaturverzeichnis gebastelt, Formatierungen angepasst. Dann ENDLICH war es fertig. Ab in den Druck. Abgeben. Punktlandung.

Also alles wie immer. Kurz vor knapp, aber kein Problem. Eigentlich. Nur diesmal war es anders. Ich wollte mich einlassen auf das neue Leben. Ganz auf ihn konzentrieren. Mein neues Sein als Mutter erkunden. Doch die Hausarbeit nahm viel Raum ein in meinen Gedanken. Das merkte ich, als sie abgegeben war. Erst dann konnte ich mich ganz mit 100% einlassen und ihn kennen lernen den kleinen Mann. Und so habe ich gleich zu Beginn meines Studiums mit Kind etwas wichtiges gelernt. Viel Zeit. Für Alles. Das wird mein neuer Grundsatz im Studium und bei allen anderen Dingen werden. Immer viel mehr Zeit einplanen als nötig. Besonders dann, wenn mit anderen zusammen gearbeitet wird.

Und nun wird viel Zeit für den kleinen Mann eingeplant. Mit ihm verbraucht.