Ein Jahr!

Ein Jahr! Das Septembermädchen ist nun ein Jahr alt, naja jung. Wie auch immer, sie ist nun seit einem Jahr bei uns. Wobei auch das nicht richtig stimmt. Denn sie war auch davor schon bei uns. Nur anders. Gar nicht so leicht die Gefühle in die richtigen Worte zu kleiden. So, dass es verständlich bleibt und auch richtig verstanden wird. Darum versuche ich ein paar Eindrücke des Tages fest zu halten. 

Morgens 

Das Septembermädchen wacht wie immer fröhlich auf. Sie begrüßt den Tag und freut sich, dass ich auch schon wach bin. Dann wird erstmal über den Papa gekrabbelt, gelacht und gefreut. Jeden Morgen denke ich wie schön, dass du bei uns bist. Heute ganz besonders. 

Der kleine Mann erzählt direkt nach dem Aufwachen vom Geburtstag. Dann kommt er ins Bett zu uns. “Alles Gute zum Beburgats” wünscht er als aller erstes seiner Schwester. Dann fordert er auch uns auf Ihr zu gratulieren. So singen wir ein, zwei Geburtstagslieder. Sie strahlt uns an. 

Natürlich hat der kleine Mann schon das Geschenk auf dem Tisch erspäht. Er möchte es auf machen. Als wir ihm erklären, dass es das Geburtstagsgeschenk für das Septembermädchen ist und sie es auf machen darf, ist er sehr verständnisvoll. Er erzählt auch gleich, dass er auch schon Geschenke aufgemacht hat und fragt wann sie ihr Geschenk auf macht. Gefühlte hundert Mal. Er ist sehr neugierig. Also sehr sehr sehr sehr sehr. 

Nach dem Frühstück nehmen wir Kinder und Geschenk mit nach draußen. Es scheint die Sonne und der Wind ist nicht mehr so stark. Das Septembermädchen darf das Geschenk auf machen. Die Schleife wird ignoriert. Die Schachtel will sie gleich aufmachen. Als sie den Inhalt sieht ist sie begeistert. Ihre Puppe “Lotte” schläft darin und wird zügig geweckt. Bei der Reaktion geht mein Herz auf. Lotte wurde nur für sie gemacht und hat mir einige schöne Stunden geschenkt. Ich bin sehr stolz auf sie, meine erste selbstgemachte Puppe. So freut mich die Begeisterung noch viel mehr. 

Mittags

Auf einem Spielplatz in Marseille bekommt sie französische Glückwünsche. Ein Mädchen mit ihrem Papa ist noch da und wir kommen ins Gespräch. Das Septembermädchen freut sich besonders über die Rutsche, die sie rückwärts runter rutscht, und die Plattformen mit jeweils einer Stufe. Stundenlang geht es rauf und runter. Hin und her. Immer die Stufe hoch und, viel wichtiger, wieder runter. Inzwischen auch rückwärts. 

Nachdem wir die Notre Dame de la Garde oben auf dem Berg besichtigt hatten, klettern wir die Stufen wieder hinab. Klettern? Nein! Wir hüpfen und lachen um die Wette. Der kleine Mann hüpft jede Stufe. Das Septembermädchen lacht und lacht und lacht. Geschwisterfreude. 

Nachmittags 

Wir entdecken einen tollen Eisladen mit fast hundert Eissorten (kein Witz waren echt so viele!). Außerdem hat er noch kleine Geburtstagsmuffins. So gibt es Eis und einen Muffin zum Geburtstagskaffee. Genüsslich isst das Septembermädchen mein Mangoeis. Hibiskus war auch sehr lecker. 

Der Herzensmann wird erinnert, dass er vor genau einem Jahr einen klitzekleinen Mädchenfuss in der Hand hielt. Wir wollen dieses Foto noch einmal machen. Doch der Fuß ist ganz schnell wieder weg und das Mädchen kichert dabei vor sich hin. Ein fröhliches Kind. Und frech!

Abends

Zum Abendbrot gibt es Nudeln mit Tomatensoße. Geht schnell und was anderes ist nicht da. Das Septembermädchen ist wieder fleißig und verlangt regelmäßig nach mehr, wenn es ihr nicht schnell genug geht. Zum Nachtisch gibt es Nektarine. Dann grinst sie den kleinen Mann an und schüttelt den Kopf. Er lacht gleich los und steigt mit ein. So lachen sie um die Wette und schütteln die Köpfe. Kasper! Alle Beide.

Ein wunderbarer Tag geht zu Ende. Auf ein neues spannendes Lebensjahr kleines Mädchen. Schön das du bei uns bist. 

Melonenmassaker

 
Ein kurzes Lebenszeichen aus der Sommerpause. Nur so lässt sich die Hitze aushalten. Danach noch im Pool – also Planschbecken – abwaschen. Den neuesten Quatsch ausprobieren, der große Bruder freut sich, macht mit, die Welt ist in Ordnung. Ja, so ist das inzwischen hier. Die Kleine stiftet den Großen an. Aber es geht auch noch umgekehrt. Auf jeden Fall hat sie es Faustdick hinter den Ohren. Nichts kann sie aufhalten, hat sie sich einmal was in den Kopf gesetzt. Gewusst hab ich das schon von Anfang an. Doch ich bin immer wieder von ihr überrascht.  

 So klettert sie mal eben die Leiter zum Bett vom kleinen Mann hoch. In einem Affenzahn. Jedes Mal wieder erstaunlich. Oben angekommen freut sie sich wie Bolle. Ist ja klar. Nur das runterkommen geht eben nicht. Mit dem rückwärts wieder runter hat sie es nicht so. Vorwärts, dass geht. Aber nicht aus der Höhe. Also runter angeln, unter Protest. Und was für Einen. Da meldet sie sich unverzüglich in sehr lautem Ton. Ja, sie weiss wie sie sich mitteilen muss. Sehr klar ist auch die Gestik. Da wird gelächelt und gezeigt, die Hände ausgestreckt, geschmatzt und inzwischen auch mal zur Seite geschoben oder hinterm Rücken versteckt. Ihr kann keiner was und sie sagt wo es lang geht. Ganz klar! 

Und bei allem ist sie auch noch zuckersüß. Ich genieße es gerade sehr die Zeit frei zu haben, mich ganz auf die Zwei einstellen zu können, einfach nur dabei sein, ihre Entwicklung beobachten zu dürfen. So gönne ich mir eine Pause. Ein bisschen brauch ich noch. Dann bin ich wieder da. 

6 Monate Septembermädchen 

Wow! 6 Monate. Ein halbes Jahr. Die letzten Monate gingen sehr schnell rum. Die letzten verzweifelten Phasen meinerseits a la “das wird ja nie wieder entspannter und sie braucht mich die ganze Zeit und ich will mal wieder freie Abende ohne neben ihr liegen und freie Arme um mal was zu machen” sind vor Weihnachten gewesen. Inzwischen schläft sie mit einer kleinen Mahlzeit sehr schnell um sieben ein. Die Abende gehören in der Regel wieder mir. Sie liegt inzwischen ganz gerne auf der Krabbeldecke oder auf ihrem Fell in der Küche. Dann guckt sie sich alles an, dreht sich ab und zu rum oder spielt mit ihrem Spielzeug, ihren Pullis und Jacken oder schaut sich ihre Hände an. Wenn sie keine Lust mehr hat kann es passieren, dass sie einfach einschläft oder sie fordert ihren Platz auf dem Schoß ein. Insgesamt ist sie eine sehr zufriedene Person. Sie lacht viel und erzählt und quietscht in den höchsten Tönen. Wenn ich oder der kleine Mann sie dann nachmachen freut sie sich und erzählt dann gleich nochmal mehr. Denn kleinen Mann und den Herzensmann himmelt sie an. Beide bekommen das schönste Lächeln überhaupt. Sie freut sich immer, wenn der kleine Mann mit ihr spielen will. Dann legt er sich neben sie hält ihre Hand und erzählt ihr irgendwas. Ab und zu bringt er ihr auch ein Spielzeug vorbei oder zeigt ihr ein Buch “Muck mal Lora”. Sie ist auch “meins Lora Lee”. Da hilft alles nix. Da kann ich noch so oft sagen, dass es unser Septembermädchen ist. “Nee, meins Lora Lee” bekomm ich dann zur Antwort. Große Geschwisterliebe. 

Schon seit einer Weile ist sie sehr neugierig, was wir da am Tisch so machen und was wir immer in unseren Mund rein schieben. So lasse ich sie nun immer mal was kosten. Die letzten Tage war es Kürbis. Die Banane, die ich gegessen habe, wanderte dann plötzlich zum Probieren in ihren Mund. Sie findet das super. Trinken ist auch so eine spannende Sache. Seit dem ich sie mal aus Spaß und Neugierde an meinem Glas trinken ließ, will sie immer trinken, wenn ich ein Glass oder eine Tasse in der Hand halte. Und wehe ich halte die Tasse etwas zu weitweg, so dass sie nicht mehr dran kommt. Dann gibts Ärger. So wird hier ganz gemütlich alles ausprobiert und kennen gelernt. Brei gibt es nicht. Außer es handelt sich um welchen, den ich auch esse. 

Sie ist weiterhin eine kleine zierliche Maus. Die Kleidergröße 68 passt so langsam. 62 reicht noch gut aus. Oft sehe ich Babys die deutlich jünger sind als sie, aber genauso groß. Da sie sich prächtig entwickelt gibt es keinerlei Anlass zur Sorge. Ich bin gespannt wie viel sie wirklich wiegt und wie lang sie ist. Demnächst wird der nächste U-Termin gemacht. Inzwischen warte ich auch schon auf den ersten Zahn. Da lässt sie sich mehr Zeit als der kleine Mann. Das ist in Ordnung. Man merkt auch das er unterwegs sein muss. Mal sehen, wann er sich durch gekämpft hat. 

Ja, 6×4 sind wir schon. Schön das du bei uns bist Septembermädchen. 

Zwei Monate Septembermädchen

Ja zwei Monate. Schon und erst. Das Zeitparadox wird mit Kindern sehr ausgeprägt. Es fühlt sich alles wie eine Ewigkeit an und doch war es ja erst gestern. Und gerade weil es sich alles schon so vertraut anfühlt muss ich mir immer wieder die Kürze vor Augen rufen. Ganz bewusst. Um die Zeit zu genießen und nicht zu zweifeln. Alles wird kommen zu seiner Zeit. So wie es jetzt ist, ist es gut.
Wir haben uns schon sehr aneinander gewöhnt. (Schon von Anfang an) Nicht mehr weg zu denken. Ich richte mich nach ihr und sie sich immer mehr nach uns. So dass es langsam ein gemeinsamer Tagesablauf wird. Sie ist dabei, schlafend oder wachend, so wie sie es gerade braucht. Meistens in der Trage, selten im Bett oder auf der Krabbeldecke. Sie braucht die Nähe und viel Kontakt. Auch abends schläft sie zwar zügig ein, möchte aber nicht alleine schlafen. Das ist okay. Ich akzeptiere und genieße. Gehe so auch zeitig ins Bett und bekomme meinen Schlaf. Alles in allem hat der Alltag uns wieder, so unbeständig wie er mit Kindern eben ist.