Von Samhain, Halloween und einem blauen Mond

„Mama! Das war das schönste Halloween, dass wir je gefeiert haben!“ sagte gestern Abend das Septembermädchen zu mir. Das Schönste! Wow. Und dann auch noch das erste, welches wir überhaupt gefeiert haben. Nun hängt die Messlatte hoch, könnte man meinen, doch eigentlich war es ganz schlicht und doch ganz genau richtig. Die Natur hat uns unterstützt mit ihren natürlichen Wundern, die nur die wahrnehmen, die hinschauen und sich Zeit nehmen zum Staunen. Gestern wurde es uns aber auch ganz einfach gemacht.

Aber von Anfang an. Denn das wir Halloween feiern ist für mich nicht selbstverständlich. Wir als Kinder haben es eigentlich nicht gefeiert. Die amerikanische Variante mag ich auch nicht. Ich bin kein Fan von Gruseln und schrecklich Verkleiden, ebenso kann ich dem Betteln an fremden Haustüren nichts abgewinnen. Auch ohne Corona. Und doch kennen unsere Kinder die amerikanische Variante und wollten gerne Halloween feiern. Aber bitte mit betteln, denn eigentlich geht es ihnen doch nur um die Süßigkeiten.

Und ich? Ich wollte auch feiern. Oder eher diesen besonderen Tag, das Fest Samhain der Kelten, im Jahreskreis hervorheben. So wie es unsere Vorvorvorfahren auch irgendwann mal gemacht haben. Mit Feuer und Kürbisgesichtern (früher waren es Rüben), mit Laternen und Räuchern, draußen auf unserem Grundstück. Denn dort fühle ich mich den Jahresrythmen näher, bin mit der Natur stärker verbunden. Es fühlt sich einfach richtig an. Und so war klar, wir feiern Halloween, auf unsere Art und Weise.

Bei schönstem Sonnenschein und spätsommerlichen Tagestemperaturen fuhren wir gestern Mittag raus. Ganz alleine würden wir nicht sein. Die Kinder hatten den Wunsch geäußert mit ihren Freunden gemeinsam zu feiern und so kam eine Freundesfamilie dazu. Freundesfamilien sind etwas tolles, denn bei Freundesfamilien können die Kinder mit den Kindern und die Eltern mit den Eltern. Das ist schön und etwas besonderes. So haben wir uns alle gefreut, gemeinsam zusein. Am Anfang würde mich ein bisschen gewerkelt, die beiden Jungs haben zwei große Kürbisse geschnitzt. Alleine und ganz nach ihren Vorstellungen. Dann würde das Feuer entzündet, zum Grillen und Stockbrot machen. Und dann war es plötzlich dunkel. So wie es eben Ende Oktober plötzlich stockdunkel ist, besonders auf einer Wiese ohne elektrische Beleuchtung. Nur ein paar Teelichter, die Kürbisgesichter und das Feuer spendeten uns Licht. Die Mädchen waren ganz begeistert, kuschelten sich an und erzählten, dass sie ja nun schon gaaaaanz besonders lange auf sind. Eigentlich war es erst kurz nach sechs Uhr, doch die Zeit fühlte sich anders an. Hier und jetzt. Das Glockenläuten wehte zu uns herüber aus dem Dorf, die Jungs fragten, ob das die Mitternachtsglocke sei. In der Dunkelheit war für sie alles möglich. Und dann entdeckten wir die ersten Sterne, unter ihnen war der rötlich leuchtende Mars. Kurz danach ein schimmern und leuchten hinter der Albkante. Der Vollmond ging auf und mit ihm war die Wiese wieder in Licht getaucht. So hell, das wir und die Bäume Schatten warfen auf dem Gras. So hell, dass alles, was vorher im Dunkeln lag, wieder in ein nächtliches kühles Mondlicht getaucht war. Und wir saßen und staunten. Die Jungs tobten über die Wiese und die Mädchen kuschelten sich auf den Schoß. Beide waren nun doch müde und wollten gerne nach Hause. Das Septembermädchen sagte mir „Mama, ich will schlafen, aber ich kann nicht.“ Einen kleinen Moment mussten sie dann doch noch aushalten, denn ich wollte noch einmal um das Haus räuchern. Die Glut war nun genau richtig und so nahm ich mir meine Salbei-, Mädesüß- und Johanniskrautstängel entzündete sie kurz und dann gab es einen tollen Duft. Einmal ums Haus und auf der Wiese um uns. Noch lange hing der Duft in der Luft und selbst im Haus roch man ihn, als wir einige Zeit später alles zu machten, um nach Hause zu fahren.

Wieder zuhause, konnten die Kinder schnell und gut schlafen und wir waren ganz beseelt von unserem Halloween, Samhain oder einfach nur dem Blue Moon, wie der zweite Vollmond in einem Monat heißt. Ganz so welche Bedeutung wir diesem einen Tag geben und ganz so wie es für uns richtig ist.

Und die Süßigkeiten? Die gab es dann auch. Für jedes Kind eine kleine Tüte. Doch tatsächlich erst am nächsten Morgen, denn an diesem Abend war gar keine Gelegenheit dazu und manchmal bringen die Geister eben auch noch etwas in der Nacht vorbei.