Keine gute Kombi

Kombis gibt es so einige. Wir haben hier gerade eine, auf die ich gerne verzichten könnte.

Seit der Nacht von Donnerstag auf Freitag röchelt der kleine Mann wieder. Er hatte wieder einen Pseudokruppanfall. Nicht so heftig wie im Dezember. Aber trotzdem nicht witzig. Wir wissen inzwischen worum es sich handelt. Können so schnell die richtigen Dinge tun, um es besser für ihn zu machen. Geben ihm durch unsere Ruhe Sicherheit. Auch er ist nicht mehr ganz so ängstlich. Atmet recht ruhig auch mit dem typischen Geräusch ab und zu. Manchmal von einem heftigen bellenden Husten unterbrochen. Tagsüber ist er erstaunlich fit. Wir machen natürlich ruhig, kuscheln viel und lesen Bücher. Trotzdem flitzt er durch die Wohnung und wenn wir raus gehen ist er vom selber Laufen nur schwer ab zuhalten. Auch ist er nicht davon zu überzeugen, dass es gar nicht so schlecht ist zwei Mal am Tag zu schlafen. Dafür ist der Mittagsschlaf einfach doppelt so lang.

So weit so gut. Alles nicht schön aber es geht auch wieder vorbei. Nun ist es diesmal aber so, dass er momentan scheinbar einen Schub macht. Das hat sich schon an den Tagen davor angekündigt. Und manchmal ist es bei so einem Schub so, dass er eine Art Nachtschreck oder so hat. Das heißt er drückt sich wie wild durch die Gegend, weint und schreit dabei. Manchmal lässt er sich anfassen, manchmal nicht. Er ruft dann nach uns, ist selber nicht wirklich da. Wirft sich hin und her und irgendwann lässt er sich dann doch auf den Arm bzw. Schoß nehmen und beruhigt sich langsam bei mir. Meistens sitz ich auf der Matratze die neben seinem Bett liegt und versuche ihn zu schützen, damit er sich nicht weh tut und wieder einzufangen, zu beruhigen. Manchmal reicht es wenn man ihn auf dem Arm hat, manchmal summe ich dabei. Immer gilt: abwarten.

Ja, die Kombi aus Pseudokrupp und diesem Nachtschreck ist nicht ganz ohne. Das kann man sich leicht vorstellen. Ich hoffe jedes Mal, dass ich ihn sehr schnell wieder beruhigen kann. Dass er keinen Hustenanfall bekommt. Dass seine Atmung ruhig bleibt. Und freue mich auf den Tag bzw. die Nacht an dem das wieder vorüber ist.

Angstnacht

Eine Angstnacht liegt hinter uns. Immer noch steckt sie mir in den Gliedern. Frühstücken geht nur sehr langsam. In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal 112 gewählt.

Es war zwischen zehn und elf als der kleine Mann zum ersten Mal hustete. Das ist zu dieser Jahreszeit nichts besonderes. Aber es war anders. Bellender. Trocken. Ein paar mal Husten dann war es wieder gut. Dann wieder und wieder. Er steigerte sich rein. Bekam Angst und kaum noch Luft. Der Herzensmann kümmerte sich um ihn. Ich konnte nur alles hören. Das Septembermädchen wollte wie immer um diese Zeit trinken. So lag ich da mit ihr und hatte Angst um mein Kind. Langsam beruhigte er sich wieder. Er röchelte noch stark beim Atmen. Endlich konnte ich zu ihm. Wenigstens da sein. Die Hand halten. Ich war hin und er gerissen. Er war erschöpft, wieder ruhiger und die Augen fielen ihm zu. Doch ich hatte zu viel Angst. Wollte wenigstens einen Namen für diesen Anfall haben. Von jemandem hören “Alles ist gut”. So riefen wir den Notarzt an. Es folgte ein Ausflug ins Krankenhaus. Zur Sicherheit. Der kleine Mann hat alles tapfer mit gemacht. Er war dann schon wieder recht gut drauf. Erzählte und zeigte. Und sagte mir fröhlich “dsüss Mama”. Kurz nach zwei waren sie wieder da meine beiden Männer. Ich war unendlich erleichtert. Inzwischen ist der kleine Mann wieder recht fit. Nur die schlaflose Nacht steckt ihm noch in den Gliedern. Ein bisschen Husten und röcheln wenn er sich aufregt.

Der Name ist Pseudokrupp. Und wir haben alles richtig gemacht. Wichtig ist ruhig bleiben und das Kind beruhigen. Fenster auf und mit ihm in eine Decke gekuschelt am Fenster stehen. Oder ganz raus gehen. So viel frische Luft wie möglich. Auslöser sind Viren. Die sich besonders bei Nebel gut verbreiten. Diese Nacht war extrem nebelig. Es handelt sich um eine Entzündung nahe des Kehlkopfes, für die besonders Kleinkinder anfällig sind durch das viele Sprechen. Das Gefährliche ist, dass es zu einer Schwellung kommen kann und so eine Atemnot entsteht. Beim ersten Mal sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Wenn man Pseudokrupp schon kennt, kann man je nach Stadium zu Hause bleiben.

Ich hoffe, dass ich solche Angstmomente nicht so bald wieder erleben muss. Das sie kommen weiß ich. Wo unendliche Liebe ist, ist immer die Angst sie zu verlieren. Nun werde ich den kleinen Mann etwas fester umarmen Etwas öfter kuscheln und ihm zeigen wie lieb ich ihn habe. Bis irgendwann die Erinnerung verblasst. Ganz langsam.