Alles zu seiner Zeit


Bei Babys und Kleinkindern ist dieser Spruch so etwas wie das Mantra der Entwicklung. Egal in welcher Hinsicht, ob es die Bewegungsentwicklung, Sprachentwicklung oder andere Entwicklungsschritte sind. Alles zu seiner Zeit. Dann, wenn der innere Bauplan der Kinder es vorsieht. Nicht eher werden die Schritte vollzogen. Durch schieben und drücken oder andere äußere Einwirckung von seitens der Eltern oder Bezugspersonen, wird es nicht schneller gehen. Kann sogar schädlich sein und auch die Lust und Freude nehmen.

Was mir bei der individuellen Entwicklung meiner Kleinkinder selbstverständlich war, durfte ich mir nun bei einem Entwicklungsschritt des Dezemberjungen erneut ins Gedächtnis und in mein Bewusstsein rufen. Denn es ist völlig egal wie alt der Mensch ist. Seine Entwicklung wird er immer -soweit man ihn lässt- nach seinem eigenen Bauplan gestalten. Ganz egal wann die anderen Wegbegleiter diesen einen Entwicklungsschritt gehen.

So ging es mir beim Fahrrad fahren lernen. Schon lange haben wir eins in der Garage stehen. Geliehen von einer guten Freundin für den Dezemberjungen. Doch er hatte überhaupt kein Interesse. Kein Problem. Doch die letzten Monate würde ich unruhig. Innerlich. Zum Einen fahre ich die meisten Strecken mit dem Fahrrad und Anhänger. So langsam wird der Dezemberjungen einfach zu groß. Schwer ist es auch, aber das sehe ich eher sportlich, noch dazu ganz ohne elektrische Unterstützung. Zum Anderen wusste ich, dass er es kann- wir hatten es bereits geübt- und das es ihm sehr viel Spaß machen würde. Und seine Freunde aus dem Kindergarten fahren alle Fahrrad, auch die die schon etwas jünger sind. So ganz lies mich das nicht kalt. Ja, ich wollte das er Fahrrad fahren lernt, bzw noch das Vertrauen dazu gewinnt, das er es kann. So machte ich ihm Angebote. Er sah seine Freunde Rad fahren. Doch er fuhr lieber mit dem zu kleine Laufrad. Irgendwann war es mir dann aber wieder egal. Nachdem ich so einige Möglichkeiten in Betracht gezogen hatte, unter anderem auch den gemeinsamen Kauf eines (gebrauchten) eigenen Fahrrads. Doch zum Glück hat es nie so gepasst, das wir eine der Möglichkeiten und Ideen umgesetzt haben. Dann wurde es mir egal und ich schlug am Karfreitag vor das Fahread mit zunehmen. Ich dachte er würde wie immer ablehnen. Tat er nicht. Und so fuhr er dann im Tiefenbachtal hin und her und wieder her und hin. Er strahlte. Er bremste. Er fuhr ganz alleine los. Er konnte Rad fahren. Jeder Fußgänger konnte das sehen und es wurde ihm auch erzählt und gezeigt. Wir alle konnten seinen Stolz sehen. Seitdem ist eigentlich kein Tag vergangen an dem er nicht Rad gefahren ist. Nun fährt er selber in das Kinderhaus. Hat auch schon längere Strecken durchgehalten und gemerkt, wie es ist Rad zu fahren, wenn man wirklich müde ist.  Und so kann ich einfach nur mir selber immer wieder sagen: nur Geduld, alles zu seiner Zeit.