Wintersemester – oder vom Studieren mit Kleinkind und Baby

Vor zwei Monaten habe ich noch nicht gewusst, wie alles so gehen würde. Das habe ich hier geschrieben. Nun sieht eine Alltagwoche etwas anders aus, als ich mir das vorgestellt hatte. Überhaupt ist alles ein bisschen anders. Doch der Reihe nach.
Die Vorlesungen liegen zu einer ungünstigen Zeit. Beide. Nach der ersten Woche habe ich beschlossen: den Stress brauch ich nicht. Die Prüfungen sind reine Lernklausuren. Machbar ohne Vorlesungen. So sagen meine Kommilitonen, die sie schon geschrieben haben. Ich lass es drauf ankommen. Und habe so etwas mehr Freiraum. Das Seminar findet nächste Woche seinen Abschluss. Die einzige Veranstaltung bei der ich dieses Semester regelmäßig anwesend war. Wenigstens das. Vorbereitung? Äh, nein. Nacharbeit oder ähnliches? Nein. Wäre manchmal ganz geschickt gewesen. Aber gut. Auch war ich zwar da. Musste aber auch jedes Mal pünktlich gehen. Meistens saß dann meine Gruppe noch länger, weil die Herren am Anfang nicht in die Pötte gekommen sind. Und ich hatte ein etwas doofes Gefühl. Das Septembermädchen war eigentlich immer dabei. Bis auf einmal, da hatte der Herzensmann Urlaub. In der Regel verschlief sie brav die ganze Aktion. Einmal war sie wach. Hat aber auch nicht gestört. Das war wirklich kein Problem. Der Prof sah das auch sehr entspannt. Bleibt noch die Bachelorarbeit. Tja, da sieht es nicht so aus wie ich das geplant hatte. Ich hoffe sehr, dass ich im Januar richtig viel schaffe, da hat der Herzensmann Elternzeit. Meine Umfrage lief sehr schleppend. Ich werde
mich wohl mit deutlich weniger Teilnehmern zufrieden geben müssen. Ich hoffe mein Betreuer tut das auch. Bei der Recherche verzettle ich mich ständig. Komme vom Zehnten ins Tausendste und schlimmer. Tauche tiefer und tiefer in Details ein und verliere meinen roten Faden. So habe ich schwarz auf weiss noch lange nicht so viel wie ich wollte. Vor Weihnachten hoffe ich noch auf ein Termin mit meinem Betreuer. Aktuellen Stand checken und die nächsten Schritte klar machen. Dann durchstarten.

Vielleicht klingt das alles jetzt nicht so toll. Vielleicht mutlos oder gestresst oder keine Ahnung. An den meisten Tagen bin ich sehr entspannt. Ich bin mir sicher, dass ich es schaffen werde. Irgendwie. Nach einer durchwachten Nacht am Morgen sieht das manchmal ganz anders aus. Aber ich habe akzeptiert, dass ich dieses Semester Schmalspurr fahre. Nur so viel wie wirklich nötig bzw so viel, dass ich mich nicht gestresst fühle. Dann geht alles gut. Mit Kleinkind und Baby.

Und ab und zu Sitze ich am Schreibtisch. Habe eigentlich gerade erst angefangen. Beim Blick auf die Uhr verfluche ich alles. Koche schnell noch etwas, düse mit dem Fahrrad den kleinen Mann abholen und wünsche mir mal wieder einfach nur Studentin zu sein. Ohne Hintergedanken, ohne Baby was eventuell nochmal aufwacht, ohne Blick auf die Uhr, ohne Abholzeiten, ohne alldem was mich vom Vertiefen in meine Aufgabe abhält. Wünschen darf man sich ja alles.

Ein Gedanke zu „Wintersemester – oder vom Studieren mit Kleinkind und Baby

  1. Du sprichst mir aus der Seele. Manchmal denke ich auch wie viel Zeit meine Kommilitonen zu vertrödeln haben… aber dann gibt es irgendwie einen viel schöneren Grund seine Zeit ganz anders zu verbringen und sich beim Lernen mit dem Wesentlichen (und manchmal weniger) zu Frieden zu geben. Und vielleicht führt dein Weg über ein paar Nebenstrassen, aber dafür lebst du dann nicht nur fürs Ziel, sondern den ganzen Weg.
    Lass dich nicht entmutigen!

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